Helga Buchegger
Reisegeschichten

 

"Warum ausgerechnet Wuppertal?"

 

3. Tag und Rückreise am nächsten Tag:
Frühstück, Bahnfahrt nach Köln, Kölner Dom, Museum Ludwig, Hohenzollernbrücke, St. Kunibert, St. Mariä Himmelfahrt, St. Andreas, Gülichplatz, Fastnachtsbrunnen, Haus Neuerburg, Gürzenich, St. Maria im Kapitol, Rheinauhafen, Malakoffturm, Schokolademuseum, Kranhäuser, Groß St. Martin, Heumarkt, Denkmal Friedrich Wilhelm III., Kölner Rathaus, Archäologische Zone, Alter Markt, Rheinufer, Übernachtung, Frühstück, Heimreise

 

Die Bahnfahrt nach Köln dauert etwas länger als die nach Düsseldorf, wir haben allerdings einen ziemlich schnellen Zug erwischt und stehen schon bald auf dem Kölner Hauptbahnhof. Verlässt man das Bahnhofsgebäude, befindet man sich unmittelbar vor dem Kölner Dom. Der Bahnhof spuckt also quasi die Ankommenden auf den Domplatz aus. Man braucht nur einige Stufen hinaufzusteigen, und schon befindet man sich auf der Domplatte, so wird der Fußgängerbereich um den Dom genannt.

Für Köln bin ich noch schlechter vorbereitet als für Düsseldorf. Den Kölner Dom zu besuchen, ist aber ohnehin ein Fixpunkt. Zunächst gehen wir um den Dom herum bis zur Turmfront. Der Sonnenstand lässt kein gutes Foto zu, obwohl ich mich darum bemüht habe. Darum ist die Ansicht der Türme hier noch finsterer als die Wirklichkeit. Die Fassade ist aber auch so ziemlich dunkel, der saure Regen hat dem Gestein bis in die 90er-Jahre ziemlich zugesetzt. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum ich dieses Bauwerk gar nicht so besonders schön finde, obwohl ich ein "Gotik-Fan" bin. Aber das habe ich ja schon bei unserer Anreise vorgestern festgestellt.

Köln war schon im Römischen Reich eine bedeutende Stadt. Bei Ausgrabungen in der Nähe des Domes hat man Reste von römischen Wohnhäusern gefunden. Ab dem 9. Jahrhundert gab es hier auch eine Vorgängerkirche. Aus dieser Zeit stammt das Gero-Kreuz, eines der ältesten erhaltenen Großkruzifixe. Im 13. Jahrhundert wurde schließlich beschlossen, ein neues, viel größeres Bauwerk zu errichten.

Gotik bedeutet hier zweierlei: Der Bau des Domes wurde einerseits bereits im Mittelalter begonnen, ist also "wirklich" gotisch. Andrerseits gab es ab dem Beginn des 16. Jahrhunderts einen Baustopp, und die Kirche wurde erst im 19. Jahrhundert fertiggestellt, also neugotisch, allerdings nach wiedergefundenen alten Plänen. Die Doppelturmfassade ist somit ein Werk der Neuzeit.

Der Kölner Dom war von 1880-84 das höchste Gebäude der Welt. Heute ist er das weltweit dritthöchste Kirchengebäude (nach dem Ulmer Münster und der Basilika Notre Dame de la Paix in der Elfenbeinküste).

Im Inneren ist das riesige Gebäude schon sehr beeindruckend, das ist keine Frage. Da ich zu diesem Zeitpunkt keine Informationen über die zahlreichen Kunstschätze habe, die hier zu bewundern sind, fotografiere ich zwar ausgiebig, aber ich habe nicht alles im Bild, was besonders hervorzuheben ist, so zum Beispiel den Dreikönigenschrein, die größte mittelalterliche Goldschmiedearbeit Europas, aber auch den Altar der Stadtpatrone. Den Klarenaltar, einen Flügelaltar aus dem 14. Jahrhundert und das schon erwähnte Gero-Kreuz habe ich hingegen schon fotografiert. Alle meine Fotos aus dem Dom sind samt und sonders "himmelstrebend" hochformatig.

Auf dem Domplatz ist eine Menge los, und zwar sind es überwiegend Schulklassen und Jugendgruppen, die den Dom besichtigen. Hier sind ein paar Reste der römischen Stadtmauer zu sehen. Außerdem hat man ein Modell der Kreuzblume des Domes hier aufgestellt, um zu demonstrieren, wie riesig diese in über 150 Metern Höhe angebrachte Verzierung der Turmspitzen ist.

Wir wenden uns nun in Richtung Rhein. Einige moderne Gebäude sind dem Dom vorgelagert. Es befindet sich unter anderem das Römisch-Germanische Museum und das Museum Ludwig hier. In diesem Gebäudekomplex ist auch die Kölner Philharmonie untergebracht. Über Stufen erreicht man die Rheinpromenade.

Man befindet sich hier nahe an der Hohenzollernbrücke. Sie wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichtet, und zwar als Eisenbahn- und Straßenbrücke. Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges wurde sie als dreiteilige Eisenbahnbrücke mit einem zusätzlichen Fußgänger- und Radwegstreifen wiederaufgebaut.

Etwas, was ich von der ersten Minute des Besuches in Köln bemerkt habe, was aber erst ein wenig später auch wirklich ins Bewusstsein gedrungen ist: Es ist extrem laut, und zwar nicht nur hier in unmittelbarer Nähe der Brücke, sondern auch in der domnahen Innenstadt. Abgesehen davon, dass eine Menge Baustellenlärm zu hören ist, fahren auch fast ununterbrochen Züge über die Brücke und in den Bahnhof ein. Es liegt also ein "Dauerdröhnen" in der Luft. Ich empfinde das als ziemlich unangenehm.

Unter der Brücke hindurch gehen wir ein Stück den Rhein entlang. Wir wollen zur Kirche St. Kunibert, einer der zwölf romanischen Kirchen Kölns. Außenfoto habe ich leider kein passendes zur Verfügung. Das Gotteshaus geht auf einen Bau aus dem 13. Jahrhundert zurück. Was heute hier steht, ist allerdings zur Gänze neu errichtet worden, denn das gesamte Gebäude lag nach dem Zweiten Weltkrieg in Trümmern.

Einige Fenster in der Apsis stammen noch aus dem 13. Jahrhundert. Sie waren eingelagert und haben somit den Krieg unbeschadet überstanden. Weiters ist ein Bronzeleuchter aus dem 15. Jahrhundert erhalten.

Wir wenden uns nun wieder in Richtung Süden, um in den lebendigeren Teil der Altstadt zurückzugelangen. Köln hat viele, viele, viele Kirchen, zumindest kommt es mir vor, als wäre es eine überdurchschnittlich große Anzahl.

An St. Mariä Himmelfahrt kommen wir zufällig vorbei. Das Gotteshaus liegt mit der Schmalseite der Fassade zwischen anderen Bauten eingeklemmt in einer relativ engen Gasse. Ich habe nicht mal ein Foto gemacht, weil ich wahrscheinlich den Blick gar nicht bis zur Spitze des Gebäudes erhoben habe. Im Inneren können wir nur bis zum Gitter hinter dem Eingangsbereich gehen, aber man kann sehen, dass es eine sehr große Kirche ist. Sie ist einer der wenigen Barockbauten in Köln.

Ganz in der Nähe liegt St. Andreas, wieder ein romanischer Bau. Schon in frühchristlicher Zeit gab es hier eine Kirche. Das heutige Gebäude geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Später kamen auch noch gotische Bauteile dazu, die teilweise im 19. Jahrhundert wieder entfernt wurden. Im Inneren sind einige mittelalterliche Wandmalereien erhalten, die den Zweiten Weltkrieg überdauert haben. Auffallend ist außerdem der Makkabäerschrein, ein vergoldetes Reliquienbehältnis in Form eines Kirchengebäudes.

Wir sind nun wieder ganz in der Nähe des Domes. Wir betreten eine Touristeninformation, um uns einen kleinen Stadtplan zuzulegen, da wir etwas plan- und ziellos sind. Hier gibt es natürlich auch einen Geschenke-Shop. Da fällt mein Blick auf das Regal mit "4711" ... ach ja ... genau! ... "Kölnisch-Wasser"! Das ist nicht gerade mein bevorzugter Duft, aber auf alle Fälle ist die türkise Verpackung mit dem goldenen Logo ein unverwechselbares Markenzeichen. Auf dieses Thema werde ich ein paar Zeilen weiter gleich noch mal zurückkommen.

Ein paar Gassen entfernt kommen wir an einer Musikinstrumentenhandlung vorbei. Dieses Wort ist eine kleine Untertreibung. Dieses Geschäft besteht nämlich aus mehreren Verkaufslokalen, die alle für sich - ich habe zwar nur von außen durch die Auslagenscheiben geschaut - wiederum riesengroß sind. Es gibt sogar in der Straße Wegweiser, wo welche Instrumentenart erhältlich ist. Ich staune nicht schlecht: So viele Instrumente habe ich noch nie in meinem Leben auf einmal gesehen. Echt stark!

Das Kölner Rathaus liegt jetzt auf unserem Weg. Ich mache ein paar Fotos, aber ... totales Gegenlicht! Also davon später! Wir werden hier in ein paar Stunden noch einmal vorbeikommen, und dann ist das Fotolicht viel besser.

Mir fällt gleich daneben aber ein anderes Gebäude auf. Im unteren Geschoß ist ein Verkaufslokal mit einer roten Markise, auf der der Firmenname "Farina gegenüber" prangt. Aha ... schon wieder Parfum! Mich erinnert das daran, dass ich als Kind bei den Werbespots für dieses Duftwasser immer verwundert war, warum das so komisch heißt. Gegenüber was? Und dann war ich auch noch verwundert, als ich draufgekommen bin, dass "farina" das italienische Wort für "Mehl" ist. Aber trotzdem bin ich dieser Angelegenheit bisher nie nachgegangen. Jetzt beim Schreiben dieser Reisegeschichte aber schon, denn ich bin doch ein wenig neugierig, wie man sieht.

Nun ... "Farina" ist ein Eigenname, das war zu erwarten, also den Zusammenhang mit Mehl gibt es natürlich nicht. Und dann habe ich noch herausgefunden, dass der genaue Firmenwortlaut "Johann Maria Farina gegenüber dem Jülichs-Platz", auf Französisch "Jean Marie Farina, vis-à-vis de la place Juliers" lautet. Ja genau ... da stehen wir nämlich gerade. Hier kann man auch das Duftmuseum besuchen. Und nun könnte ich noch berichten, dass "Farina gegenüber" die älteste noch bestehende Parfum-Fabrik der Welt ist, dass es bezüglich des Markennamens jahrzehntelange Streitereien mit "4711" gegeben hat ... und warum ... und wieso ... und überhaupt. Aber das würde in diesem Rahmen zu weit führen. Sollte jemand noch so neugierig sein wie ich: Auf Wikipedia wird man fündig. Nur noch so viel: "4711" ist eine ehemalige Hausnummer und damit auch eine Ortsbezeichnung, und es liegt gegenüber der Post, und das Wörtchen "gegenüber" hat auch hier einmal im Firmennamen eine Rolle gespielt.

Weitere Fotos entstehen hier in dieser Gegend. Unter anderem habe ich einen Brunnen ins Bild gebracht, ich gebe zu, nur deswegen weil einige andere Leute dort fotografisch tätig waren. Wie später eruiert, ist das der Fastnachtsbrunnen, und ich habe sinnigerweise nur das Becken auf dem Foto und nicht den Brunnenaufbau. Das Haus dahinter ist zudem völlig eingerüstet und hätte deswegen keinen guten Hintergrund abgegeben. Ein sechseckiger schmaler Turm fällt mir noch auf, er gehört zum Haus Neuerburg, einer ehemaligen Zigarettenfabrik.

Auf unserem kleinen Plan ist ein Gebäude namens Gürzenich eingezeichnet. Was verbirgt sich hinter dieser eigenartigen Bezeichnung? Gürzenich ist der Name einer reichen Familie, die hier im 15. Jahrhundert ein stolzes Gebäude errichten ließ. Wie immer erfolgten zahlreiche An- und Umbauten und ein Wiederaufbau nach dem Krieg. Heute ist der Bau ein Kongress- und Veranstaltungszentrum, innen modernisiert und technisch neu ausgestattet. Auf einer Bank davor nehmen wir eine Weile Platz, und im Rucksack findet sich ... mmmhhh ... Schokolade.

Damit sind unsere Batterien wieder ein wenig aufgeladen und wir nehmen die nächste romanische Kirche in Angriff, und zwar die größte dieses Baustils in Köln. Und die ... gleich vorweg ... beeindruckt mich sehr.

Es handelt sich um St. Maria im Kapitol. Der Name lässt darauf schließen, dass der erste Bau an dieser Stelle ein römischer Tempel war. Auf dessen Fundamenten wurde im 7. Jahrhundert eine Kirche errichtet, aber schon im 11. Jahrhundert gab es einen Neubau. In den folgenden Jahrhunderten wurden Teile des Bauwerks zerstört, manche davon wiedererrichtet, auch wurde umgebaut und verändert, bis schließlich der Zweite Weltkrieg nur mehr wenig von der Bausubstanz übrig ließ. Der Wiederaufbau ist eine Rekonstruktion des Gebäudes, wie es im 11. Jahrhundert ausgesehen haben mag.

Das Auffallende an dieser Kirche ist, dass der Chor dreiteilig aufgebaut ist, man nennt das Drei-Konchen-Anlage, wie bei der Geburtskirche in Bethlehem, und dass dadurch im Chor selber wieder ein Zentralraum entsteht, zu dem man ein paar Stufen hinaufsteigen muss. Irgendwie hat man also das Gefühl, es ist eine Kirche in der Kirche.

Zwischen Langhaus und Chor befindet sich ein in der Renaissance errichteter Lettner, der mit vielen Figuren verziert ist und in Mecheln gebaut wurde. Er ist größer als geplant, da damals regional unterschiedliche Maße verwendet wurden und man dies beim Auftrag nicht bedacht hatte.

Bevor wir das Gotteshaus wieder verlassen, besuchen wir noch die Krypta, ein sehr großer Raum, der offensichtlich auch heute noch in Verwendung steht. Der in seine Spektralfarben zerlegte Lichtstrahl muss natürlich fotografiert werden. Neben dem Eingang zur Kirche befindet sich ein Kreuzgang. Auf einigen Informationstafeln in der Nähe des Tores ist ein Luftbild angebracht, auf dem man den Aufbau der Kirche und ihren Grundriss sehen kann.

Nicht weit entfernt kommen wir an einem Kaffeehaus mit davor in der Sonne aufgestellten Tischen vorbei. Der Gedanke, gemütlich einen Kaffee zu trinken, liegt also nahe. Ich überfliege die Getränkekarte, und dabei sticht mir "russische Schokolade" in die Augen. Wir lassen uns beide dazu verleiten, und ich gehe davon aus, dass der darin enthaltene Alkohol nur sehr wenig sein wird. Es war aber anscheinend nicht ganz so wenig, denn als ich wieder aufstehe, merke ich die Wirkung doch recht deutlich. Glücklicherweise ist es aber schnell wieder verflogen. Es hat jedenfalls wunderbar geschmeckt.

Wir gehen nun weiter bis zum Nordende des Rheinauhafens. So heißt die ehemalige Hafenanlage, die in den letzten Jahrzehnten mit modernen Büro- und Wohnbauten ausgestattet wurde. Zwischen einer länglichen Halbinsel und dem Rheinufer erstreckt sich ein schmales Hafenbecken, das nach Norden offen ist. Eine Drehbrücke verbindet die Spitze der Landzunge mit dem Festland. Dort steht der Malakoffturm. Ich kann mir nicht helfen, die Assoziation dazu ist für mich eindeutig "Torte". Der Name des Turms geht auf Fort Malakow, eine im Krimkrieg belagerte Festung zurück. Und ... wieder was dazugelernt ... die Bezeichnung der Torte hat denselben Ursprung. Der Turm diente als Wachturm und als Unterbringung für die Pumpanlage, die die Drehbrücke in Bewegung setzte.

Heute befindet sich an der Nordspitze der Halbinsel das Schokolade-Museum. Ein großer goldener Lindt-Hase sitzt über dem Eingang dazu. Wir gehen über die Drehbrücke und ein Stück um das Museumsgebäude herum. Man hat hier einen schönen Ausblick. Um die weiteren Bauten im Rheinauhafen haben wir uns überhaupt nicht gekümmert. Interesssant wären dort jedoch die drei Kranhäuser gewesen, das letzte war zu dieser Zeit gerade in Fertigstellung begriffen. Zwei davon sind Bürogebäude, eines beherbergt Luxuswohnungen. Die Idee dahinter ist, dass die Form, ein umgedrehtes "L", an einen Hafenkran erinnern soll.

Wir möchten nun noch eine letzte romanische Kirche besuchen, und zwar Groß St. Martin. Auch wenn man sich vorher nicht vorgenommen hätte, sie anzuschauen, man kommt nicht um sie herum. Das ist nämlich ein sehr auffälliger Kirchenbau, weithin sichtbar, ein markanter Turm, der mehr an eine Burg als an eine Kirche erinnert, erhebt sich über die umliegenden Häuser und prägt das Kölner Stadtpanorama vom Rhein aus gesehen.

Auch hier wurde eine Kirche auf römischen Fundamenten errichtet, wann und wie liegt allerdings im Dunkel der Geschichte. Im 12. Jahrhundert fand ein romanischer Neubau statt, der in den nächsten Jahrhunderten kaum Veränderungen erfuhr. Nur am Turm mussten Restaurierungsarbeiten aufgrund von Feuer- und Sturmschäden vorgenommen werden. Im 18. Jahrhundert gab es Ausschmückungen im Sinne des Barock und dann des frühen Klassizismus. Nach einer Phase des Niedergangs während der Napoleonischen Besatzungszeit wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts umfassende Restaurierungsarbeiten innen und außen durchgeführt. Der Zweite Weltkrieg richtete großen Schaden an. Die Idee, die Reste der Kirche als Mahnmal stehen zu lassen, wurde verworfen, und so erfolgte ein 40 Jahre währender Wiederaufbau.

Das Gebäude ist - wie St. Maria im Kapitol - ebenfalls eine Drei-Konchen-Anlage. Die Wirkung ist hier aber völlig anders. Da dieser dreiteilige Chor nicht vom Langhaus der Kirche optisch getrennt ist, ist man überwältigt von der Weite und Höhe des Raumes. Es erinnert mich ein wenig an den Speyerer Dom, auch wenn der in seinen Abmessungen noch um einiges monumentaler ist. Aber das Raumgefühl ist für mich sehr ähnlich. Es spielt gerade jemand auf der Orgel. Das macht den Besuch der Kirche noch beeindruckender.

Das Kircheninnere birgt einige Kunstschätze, unter anderem eine Grablegungs- und eine Kreuzigungsgruppe aus dem 15. Jahrhundert. Vor letzterer befindet sich ein staufischer Taufstein aus dem 13. Jahrhundert. Im Altarraum steht ein modernes Kreuz. Das Spiel von Licht und Schatten - das Kreuz leuchtet noch in der Sonne, während der Hintergrund, also die Apsis mit ihren Säulen und Rundbogen, schon großteils im Dunkeln liegt - fasziniert mich. Ich kann es noch aufs Foto bannen, bevor das Licht auf dem Kreuz erlischt. Aber, wenn ich mir die Fotos jetzt betrachte, die Magie des Moments ist leider nicht "mitgekommen".

Ohne fixes Ziel und ohne eine bestimmte Richtung einzuhalten, spazieren wir durch die Altstadt und stehen auf einmal auf einem riesigen Platz, der von zahlreichen Restaurants und Kaffeehäusern gesäumt wird. Es handelt sich um den Heumarkt, er ist sehr belebt, aber er hat meiner Meinung nach wenig Atmosphäre, die meisten Häuser sind, rein optisch gesehen, uninteressante Bauten. Am Südende des Platzes steht ein sehr auffälliges Denkmal. Es zeigt Friedrich Wilhelm III. von Preußen hoch zu Ross. Auf dem riesigen Sockel unter ihm stehen mehr oder weniger bekannte Persönlichkeiten.

Weiter durch ein Gewirr von Gassen, vorbei am Biermuseum - für uns wohl nicht interessant, da wir beide Bier überhaupt nicht mögen - kommen wir zum zweiten Mal am heutigen Tag zum Kölner Rathaus. Die Lichtverhältnisse sind zum Fotografieren jetzt zwar optimal, aber gegenüber schiebt sich ein Bau so weit in den Platz hinein, dass man Turm und danebenliegendes Gebäude nicht gemeinsam aufs Bild bekommt. Es sei denn, man geht rechts seitlich weiter zurück, dort hat man aber auf jeden Fall eine der dort aufgestellten großen Kugellampen mitten in der Ansicht. Na gut, dann halt in Portionen!

Der Rathauskomplex steht ungefähr dort, wo die römische Siedlung ihr Zentrum hatte. Im Mittelalter war hier das Jüdische Viertel. Die ersten Vorläufer der Gebäude kann man bis ins 12. Jahrhundert zurückverfolgen. Der älteste noch erhaltene Bauteil des Rathauses stammt aus dem 14. Jahrhundert. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde der Rathausturm errichtet. Die dem Rathaus vorgebaute Renaissance-Laube stammt aus dem 16. Jahrhundert. Mehr Worte möchte ich über die Baugeschichte und die weitere Ausstattung der gesamten Gebäudegruppe nicht verlieren. Wir haben ja nur den Turm und die Laube von außen betrachtet.

Gleich daneben ist eine Baustelle. Und zwar werden hier archäologische Grabungen durchgeführt. In einem provisorisch errichteten Gebäude werden Steine und Erdreich sortiert und geprüft. Es wird sowohl da drinnen als auch in der Baugrube emsig gearbeitet.

Auf der anderen Seite des Rathauses, also östlich davon, befindet sich der Alter Markt (nein, das ist kein Tippfehler, das "r" ist nicht zuviel, "Alter Markt" wird nicht flektiert, habe ich auf Wikipedia erfahren, warum auch immer das so ist ...), ein langgezogener Platz, der ebenfalls viele gastronomische Betriebe beherbergt. Mir ist hier nichts Auffälliges begegnet. Das Denkmal habe ich fotografiert, ohne zu wissen, wen es darstellen soll. Mittlerweile bin ich informiert, es ist Jan van Werth, um diesen Herrn rankt sich irgendeine Sage, er lebte zur Zeit des 30-jährigen Krieges.

Wir gehen nun zurück zum Rheinufer und setzen uns dort eine Weile auf sonnengewärmte Steinplatten in der Wiese. Wir schauen dem Treiben zu. Viele andere Menschen sitzen auch hier, auf Bänken oder mitten in der Wiese. Es gibt Spaziergänger, Radfahren, Skater, ... Alle freuen sich über den Frühling. Später suchen wir uns noch ein Gasthaus, um unseren mittlerweile wirklich brüllenden Hunger zu stillen, und dann ist es Zeit, nach Wuppertal zurückzukehren.

Wir verbringen die letzte Nacht im "art Fabrik & Hotel". Nach dem Frühstück mache ich noch einen Rundgang im Hotel, und zwar einen fotografischen, und ich kann es auch nicht lassen, hier noch einige meiner Eindrücke zur Schau zu stellen.

Auch zwei Fotos von unserem Zimmer sind dabei, um die Geräumigkeit zu demonstrieren. Wir haben natürlich ein ganz normales Zimmer bewohnt, aber man könnte auch "Künstlerzimmer" buchen. Jedes von denen ist ein kleines Kunstwerk für sich und ein Unikat. Ich würde dafür aber keinen höheren Preis zahlen wollen, darum bin ich nicht sicher, ob diese auch wirklich frequentiert werden. Ich bin auch nicht restlos überzeugt, ob das Gesamtkonzept für dieses Hotel aufgeht. Zu wünschen wäre es, denn ich finde es absolut gelungen, und wir haben uns dort sehr wohl gefühlt.

Dann machen wir uns auf den Weg zum Bahnhof Wuppertal. Von dort besteigen wir unseren Zug heimwärts. Die Fahrt ist sehr lange, aber so manche schöne Landschaft zieht vorbei. Der Zug bringt langsam aber sicher wieder einige Verspätung zustande. Wir müssen uns darauf einrichten, dass wir den Zug von Linz nach Asten nicht erreichen und damit eine ganze Stunde verlieren werden. Aber ... stimmt gar nicht! Angenehmerweise wird der Rückstand zwischen Passau und Linz fast ganz aufgeholt, und wir erreichen den Anschluss problemlos.

Spät am Abend trudeln wir dann endlich zu Hause ein. Und ich fühle mich wirklich ein wenig groggy. Aber was macht das schon?

 

Die kleinen Fotos von den Sehenswürdigkeiten kann man anklicken, um ein größeres Foto betrachten zu können.

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