Helga Buchegger
Reisegeschichten

 

"Rom für Anfänger"

 

1. Tag:
Fontana dell'Acqua Felice, Piazza della Repubblica, Santa Maria degli Angeli e dei Martiri, Fontana del Tritone, Fontana di Trevi, Fontana della Barcaccia, Scalinata Trinità dei Monti, Piazza del Popolo, Via del Corso, Piazza Colonna, Palazzo del Quirinale, Sant'Andrea al Quirinale, Abendessen in Hotelnähe

Am ersten Tag sind wir nur zu Fuß unterwegs. Wir gehen die Via XX Settembre entlang vorbei amFinanzministerium und an früchtetragenden Orangenbäumen. Ganz fasziniert schaue ich auf die leuchtenden Früchte, da stolpere ich auch schon.Ich muss besser aufpassen, das Pflaster in Rom ist wirklich furchtbar.

An der Piazza San Bernardo stehen wir ohne danach gesucht zu haben vor einem der zahlreichen römischen Brunnen. Über diesen, die Fontana dell'Acqua Felice, sagt der Reiseführer,dass der grimmige (und nebenbei bemerkt auch ziemlich verschmutzte) Herr der Moses ist.

Großartig und auf jeden Fall ein Foto wert finde ich die dort wie eine Armada aufgestellten Motorroller. Das scheint in Rom eines der Hauptfortbewegungsmittel zu sein. Die werden uns noch in Massen begegnen und manchmal werde ich mich sogar ein wenig vor ihnen fürchten, wenn sie an der Kreuzung in Fünferreihen loszischen oder sich an den Straßenecken ohne Rücksicht auf die Fußgänger in die Kurve legen.

Wir gehen weiter zur Piazza della Repubblica. Die ist recht eindrucksvoll mit ihren sie flankierenden Gebäuden und dem großen Brunnen in der Mitte. Gegenüber befindet sich der Gebäudekomplex der Terme di Diocleziano mit einem Museum (das wir nicht besucht haben). Da gehört auch die Basilica Santa Maria degli Angeli e dei Martiri dazu. Wir können allerdings nicht hinein, denn dort ist gerade irgendeine offizielle Feier. Es gibt jede Menge Militär und Polizei, alles ist abgesperrt, und ein roter Teppich ist ausgerollt. Eine Zeitlang warten wir, was passiert, aber dann wird es uns zu langweilig. Wir werden an einem anderen Tag nochmal hierher kommen.

Wir gehen über die Straße und sehen dort unseren ersten Obelisken. 13 an der Zahl hat Rom zu bieten, wir werden noch einige davon zu Gesicht bekommen. In dem Park daneben ist ein kleiner Brunnen. Hier steht eine relativ junge Frau, vornübergebeugt und hält ihren Kopf mit den langen Haaren unter den Wasserstrahl. Ich nehme an, es ist eine Obdachlose, sie sieht aber nicht wirklich verwahrlost aus. Dann wirft sie auch noch ihre Jeansjacke in das Brunnenbecken und lässt das Wasser darüberrinnen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass von dieser Prozedur irgendwas sauber wird, aber nass ist es allemal, bei Temperaturen um die 10 Grad lässt mich das ziemlich erschauern.

Wir gehen ein Stück unseres bisherigen Weges zurück. Wir wollen endlich in das Centro Storico. An der Piazza Barberini sehen wir die Fontana del Tritone, die lassen wir aber ziemlich unbeachtet links liegen, denn wir nehmen jetzt Kurs auf die erste wichtige Sehenswürdigkeit Roms, auf die Fontana di Trevi, Roms bekanntesten Brunnen, eine pompöse Barock-Inszenierung, ein beliebter und ganztägig stark frequentierter Treffpunkt.

Hier ist also ziemlich viel los. Die Straßenhändler verkaufen geräuschvolle Seifenblasenschießmaschinen und alles mögliche andere Zeug, es wird wie wild geknipst und gefilmt. Viele Touristen lassen sich hier genau in dem Moment fotografieren, in dem sie eine Münze mit der rechten Hand über die linke Schulter verkehrt zum Brunnen stehend werfen. Das tut man, wenn man wiederkommen möchte. Zu diesem Zeitpunkt weiß ich ja noch nicht, ob ich das will. Ich bin ja gerade erst gekommen.

Rom, Scalinata Trinità dei MontiRom, Fontana della BarcacciaUnser nächstes Ziel ist die Scalinata Trinità dei Monti, die Spanische Treppe. Sie führt von der Piazza di Spagna zu der von den Franzosen erbauten Kirche Trinità dei Monti. Auf dieser Piazza befindet sich die Fontana della Barcaccia. Dieser Brunnen stammt von Pietro Bernini, dem Vater des in Rom allgegenwärtigen Baugenies Gian Lorenzo Bernini. Dessen Werke werden uns noch oft begegnen. Die Inspiration dazu kam durch die Geschichte von einem hier bei den oftmaligen Tiber-Hochwassern gestrandeten Kahn.

Obwohl es erst Februar ist, sitzen hier sehr viele Leute auf den Stufen und freuen sich über die Frühlingssonne. Der Gesamteindruck dieses Platzes leidet aber derzeit stark darunter, dass der vor der Kirche aufgestellte Obelisk gerade renoviert wird und großflächig zugehängt ist. Damit sieht man von unten also kaum etwas von der Kirche. Der Ausblick von oben gefällt mir da schon viel besser. Hier werden unter anderem Bilder verkauft.

Ein wenig weiter links an der Kirche vorbei machen wir es uns auf einer Mauer gemütlich und verspeisen die noch vom großzügig bemessenen Frühstück vohandenen Reste, ein kleiner Mittags-Imbiss also. Wir gehen dann den Weg oben weiter, man könnte von dort aus auch auf den Pincio hinaufgehen. Man hat aber auch von nicht ganz oben schon einen schönen Ausblick. Zum ersten Mal sehe ich in der Ferne die Kuppel von San Pietro. Der Besuch des Vatikans ist erst für Mittwoch geplant, ich merke aber, dass ich schon zu diesem Zeitpunkt irgendwie auf diesen Höhepunkt der Rom-Reise hinfiebere, so eine Mischung aus "ich-möcht-schon-endlich-hin" und "da-haben-wir-noch-was-besonderes-vor-uns".

Wir nähern uns nun der Piazza del Popolo, und zwar kommen wir von oben und seitlich auf diesen eindrucksvollen Platz. Hier bekamen die in früheren Zeiten von Norden (von uns aus gesehen jetzt rechts) eintreffenden Reisenden einen ersten Eindruck von dieser Stadt, deswegen wurde hier auch alles so großzügig und prunkvoll angelegt. Das Stadttor, die Porta del Popolo ist nach Entwürfen von Michelangelo gebaut worden, dessen genialer, vielseitiger Kunst wir in Rom natürlich noch oft begegnen werden.

Neben der Porta del Popolo liegt eine kleine Kirche, Santa Maria del Popolo. Im Reiseführer steht da was über eine frühere kleine Kapelle, die den bösen Geist des Nero, der angeblich hier wo begraben ist, hätte bannen sollen, aber auch etwas über die dann den Augustinern gehörende Kirche, in der Martin Luther während seines Rom-Aufenthaltes Messen zelebriert haben soll. So ist es in Rom überall. Jedes Bauwerk hat aus verschiedenen Epochen eine ganze Reihe von Geschichten zu erzählen.

Gegenüber dem Stadttor laufen drei Straßen strahlenförmig auseinander. Die mittlere ist die Via del Corso, eine der Hauptlebensadern Roms. Zwischen den drei Straßen stehen jeweils am Eckpunkt zwei Kirchen, eindrucksvolle Kuppelbauten. Auf den ersten Blick schauen sie gleich aus, aber sie sind doch nicht wirklich gleich, wenn man genauer hinschaut. In der Mitte des Platzes - wie könnte es anders sein - ein Obelisk, inmitten von wasserspeienden Löwen.

Wir nehmen dann die mittlere Straße, also den Corso. Auf der rechten Seite gehen wir in eine Kirche hinein, es ist San Carlo al Corso. Der Reiseführer schweigt zwar über sie, aber man könnte wahrscheinlich in jede römische Kirche hineingehen, auch wenn sie noch so ein unbeschriebenes Blatt ist. Sie wird immer prächtig sein. Auch diese ist es. Und vor jeder Kirche sitzen Bettler, fast immer alte Frauen, auch so begegnet man ihnen überall in der Stadt.

Wir gehen dann noch weiter bis zur Piazza Colonna. Dort steht die Marc-Aurel-Säule. Diesem römischen Kaiser werden wir noch hoch zu Ross auf dem Kapitol begegnen. Hier gibt er der Säule nur mehr den Namen, diese ist zwar noch original, sie wurde für einen seiner siegreichen Feldzüge errichtet, die dazugehörige Figur existiert aber nicht mehr. Die heutige Statue auf der Säule stellt den Apostel Paulus dar.

Auf diesem Platz befindet sich auch der Palazzo Chigi, das ist der Sitz des italienischen Ministerpräsidenten. Natürlich stehen Uniformierte davor, aber mir wäre das gar nicht besonders aufgefallen. In Rom gibt es Massen von verschiedenen Polizei-Einheiten. Sie sind überall, zu Fuß oder mit ihren Autos oder Motorrädern. Die Römer (wahrscheinlich überhaupt die Italiener) haben außerdem offensichtlich eine außergewöhnlich große Vorliebe für jegliche Art von Uniform. Und sie haben es auch gerne laut. Ich schätze, dass ich an jedem Rom-Tag durchschnittlich 10 bis 15 Mal das Folgetonhorn eines Einsatzfahrzeuges gehört habe.

Wir biegen dann links vom Corso ab, da wir uns langsam in Richtung Hotel zurückbewegen wollen. Wir kommen dabei am Areal des weitläufigen Palazzo Quirinale vorbei. Dieser wurde zunächst als Sommerresidenz für die Päpste geplant, es wurde lange daran gebaut, nach 1870 war es dann die Residenz der italienischen Könige und heute ist hier der Amtssitz des italienischen Präsidenten. Wir erklimmen die Stiege zur Piazza del Quirinale, geziert von einem Brunnen mit einem Obelisken, bis zum Ende der Reise betrachte ich Obelisken bereits als uninteressant und inflationär. Von da oben hat man auch einen schönen Ausblick.

Aha, schon wieder Absperrungen! Was ist denn da los? Plötzlich eine marschierende Musikkapelle, Militär, zwei verschiedene offensichtlich historisch gekleidete Einheiten, eine komplizierte Zeremonie, bei der alles nach strengen Regeln zackig abläuft. Die Melodie erinnert an "Prinz Eugenius, der edle Ritter". Dann erklingt die italienische Hymne. Ein paar neben mir Stehende singen spontan mit. Dieser Umstand hat mich irgendwie beeindruckt.

Eine Wachablöse also, das ist klar. Wir haben nachher den Polizisten gefragt, den, der die ganze Zeit ganz wichtig und streng darauf geachtet hat, dass niemand im Fotografiefieber zu nahe herantritt, dieses Spektakel findet tatsächlich tagtäglich um 15 Uhr statt. Eigentlich ist mir ja jegliches Militär-Getue absolut zuwider, aber auch wenn das ein Widerspruch ist, das hat mir jetzt trotzdem ganz gut gefallen.

Die letzte Station auf unserem heutigen Weg ist die Kirche Sant'Andrea al Quirinale. Sie hat eine interessante Form. Sie ist ein Ovalbau, aber quergestellt, also breiter als lang. Wenn man gegenüber dem Altar eintritt, hat man die kürzeste Strecke vor sich, nach rechts und links ist es hingegen wesentlich weiter. Auch die Kuppel ist oval gebaut. Ich habe leider nur die Kuppel und den Boden fotografiert, ich weiß nicht warum, wahrscheinlich bin ich schon müde. Die Kirche war die Hofkirche der italienischen Könige und wird heute angeblich gerne als Hochzeitskirche verwendet, das wundert mich nicht. Sie ist wirklich sehr schön und die Raumwirkung außergewöhnlich.

Dann ist es Zeit, im Hotel ein wenig auszurasten und sich für einen kleinen abendlichen Spaziergang und unser erstes römisches Essen herzurichten.

Wir gehen etwas unschlüssig herum in dem Viertel rund um unser Hotel. Restaurants gibt es genug, aber wir sind schon zu müde, um noch recht lang auf der Suche sein zu wollen. Wir gehen in ein Lokal hinein, in dem offensichtlich viel los ist. Wir werden zu einem Platz inmitten des Raumes geführt. Es ist total eng und ungemütlich, ich kann kaum meine Beine unter den Tisch stecken, außerdem ist es viel zu hell, der Geräuschpegel ist enorm, weil so viele Leute da sind. Wir haben also eine Touristen-Massenabfertigung erwischt.

Wir essen kalte Vorspeisen vom Buffet, Michael bestellt sich Penne all' Amatriciana und wir Abbacchio al Forno, das ist im Ofen gebratenes Lamm mit Kartoffeln, soll man in Rom unbedingt essen, habe ich mir sagen lassen. Die Vorspeisen sind gut, Michael ist nicht restlos begeistert, aber unser Lamm ist perfekt. Da gibt es nichts auszusetzen. Wir werden aber trotzdem nicht mehr dorthin gehen, denn ein gemeinsames Abendessen im Urlaub nach einem anstrengenden Besichtigungstag soll unbedingt auch gemütlich sein. Gut Schmecken alleine ist zu wenig. Mit der Auswahl des Lammes haben wir aber trotzdem einen guten Griff getan, denn ich habe es während des weiteren Rom-Aufenthaltes in keiner Speisekarte mehr gesehen.

 

Die kleinen Fotos von den Sehenswürdigkeiten kann man anklicken, um ein größeres Foto betrachten zu können.

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