"Drei Tage in der Goldenen
Stadt"
2. Tag: Kleiner Ring (Male Namesti),
Karlsgasse (Karlova), Clam-Gallas-Palast, Clementinum, St.
Salvatorkirche, Kreuzherrenplatz (Krizovnicke Namesti),
Kreuzherrenkirche, Bronzestatue Karls IV., Altstädter
Brückenturm, Karlsbrücke (Karluv Most), Kleinseitner
Brückentürme, Kleinseite (Mala Strana), Brückengasse
(Mostecka), Kirche St. Maria unter der Kette (Kostel Panny Marie
Pod Retezem), Kleinseitner Ring (Malostranske Namesti), St.
Niklaskirche (Kostel Svateho Mikulase), Neruda-Gasse (Nerudova),
Hradschiner Platz (Hradcanske Namesti), Erzbischöflicher
Palast, Schwarzenberg-Palast, Veitsdom (Katedrala Svateho Vita),
St. Georgs-Basilika, Königspalast, Burgvorstadt,
Loreto-Heiligtum, Mittagessen, Rückweg über die
Karlsbrücke (Karluv Most), Prag bei Nacht
Der Tag beginnt mit einem Frühstücksbuffet
in unserem Hotel. Wir suchen uns einen Tisch im dafür
vorgesehenen Bereich, es ist nicht recht gemütlich, denn man
befindet sich eigentlich in einem etwas abgetrennten Teil der
Hotelhalle. Aber das wäre nicht das Problem. Das Buffet
sieht auf den ersten Blick sehr reichhaltig aus. Es verbraucht
eine ganze Menge Platz. Aber bei näherer Betrachtung kommt
nicht wirklich der große Appetit auf. Es schaut alles nicht
recht gustiös aus, und es schmeckt auch nicht gut. Am
ehesten komme ich noch mit einem Schokoladekuchen zurecht, den
ich aber mit Milch übergieße, denn sonst würde er
mir bei den Ohren rausstauben. Gerhard versucht von überall
ein wenig, Michael landet auch beim Schokoladekuchen, er versucht
ihn mit einem Berg Marmelade zu verfeinern. Na ja, der Magen hat
was bekommen, aber der Gaumen nicht.
Wir
nehmen dann wieder die U-Bahn ins Zentrum und steigen wie gestern
bei der Haltestelle Mustek aus. Zunächst sind wir hier ganz
nahe des schon gestern besuchten Altstädter Ringes. Wir
lassen ihn aber rechts liegen und gehen durch ein Gewirr von
kleinen Gassen, überall gibt es Souvenirs zu kaufen, keine
Tür, kein Fenster in einer Hauswand, wo nicht irgendwas zum
Kauf angeboten wird. Und wenn schon nicht das, dann zumindest ein
"Change", wo man sich wieder mit "Korunas"
eindecken kann, wenn sie einem ausgegangen sind.
Alle Schilder sind in Tschechisch und in Englisch
geschrieben. Deutsch kommt so gut wie gar nicht vor, aber
Italienisch begegnet man oft. Es gibt auch sehr viele
italienische Restaurants mit italienischen Speisekarten
ausgehängt. Kein Wunder, es sind tatsächlich auch sehr
viel italienische Touristen hier.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass alles Käufer
findet, was hier angeboten wird, aber andrerseits laufen die
Touristen hier eben in Massen durch. Jetzt ist es ja gerade erst
März und kaltes Wetter, und ich nehme an, dass die Kauflust
mit den Temperaturen noch steigen wird. Die Vielfalt ist groß.
Es gibt Kopfbedeckungen, Schals, Glaswaren, Kristall, Schmuck,
Marionetten, Puppen, .... sogar eine ganze Rüstung könnte
man sich kaufen. Ich wollte schon immer mal so etwas haben, aber
leider, leider habe ich keinen Platz in unserer Wohnung dafür.
Und für den täglichen Gebrauch als Kleidungsstück
ist es mir doch etwas zu sperrig. Es schneit schon wieder.
Wir kommen dann zum Kleinen Ring (Male namesti).
Hier befinden sich ein paar sehenswerte Häuser. Das
auffallendste Gebäude auf diesem Platz ist das mit Sgraffiti
verzierte Haus zu den Drei Weißen Rosen. Ich nehme an, das
sind die drei weißen Blümchen oben am Giebel. Mehr ins
Auge sticht da eindeutig der Name Rott. So hat die Eisenhandlung
geheißen, die da früher mal drinnen war. Sehr schön
sind auch das Richter-Haus, das Haus zur Goldenen Lilie und das
Haus zur Goldenen Krone.
Wenn in Prag etwas golden ist, dann ist es immer
sehr golden. Auch die Farben werden beim Renovieren immer ganz
intensiv verwendet, zumindest mir kommt das so vor. Dadurch wirkt
alles sehr plakativ, manchmal fast ein wenig unwirklich. Ich
glaube auch, dass das Renovieren nicht "mit Gefühl"
sondern "mit Gewalt" passiert, Hauptsache frische Farbe
drauf und die Touristen werden davon "angesprungen"!
Aber
insgesamt muss ich doch zugeben, dass es schön ausschaut,
wenn alles so sauber und frisch hergerichtet ist, einfach "wie
aus dem Ei gepellt". Auf dem Platz befindet sich ein kleiner
vergitterter Renaissance-Brunnen, auch er hat strahlend goldene
Details, aber leider wird er von den bunten Sonnenschirmen des
Kaffeehauses total erdrückt.
Wir
gehen dann die Karlsgasse (Karlova) entlang, einst Krönungsweg
der Könige, heute touristischer Trampelpfad. An der Ecke zur
Husgasse (Husova) befindet sich der Clam-Gallas-Palast. Ich
fotografiere das Portal mit den Atlanten. Das ganze Gebäude
ist riesig, viel zu groß für die enge Gasse, es diente
zur Machtdemonstration für einen hohen Staatsbeamten und
wurde Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut. Es schneit zeitweise
ganz heftig. Leider entstehen dadurch in der Folge etliche Fotos
mit beschlagenem Objektiv, so grauslich nass ist es im Moment.
Ich habe hier deswegen nur die zwei rechten Figuren aus dem Bild
herausgeschnitten, das ganze Foto ist unbrauchbar.
Wir kommen an dem weitläufigen Areal des
Clementinums vorbei. Mitte des 16. Jahrhunderts wurden die
Jesuiten nach Prag geholt, um die Gegenreformation zu
unterstützen. Es wurde hier ein riesiger Gebäudekomplex
errichtet, mit drei Kirchen, einer Schule und einer Sternwarte,
alles
zusammen ein Symbol der Rekatholisierung. Heute befindet sich
hier ein Teil der Universität und die Staatliche Bibliothek.
Eine dieser Jesuitenkirchen ist die St. Salvatorkirche. Sie liegt
rechts am Endpunkt der Karlsgasse, die hier in den
Kreuzherrenplatz (Krizovnicke Namesti) mündet.
Dieses Foto von der Fassade der St.
Salvatorkirche möchte ich nicht vorenthalten. Es ist
erstaunlich, wie so etwas überhaupt entstehen kann. Die
Qualität ist mies, weil es schneit und trüb ist. Die
Laterne links schaut aus, als würde sie gleich
herunterkippen und das Schild mitten im Bild ist einfach
"genial". Ich frage mich, wo ich da hingeschaut habe.
Auf dem Kreuzherrenplatz, weiter nach vor in
Richtung Moldau geschoben und damit mit ihrer Kuppel für das
Stadtbild wesentlich beherrschender als die St. Salvatorkirche,
befindet sich die Kreuzherrenkirche. Der Kreuzherrenorden stand
in Konkurrenz
zum mächtigen Jesuitenorden, und so ist diese Kirche quasi
als Gegenpol errichtet
worden. Schräg davor ist eine Bronzestatue Karls IV. Sie
wurde Mitte des 19. Jahrhunderts hier aufgestellt.
Gegenüber der St. Salvatorkirche
befindet sich der Altstädter Brückenturm, er bildet das
Tor zur Karlsbrücke. Von Karl IV beauftragt, aber erst unter
seinem Sohn Wenzel fertiggestellt, war der Turm eher ein Symbol
der Macht als ein Verteidigungsbauwerk.
Er wurde vom Baumeister Peter Parler errichtet, der auch für
den Veitsdom und die Karlsbrücke verantwortlich zeichnet.
Die Plastiken an der der Brücke abgewandten Seite des Turmes
zeigen die beiden Herrscher und verschiedene Heilige. Die andere
Seite ist schmucklos, weil die dort vorhandenen Skulpturen im
30-jährigen Krieg beschädigt und daher später
abgetragen worden sind.
Nun stehen wir also am Kopf der
Karlsbrücke (Karluv Most), eines der Prager Wahrzeichen.
Trotz des schlechten Wetters ist es ungeheuer belebt hier. Der
Grundstein für diese Brücke wurde Mitte des 14.
Jahrhunderts gelegt, als die Vorgängerbrücke, die
Judithbrücke, durch ein Hochwasser zerstört worden war.
Die Ausblicke von der Brücke auf beide Ufer der Moldau sind
sehr malerisch. Es gibt hier viele Verkaufsstände, zum
Großteil werden Bilder verkauft. Teilweise kommt jetzt
zwischen dunklen Wolken die Sonne heraus, um gleich darauf
wiederzu verschwinden. Es geht nichts über ein wirklich
herrliches Reisewetter!
Die 30 Brückenfiguren stammen aus
dem 17. und 18. Jahrhundert, bei vielen handelt es sich bereits
um Kopien. Eine Figur zeigt den Heiligen Nepomuk. Er wurde an
dieser Stelle von der Brücke in die Moldau geworfen, der
Legende nach, weil er König Wenzel IV. nicht verraten
wollte, was seine Frau gebeichtet hat. In Wirklichkeit drehte es
sich aber um Geld und Politik.
Auf
dem Sockel, auf dem die Statue steht, sind zwei Tafeln
angebracht. Auf einer davon sieht man deutlich die Spuren von
vielen Berührungen. Es erinnert mich an die Petrusstatue im
Petersdom in Rom. Ich habe aber nicht herausfinden können,
welche Bewandtnis es hier damit hat.
Der Stadtteil auf der anderen Seite
der Moldau, unterhalb der Prager Burg, heißt Kleinseite
(Mala Strana). An diesem Ende der Brücke befinden sich die
Kleinseitner Brückentürme. Der von der Brücke aus
(wie auch auf dem Foto) gesehen linke Turm geht noch auf die
Judithbrücke zurück, also bis ins 12. Jahrundert, der
rechte wurde erst im 15. Jahrhundert, also später als der
Altstädter Brückenturm errichtet. Dieses Ende der
Brücke ist derzeit eine große Baustelle.
Wir folgen dann ein Stück der
Brückengasse (Mostecka), biegen aber bald in die Badgasse
(Lazenska) ab. Dort befindet sich die romanische Kirche St. Maria
unter der Kette (Kostel Panny Marie Pod Retezem), sie gehört
dem Malteserorden.
Leider ist sie verschlossen, aber der
Türklopfer ist ein gutes Fotomotiv, und der mit hohen
Gebäuden und Mauern umgebene Innenhof hat ein ganz eigenes
Flair, es wirkt auf mich leicht südlich, aber vielleicht
nur, weil der Gedanke an Malta in diesem winterlichen Prag
sehnsüchtige Gefühle ans Mittelmeer aufkommen lässt.
Außerdem scheint gerade jetzt wieder mal die Sonne.
Fotos von Gerhard und mir gibt es sehr
selten. Dieses hier ist zufällig passiert und so richtig gut
erkennen kann man uns ohnehin nicht. Nicht dass ich es nicht
wüsste, aber hier sticht mir wieder mal unser
Größenunterschied ins Auge. Ich reiche meinem Mann
grad mal bis zum Jackenkragen. Eigentlich wollte ich nur die
reich dekorierte Oster-Auslage aufs Bild bringen.
Wir gehen im Bogen zurück zur
Brückengasse und
dann bis zum Kleinseitner Ring (Malostranske Namesti). Dort nimmt
das Liechtenstein-Palais mit seiner streng klassizistischen
Fassade die ganze Westseite ein.
Die St. Niklaskirche (Kostel Svateho
Mikulase), nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen St.
Niklaskirche auf dem Altstädter Ring, die wir schon gestern
gesehen haben, ist eine reich verzierte Barockkirche, auch sie
stammt von Kilian Ignaz Dientzenhofer, der hier gemeinsam mit
seinem Vater Christoph das Bauwerk geplant hat. Wir haben dieser
Kirche nur ein wenig Beachtung von außen geschenkt, denn
wir sind schon neugierig auf den gotischen Veitsdom. Man sieht
auch schon die Türme dieses Bauwerks nahe des Platzes in die
Höhe ragen. Das Foto ist nur ein Ausschnitt aus dem
Originalfoto, da mich Schilder, Autos und Müllcontainer in
knallbunten Farben allzu sehr gestört haben.
Vom Kleinseitner Ring aus gehen wir
dann die Neruda-Gasse (Nerudova), benannt nach dem tschechischen
Schriftsteller Jan Neruda, der hier gewohnt hat, aufwärts in
Richtung Prager Burg. Hier reihen sich viele schöne alte
Häuser aneinander, einige davon mit interessanten
Hauszeichen. Sie führt relativ steil bergan und endet direkt
am Aufgang zur Burg.
Die Bezeichnung Prager Burg oder
Hradschin (Hradcany) bezieht sich auf einen ganzen Stadtteil.
Hier war immer das politische Zentrum Prags und Böhmens. Der
Präsident der Tschechischen Republik regiert auch heute noch
hier. Wir betreten den weitläufigen Hradschiner Platz
(Hradcanske Namesti). Hier befinden sich eine Reihe von
imposanten Gebäuden und Anlagen.
Als erstes zieht der Eingang zur Burg,
ein Gittertor mit dem Monogramm der Maria Theresia, flankiert von
kämpfenden Giganten, den Blick auf sich. Der Erzbischöfliche
Palast ist ein wunderschönes Gebäude, aber mindestens
ebenso auffällig ist der Schwarzenberg-Palast mit seiner
Sgraffito-Fassade.
Wir kommen gerade zur Wachablöse
zurecht. Darum versammelt sich eine ganze Menge Menschen, um
diesem Schauspiel beizuwohnen. Eine Abordnung marschiert über
den Hradschiner Platz und durch
das Gittertor hindurch. Drinnen im ersten Burghof stehen
Mitglieder der Kapelle in den Fenstern. Das gefällt mir
wirklich gut. Die Männer erinnern mich an Bildchen in einem
Adventkalender oder Figuren in einem Puppenhaus. Ansonsten ist
das ganze Spektakel nicht sonderlich interessant.
Wir durchqueren dann den nächsten
Burghof und das nächste Tor und stehen ganz nahe vor dem
riesigen Veitsdom (Katedrala Svateho Vita). Ganz steil ragt er
vor uns auf, es sieht toll aus. An dieser Stelle gab es bereits
im 10. Jahrhundert ein Gotteshaus. Der heutige Dom wurde unter
Karl IV. Anfang des 14. Jahrhunderts von Matthias d'Arras
begonnen, dann von Peter Parler weitergeführt, aber erst
1929 vollendet. Das ergibt eine Bauzeit von fast 600 Jahren.
Wir
stehen hier an der Westseite mit drei Portalen, auf dem Foto
sieht man das rechte und das mittlere. Das linke ist
offensichtlich jenes, durch das die Besucher eingelassen werden.
Und es befindet sich eine Menschenschlange davor.
Das wahre Ausmaß wird aber erst
sichtbar, als wir links vorbei am Dom das Gebäude
entlanggehen. Ich traue meinen Augen nicht: Die Schlange geht vom
Portal weg um die Ecke, dann bis zum Ende der Absperrung, die die
Besucher im Zaum halten soll, aber auch von dort weg noch weiter,
fast die ganze Kirche entlang, und die Leute stehen hier
zumindest in 5er-Reihen, wenn nicht mehr.
Ich schaue meine beiden Begleiter an.
Gerhard macht ein undefinierbares Gesicht, er wartet auf meine
Reaktion. Michael deponiert sofort, dass ihm das keine Attraktion
der Welt wert sein kann. Damit rennt er offene Türen ein. Zu
diesem Marathon haben auch wir keine Lust, in Anbetracht der
nicht gerade zum Herumstehen einladenden Temperaturen schon gar
nicht.
Der Vollständigkeit halber sei
hier angeführt, was wir versäumen: die gotische
Wenzelskapelle, geschmückt mit über 1000 böhmischen
Schmucksteinen, das Grabmal des Nepomuk, das mit zwei Tonnen
Silber ausgestaltet wurde, und sicherlich ein umwerfender
Gesamteindruck eines riesigen gotischen Gotteshauses.
Wir gehen nun bis an die Ostseite des
Gebäudes. Auch von hier sieht der Dom sehr imposant aus.
Hier steht einer Wache. In seinem Rücken befindet sich ein
kleines, weiß eingezäuntes Gärtchen. Es sieht aus
wie ein Streichelzoo, aber die zu streichelnden Tiere fehlen. Es
ist nur frisches, saftiges Gras und Gebüsch mit bunten
Schleifen darin. Davor
ist ein kleines Häuschen und eine Plastiktrommel
aufgestellt. Darin werden für irgendeine Kinderhilfsaktion
Spenden gesammelt. Ich stelle mir die respektlose Frage: Was
bewacht der da eigentlich?
Gegenüber der Ostseite des
Veitsdomes befindet sich die St. Georgs-Basilika, ein
ursprünglich romanisches Bauwerk und die älteste Kirche
des Burgbezirks. Die Türme sehen auch wirklich noch
romanisch aus, aber die rot-weiße Fassade ist natürlich
viel jünger und für mich beim Renovieren wieder mal ein
wenig zu bunt geraten.
Beim
Näherkommen sehen wir - wie könnte es anders sein -
eine Menschenschlange. Nun, man muss zugeben, diese hier ist bei
weitem nicht so lang wie die zum Veitsdom und man könnte
sich hier schon eine Weile gedulden, um hineinzukommen. Zeitweise
scheint in diesem Teil des Innenhofs sogar die Sonne, aber recht
warm wird es trotzdem nicht. Irgendwie haben wir alle drei
außerdem mittlerweile ein wenig auf "stur"
geschaltet. "Anstellen?" - "Nein, danke!"
Wir gehen dann die Georgsgasse
(Jirska), die rechts vorbei nach unten führt, entlang und
können die Kirche dabei von der Rückseite betrachten.
Von hier aus sieht sie meiner Meinung nach viel schöner aus.
Man kann hier nach links in das Goldene Gässchen (Zlata
Ulicka) abbiegen. Der Legende nach haben dort die Alchemisten
Rudolfs II. versucht, Gold herzustellen, in Wirklichkeit lebten
hier aber Handwerker und arme Leute. Franz Kafka soll hier
überdies einige seiner Erzählungen geschrieben haben.
Wir spazieren die Georgsgasse weiter bis zu einer Art
Aussichtsterrasse, wo wir einen schönen Blick über ganz
Prag haben.
Man könnte von hier aus auch nach
unten weitergehen und damit das Burgviertel wieder verlassen, wir
kehren aber um und schlagen noch einmal die Richtung zum Veitsdom
ein, gehen aber nicht rechts vorbei, wo wir hergekommen sind
sondern links. Hier befindet sich der Königspalast. Dieser
war bis zum 16. Jahrhundert Herrschersitz. Einer der
prunkvollsten Räume ist der Vladislav-Saal. Der
Statthaltersaal ist der Schauplatz des Zweiten Prager
Fenstersturzes, der im Zusammenhang
mit dem Beginn des 30-Jährigen Krieges steht.
Wir kommen nun am Südportal des
Veitsdomes vorbei. Die "Goldene Pforte" ist ein Werk
Peter Parlers und zeigt Szenen aus dem Jüngsten Gericht. Von
dieser Seite ist der Dom für mich am beeindruckendsten,
vielleicht auch deswegen, weil hier der Platz davor groß
genug ist, um das Gebäude auch von ein wenig weiter weg auf
sich wirken zu lassen.
Die vielen Verbotsschilder haben wir
auf der Eingangstür zum dortigen Postamt fotografiert. Es
ist schon erstaunlich, was man hier alles nicht darf.
Durch
die Burghöfe geht es zurück auf den Hradschin-Platz und
weiter in Richtung Westen. Wir befinden uns nun in der
Burgvorstadt. Diese wurde im 14. Jahrhundert als eigene Stadt
gegründet. Der Grund dafür war, dass der Adel und
dieReichen sich in der Nähe des Herrschersitzes ansiedelten.
Auffallend sind die schönen
mehrarmigen Straßenlaternen. Eigenartigerweise haben sie
nicht alle ganz genau die gleiche Farbe,
sie sind mehr oder weniger intensiv grün gestrichen. Auf dem
großen Platz befindetsich eine Pestsäule zur
Erinnerung, dass auch hier im 17. Jahrhundert diese
Krankheitwütete.
Wir gehen weiter bis zum Loreto-Platz.
Das Loreto-Heiligtum ist eines der schönsten Barockbauwerke
der Stadt. Die Fassade stammt von Vater und Sohn Dientzenhofer,
denen begegnen wir hier ja nicht zum ersten Mal. Der Legende nach
sollen Engel das Haus, in dem die Heilige Maria geboren worden
ist, nach Loreto (eine Stadt südlich von Ancona) gebracht
haben. Nach dem Vorbild dieses Hauses, der sogenannten "Casa
Santa", wurden in ganz Europa Marien-Heiligtümer
aufgestellt. Der Loreto-Kult erreichte im 17. Jahrhundert auch
Böhmen. Das Loreto-Heiligtum in Prag ist eine der
prachtvollsten dieser Wallfahrtsstätten.
Wenn man noch weiter in Richtung
Westen spaziert, kommt man zum Kloster Strahov (Strahovsky
klaster). Dort soll es eine sehenswerte Bibliothek geben, und der
Aussicht wegen könnte man dann auch noch den Laurenziberg
(Petrin) erklimmen.Wir drehen aber um und gehen über
Burgvorstadt und Nerudagasse zurück auf die Kleinseite
unterhalb der Burg.
Dieses Fotos eines kleinen Ladens ist
für mich ein typisches Prag-Foto. Es kann gar nicht so ein
kleines Loch in der Wand sein, als dass man es nicht ausnützen
könnte, um diverse Souvenirs an den Mann zu bringen.
Wir
suchen nun ein Gasthaus für einen Mittagsimbiss. Wir landen
in einem kleinen, ganz gemütlichen Gewölbe. Als erstes
bestellen wir uns einen Glühwein, denn es tut gut, etwas
Wärmendes in den Bauch zu kriegen. Dann studieren wir die
Speisekarte.
Michael entscheidet sich für
gegrilltes Hühnerfleisch mit Käse überbacken und
ist damit auch recht zufrieden. Wir beide essen Schweinsbraten
mit böhmischen Knödeln und Kraut. Ich weiß jetzt
ja nicht, ob diese Version des Gerichtes beispielhaft für
alle Prager Schweinsbraten ist. Es schmeckt alles nicht schlecht,
aber der Schweinsbraten ist mehr gedünstet als gebraten, der
Knödel ist ein Serviettenknödel, der eigentlich wie ein
in Scheiben geschnittener, sehr flaumiger weißer Wecken
aussieht und trocken ist, weil der Saft, der beim Braten dabei
ist, viel zu wenig ist. Das Kraut ist sehr gut. Es wirft mich
also alles zusammen nicht wirklich vom Hocker. Ich erlaube mir
den Gedanken, dass ein österreichischer Schweinsbraten "um
Häuser besser" ist, aber das ist wahrscheinlich
ungerecht, denn auch zu Hause ist der Schweinsbraten nicht in
jedem Gasthaus gleich gut.
Es geht nun zurück über die
Karlsbrücke in die Altstadt. Mittlerweile hat sich das
Wetter gebessert. Es schneit schon seit einiger Zeit nicht mehr,
und die Sonne scheint und zaubert einen schönen blauen
Himmel garniert mit weißen fotogenen Wölkchen auf
meine Fotos. Die werden natürlich jetzt viel schöner
als die, die ich auf dem Weg in die andere Richtung gemacht habe.
Hier also noch einige Impressionen von der Karlsbrücke bei
Sonnenschein.
Jetzt ist es aber an der Zeit, etwas
auszurasten. Wir haben heute schon ziemlich viel gesehen und
weite Strecken zurückgelegt. Wir fahren mit der U-Bahn ins
Hotel.
Nach einer Verschnaufpause begeben wir
uns wieder zurück in die Stadt. Wir wollen Prag auch im
Schein der Straßenlaternen besichtigen, eine Stadt bei
Nacht hat immer ein ganz besonderes Flair. Wir steigen diesmal an
einer Haltestelle im Bereich des Hradschin aus, spazieren dann
unterhalb der Burg auf der Kleinseite durch enge Gässchen
und über beleuchtete Plätze und flanieren anschließend
über die Karlsbrücke bis zum Altstädter Ring.
Dieser abendliche Spaziergang hat mir besonders gut gefallen, es
war sehr stimmungsvoll.
Es ist mir bewusst, dass das Foto von
der Karlsbrücke in Richtung Burg nicht ganz scharf ist, das
gilt auch für das auf den Altstädter Brückenturm.
Ich verwende sie hier aber trotzdem, denn die Stimmung ist für
mich sehr gut eingefangen. Das Bild vom Altstädter Ring mit
dem Rathaus und der Teyn-Kirche im Hintergrund fasziniert mich
dann später zu Hause beim Verspeichern der Fotos. Ich habe
dabei farblich überhaupt nichts nachbearbeitet. Die vielen
verschiedenen Farbtöne der beleuchteten Gebäude, die
hier zu sehen sind, sind alle original.
Wir gehen zum Abschluss des Tages noch in ein
Griechisches Restaurant in der Altstadt. Das Essen war nicht
schlecht, aber auch nicht besonders gut. Dann ist nur mehr
Schlafengehen angesagt. Der Tag war lang und anstrengend genug.
Die
kleinen Fotos von den Sehenswürdigkeiten kann man anklicken,
um ein größeres Foto betrachten zu können.
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