Helga Buchegger
Reisegeschichten

 

"Warum ausgerechnet Wuppertal?"

 

Anreise am Vortag und 1. Tag:
Bahnfahrt, Busfahrt zum Hotel, Abendrundgang, Frühstück im Hotel, St. Johann Baptist, Schwebebahnhaltestelle Wertherbrücke, Ruhmeshalle, Barmer Rathaus, Concordia-Haus, Wuppertaler Brauhaus, Gemarker Kirche, Bergische Synagoge, Historisches Zentrum (Engels-Park, Museum für Frühindustrialisierung, Engels-Haus, Hrdlicka-Skulptur, Palais Bartel), Wuppertaler Uhrenmuseum, Von der Heydt-Museum, Elberfelder Rathaus, Jubiläumsbrunnen, Friedhofskirche, Brunnenstraße 12, Tippen-Tappen-Tönchen, Laurentiuskirche, Luisenviertel, Bismarck-Turm, Elisenturm, Botanischer Garten, Abendessen, Schwimmoper, Historische Stadthalle

 

Wir müssen ziemlich bald aufstehen, um den Zug von Asten nach Linz zu nehmen. Dort haben wir nur wenige Minuten, um in den Zug nach Frankfurt zu steigen. Circa 5 1/2 Stunden dauert die Fahrt bis Frankfurt, weitere 3 Stunden von Frankfurt bis Wuppertal. Teilweise lese ich, teilweise sitze ich beim Laptop, manchmal schaue ich nur aus dem Fenster. Wir haben in Frankfurt bereits 10 Minuten Verspätung, der Anschlusszug nach Hamburg-Altona wartet aber. Ein Stück fahren wir den Rhein entlang, eine wunderschöne Landschaft breitet sich vor uns aus. Der Bonner Bahnhof fällt mir besonders auf, weil er so schön gepflegt und blumengeschmückt ist. Vom Kölner Bahnhof aus sieht man direkt auf den Dom. Der schaut sehr finster herüber, macht gar nicht so einen tollen Eindruck eigentlich. Die Verspätung wächst auf 25 Minuten an, aber dann haben wir es geschafft, wir stehen am Hauptbahnhof Wuppertal. Mir kommt es hier ziemlich dreckig vor, ... gut, das ist bei Bahnhöfen ja nichts Auffälliges, aber wir werden feststellen, dass die ganze Stadt Wuppertal irgendwie ein wenig schmuddelig ist.

Ein Fahrkartenautomat ist schnell gefunden, und wir sind im Besitz einer gültigen Karte, um zum Hotel zu kommen. Der Bus 611 fährt in unmittelbarer Nähe vom Bahnhof ab, und er steht schon bereit. Aber - es ist eine Schande, dass uns das passiert ist - wir nehmen zwar den richtigen Bus, aber die falsche Richtung. Irgendwie sind wir davon ausgegangen, dass hier ein Busbahnhof ist, somit würden die Buslinien hier alle starten. Aber das stimmt nicht. Hier ist nur eine Zwischenstation, darum hätten wir darauf achten müssen, welche Endhaltestelle wir ansteuern. Zuerst bemerken wir es nicht, aber dann habe ich einfach das Gefühl, dass es in die falsche Richtung geht, es wird immer grüner und "wohngegend-artiger", und als wir auch noch ein wenig bergan fahren, bin ich sicher, dass wir falsch sind.

Wir haben einen sehr freundlichen Busfahrer, der sich aber einige belustigte Kommentare doch nicht verkneifen kann. Er meint: "Wenn man wo fremd ist, sollte man immer gleich mal fragen." ... Ja, er hat ja so recht. Wir fahren also bis zur Endhaltestelle weiter, dürfen im Bus bleiben, und nach einer kurzen Pause treten wir den Rückweg an. Eigentlich ist es ja egal, wir haben damit eine nette Stadtrundfahrt gemacht, haben Wuppertal schon ein wenig von oben gesehen, und es läuft uns ja ohnehin nichts davon. Dafür bekommen wir an unserer geplanten Ausstiegsstelle eine Sonderbehandlung. Wir werden extra vorher darauf hingewiesen, dass wir bald da sind, und dann bleibt der brave Mann haarscharf vor der Hoteltür stehen. Die Haltestelle wäre erst 30 Meter weiter gewesen. Wir brauchen wirklich nur noch beim Bus rausfallen und ins Hotel reinfallen.

In diesem Gebäude ist wirklich alles ein wenig "anders". Da muss ich in den nächsten Tagen noch viele Fotos machen, denke ich mir zu diesem Zeitpunkt schon. Wir beziehen unser Zimmer, es ist riesengroß und bestens ausgestattet. Wir haben kostenloses WLAN, nur leider bringen wir unseren Laptop nicht dazu, sein Drahtlos-Netzwerk zu aktivieren. Der Hotel-Safe hat auch ein Eigenleben. Er geht mit der Eingabe der Zahlenkombination nur nach circa 47 Versuchen auch wirklich wieder auf, manchmal auch nach 23 oder 56, je nach Laune. Eine hübsche Spielerei wird das werden! Aber sonst geht es uns prächtig. Wir packen aus und starten eine abendliche Tour, Hunger haben wir ja auch.

Wir fahren ein Stück mit dem Bus und steigen dann gleich einmal in die berühmte Schwebebahn. Die ist nämlich hier nicht irgendein Sondertransportmittel, sondern eine ganz "normale" Verkehrslinie, sie fährt in dichtem Takt, kann mit der gewöhnlichen Fahrkarte benutzt werden und wird von Touristen wie Einheimischen gerne frequentiert.

Es rumpelt ein wenig, und die Kabine schwingt ganz ordentlich zeitweise, aber man ist recht flott unterwegs. Bald befinden wir uns wieder am Hauptbahnhof und nach ein paar Schritten in einem der Ortszentren von Wuppertal. Das sollte ich jetzt vielleicht erklären: Wuppertal ist ein Konglomerat aus fünf Ortschaften. Sie schlossen sich 1929 unter dem Namen Barmen-Elberfeld - so hießen die beiden größeren Städte - zusammen. 1930 gab sich die neu entstandene Stadt den Namen Wuppertal, das heißt diese Bezeichnung ist nichts historisch Entstandenes sondern quasi ein "Kunstwort". Wir sind nun also in Elberfeld.

Wir gehen dort ein Stück durch die relativ ruhigen abendlichen Geschäftsstraßen der Innenstadt und kommen über einen menschenleeren Kirchplatz, wo uns eine alte Frau begegnet. Sie raunt: "Samstag ist Totentanz!". Ich bin nicht abergläubisch glücklicherweise, aber kurz irritiert bin ich schon durch diese eigenartige Begegnung.

In einem asiatischen Restaurant essen wir ganz ausgezeichnet. Danach machen wir noch eine kurze Runde und kommen am Verwaltungshaus, früher Rathaus Elberfeld vorbei. Auf dem Foto sieht man zugegebenermaßen wenig bis gar nichts. Ich habe aber keine bessere Version zu bieten. Dann geht es zurück ins Hotel.

Am darauffolgenden Morgen begeben wir uns zum Frühstück. Das ist wirklich phänomenal. Man ist es ja mittlerweile gewohnt, dass die Frühstücksbuffets in den Hotels sehr reichhaltig sind, aber dieses hier ist noch ein wenig besser. Man kann unmöglich alles verkosten. Ich staune nicht schlecht, als ich auch Matjes-Filets und Heringsalat in der Vitrine sehe. Ich glaube ja nicht, dass viele Menschen sowas schon in der Früh mögen. Ich schon ... ich muss in meinem früheren Leben eine Katze gewesen sein ... fast alles, was irgendwie mit Fisch zu tun hat, mag ich zu praktisch jeder Tageszeit und jedem Anlass. Schnurr!

Den Gag mit der alten Waage - das Hotel war einmal ein Fabriksbau - finde ich sehr gelungen. Überhaupt ist der gesamte Hotelbereich hübsch und außergewöhnlich gestaltet, man fühlt sich hier wirklich wohl. Wir beschließen, unseren Aufenthalt um zwei Nächte zu verlängern, was sich angenehmerweise später dann nach dem Frühstück sehr leicht und schnell regeln lässt.

Da heute Sonntag ist, wäre eigentlich ein Champagnerfrühstück mit Live-Klaviermusik auf dem Programm gestanden. Keine Musik, kein Champagner ... es geht uns aber beides nicht ab. Alkohol frühmorgens muss ja doch nicht unbedingt sein. Als wir dann wenig später das Haus verlassen, um unsere Wuppertal-Besichtigung zu starten, hört man Klavier-Gedudel aus der Frühstücksetage. Aha, ... wir waren zu bald dran! So blieb uns das Geklimper erspart ... und der womöglich umnebelte Kopf auch.

Wieder nehmen wir den Bus zum Bahnhof Oberbarmen, wo sich eine der beiden Endhaltestellen der Schwebebahn befindet. Hier blühen die Forsythien, das Gelb mit dem Blau des Himmels ist ein wunderbarer Farbkontrast. Bevor wir aber hier einsteigen, schauen wir noch schnell in die Kirche St. Johann Baptist, die sich ganz in der Nähe befindet.

Vom Bahnhof Oberbarmen ist es nur eine Station bis zur Haltestelle Wertherbrücke. Die sollte man sich ansehen, denn sie ist eine der wenigen noch verbliebenen Stationen aus der usprünglichen Errichtungszeit und trägt Jugendstilelemente, sagen meine Reiseunterlagen. Nun ja ... sie sieht nicht besonders gut aus, eher renovierungsbedürftig, würde ich sagen. Von der Wertherbrücke gehen wir nun in Richtung Zentrum von Barmen. Einige Infos über die Schwebebahn, die als Wuppertaler Wahrzeichen gilt, gibt es ein paar Absätze weiter unten.

Die Ruhmeshalle, 1900 erbaut, ist eingerüstet und schaut völlig uninteressant aus. Daneben befindet sich ein Standbild Bismarcks, zu seinen Füßen ruht die Muse Klio. Sie stiehlt ihm irgendwie die Show.

Weiter geht es durch eine Einkaufsstraße bis zum Rathaus. Es wurde 1908-21 errichtet. Links und rechts vom Eingang stehen Rhenania, Sinnbild für die preußische Rheinprovinz und Barmenia, Sinnbild für die Stadt Barmen. Die Figuren auf dem Dach stellen die acht kommunalen Aufgaben dar. Wie die wohl lauten?

Auf dem Rathausplatz befindet sich ein Brunnen, der die Geschichte der Stadt erzählt. Wie immer ist es so, dass ein Brunnen ohne Wasser halt nicht wirklich attraktiv ist. Schräg gegenüber vom Rathaus befindet sich das Concordia-Haus mit seiner reich verzierten Fassade und einem schönen figurengeschmückten Portal.

Durch eine Arkade hindurch erreicht man das Wuppertaler Brauhaus. Interessant daran ist seine Geschichte. Es war nämlich früher einmal eine Badeanstalt, errichtet 1882, wurde also erst später seiner jetzigen Bestimmung zugeführt.

Wir gehen nun an der Gemarker Kirche vorbei, dort findet gerade ein Gottesdienst statt, darum können wir das Innere nicht besichtigen. Eine Bronzeplastik erinnert an die "Barmer Erklärung" der Evangelischen Bekennenden Kirche aus 1934, die gegen die Einflussnahme des Nationalsozialismus gerichtet war. In unmittelbarer Nähe, gleich hinter dieser Kirche, steht die Bergische Synagoge. Sie wurde 2001 errichtet.

Wir kommen zum Wupper-Ufer. Die Schwebebahn hat den Großteil ihres Streckenverlaufs mit dem Lauf der Wupper gemeinsam. Das heißt, die Stützen, die die Bahn halten, sind jeweils links und rechts am Ufer des Flusses verankert, eigentlich eine total platzsparende Angelegenheit. Von den insgesamt mehr als 13 Kilometern, die die Bahn vom Bahnhof Oberbarmen bis zum Bahnhof Vohwinkel zurücklegt, befinden sich mehr als 10 Kilometer genau über dem Flussbett. Erst die letzten knapp 3 Kilometer vor Vohwinkel verlassen die Wupper und folgen dem Verlauf von Straßen. 20 Haltestellen sind insgesamt eingebaut.

Eröffnet wurde die Bahn 1901, seit 1997 steht sie unter Denkmalschutz. Sie ist ein gut funktionierendes Glied im Wuppertaler Nahverkehrssystem. Da sich die unter dem Namen Wuppertal zusammengeführten Orte großteils wie ein Band im Tal der Wupper aneinanderreihen, erschließt die Schwebebahn so ziemlich alle wichtigen Punkte der Stadt. Es scheint eine Renovierung der Stationen im Gange zu sein, es gibt ein paar sehr moderne Haltestellen und auch welche, an denen gerade gebaut wird.

Die Bezeichnung Schwebebahn ist technisch nicht richtig, eigentlich ist es eine Einschienenhängebahn. Für spezielle Anlässe kann man einen der beiden Kaiserwagen mieten, sie stammen noch aus der allerersten Baureihe. Genaueres über dieses sympathische Verkehrsmittel kann man auf Wikipedia unter diesem Link nachlesen. Und natürlich gibt es auch eine eigene WebSite dazu.

Wir überqueren also die Wupper auf einer der zahlreichen Brücken. Das Wasser des Flusses scheint sehr sauber zu sein. Und ... wir trauen unseren Augen kaum ... es wimmelt von Fischen. Es sieht wahrlich so aus, als würde man an einem nur für Fischzucht benutzten Gewässer stehen. Sensationell! Über uns donnert die Schwebebahn hinweg, an manchen Stellen legt sie sich ganz schön in die Kurve.

Wir müssen nun auf die andere Straßenseite der Friedrich-Engels-Allee. Auf dem begrünten Mittelstreifen dieses Hauptverkehrsweges steht eine Skulptur von Tony Cragg, der in Wuppertal auch den Skulpturenpark Waldfrieden aufgebaut hat, den wir allerdings nicht besucht haben.

Vorbei am Opernhaus erreichen wir den Engels-Park. Sonnenschein, junges Grün und die ersten zarten Blüten bringen so richtige Frühlings-Gefühle. Wir freuen uns über das schöne Wetter, denn auch die Temperaturen sind recht angenehm. Der Park ist ein Teil des "Historischen Zentrums". Dazu gehört auch noch ein Gebäude-Ensemble, das heute das Museum für Frühindustrialisierung beherbergt. Es besteht aus zwei alt-bergischen Bürgerhäusern mit Schieferverkleidung, einem Fabriksgebäude und einer später umgebauten Wagen-Remise. Die Region Wuppertal war nämlich Mitte des 19. Jahrhunderts eines der bedeutendsten Wirtschaftsgebiete des Deutschen Reiches. Besonders die Textilindustrie war ein wichtiger Zweig. Im Zusammenhang mit der Industrialisierung spielt das Gebiet natürlich auch eine entscheidende Rolle in der Entstehung der sozialistischen Arbeiterbewegung.

Die beiden Bürgerhäuser wurden Ende des 18. Jahrhunderts von der Familie Engels errichtet und bewohnt. Der Vater von Friedrich Engels wurde in einem der beiden Häuser, dem Engels-Haus, geboren. Das Geburtshaus von Friedrich Engels befand sich auch in der Nähe, wurde aber im Zweiten Weltkrieg zerstört. Auf dem noch zum Engels-Park gehörenden kleinen Platz vor den Bürgerhäusern steht die Skulptur "Die starke Linke" von Alfred Hrdlicka.

Auf einer Bank vor dem Museumseingang machen wir eine Zeitlang Rast und sitzen gemütlich in der Sonne, bevor wir dann wieder nach vor bis zur Hauptstraße gehen, um eine Haltestelle der Schwebebahn zu erreichen. Dabei kommen wir am Palais Bartel vorbei. Der hellblaue Bau hatte ursprünglich einen anderen Standort, wurde aber wegen einer Straßenverbreiterung hierher "übersiedelt".

Mit der Schwebebahn steuern wir nun das nächste Ortszentrum an, und zwar das von Elberfeld. Ich füge hier zwei Fotos ein, die ich durch die Fensterscheibe der Bahn gemacht habe, damit man einen Eindruck bekommt, wie das von der Bahnkabine aus aussieht. Teilweise geht die Strecke auch nahe an mehrstöckigen Häusern und an dicht bebauten Uferstücken vorbei.

In Elberfeld waren wir ja gestern abends schon. Das Zentrum ist Fußgängerzone. Zunächst stehen wir einer resolut wirkenden Dame gegenüber. Es handelt sich um Mina Knallenfalls, ein sogenanntes Wuppertaler Original, eine literarische Figur zwar, die ihren Ursprung aber in einer Person hat, die vor 200 Jahren wirklich gelebt haben soll.

Das Wuppertaler Uhrenmuseum schmückt seine Außenfassade mit einem Glockenspiel mit darunterliegender Weltzeituhr, weiters einer 3-Räder-Uhr und einer Weltbevölkerungsuhr. Woher soll letztere denn die Angaben über den momentanen Bevölkerungsstand unserer Erde eigentlich hernehmen? Da fehlt mir etwas die Fantasie.

Der Eingang des Von der Heydt-Museums wird von zwei Skulpturen von Tony Cragg flankiert ... ja genau, den Namen kennen wir schon. Die silberglänzende Plastik, die in der Nähe des Historischen Zentrums von Barmen aufgestellt ist, hat mir allerdings besser gefallen. Mit den zwei "schwarzen Dingern" kann ich nicht wirklich was anfangen.

Bis ins 16. Jahrhundert befand sich hier eine Burg. Das heutige Gebäude wurde Mitte des 19. Jahrhunderts als Elberfelder Rathaus erbaut. Da 1902 ein neues Rathaus errichtet wurde - wir werden dann gleich daran vorbeikommen - wurde dieser Bau in ein Museum umfunktioniert.

Es soll darin bedeutende Kunstschätze geben, und zwar unter anderem Bilder von Beckmann, Corinth, Dali, Macke, Monet, Nolde und Picasso. Der Name des Museums stammt von einer Elberfelder Bankiersfamilie, die durch Stiftungen wesentlich zum Umfang dieser Sammlung beigetragen hat. Die Villa von der Heydt, die wir in Berlin in der Nähe des Bauhaus-Archivs gesehen haben, gehörte einem Mitglied dieser Familie.

Der Zuckerfritze, der hier stumm auf seinem Schubkarren sitzt, ist ebenfalls die Abbildung eines Wuppertaler Originals, auch er hat tatsächlich gelebt. Heute blickt sein Bildnis in Richtung eines Gebäudes, das zu Beginn des 20. Jahrhundert als neues Rathaus der Stadt Elberfeld errichtet wurde. Nach dem Zusammenschluss der Orte zur Stadt Wuppertal verlor es seine Funktion als Rathaus und ist heute ein Verwaltungsbau. Auf dem Platz davor befindet sich der Jubiläumsbrunnen, er ist eine Nachbildung des Neptun-Brunnens vor dem Dom in Trient.

Wir halten uns jetzt leicht nordwestlich und gehen in das Nordstadt-Viertel. Zunächst einmal marschieren wir eine ziemlich uninteressante Hauptstraße, die Hochstraße, bergauf. Irgendwie schaut es hier nicht recht vielversprechend aus. Oben auf der Kuppe ist die Friedhofskirche, wir kommen zufällig an ihr vorbei. Sie wirkt einigermaßen monumental. Wir können nicht hinein, sie ist verschlossen.

Wir kommen nun durch das ehemalige Arbeiterviertel, an der Ecke Brunnenstraße wird uns im Reiseführer ein Haus mit einer abgeschnittenen Ecke als Sehenswürdigkeit angeboten. Ja schon, hübsch! Sehenswert? Ähm! ... Auf Nummer 12 befand sich das erste Versammlungslokal der Sozialisten. Ich gebe zu, das ist geschichtlich bedeutend, aber es ist nicht interessant anzuschauen.

Ein Stück weiter soll es alte Bandwirkerhäuser im Fachwerkstil zu sehen geben. Es sind aber nur weiße Fassaden, auf denen schwarze Striche aufgemalt sind. Ein weiteres altes Bandwirkerhaus in der nächsten Querstraße schaut nicht wirklich alt aus, es ist dort ein hübscher gepflegter Garten, und darüber wölbt sich der strahlend blaue Himmel, aber sonst gibt es nichts zu sehen.

Schön langsam ... irgendwie ... es macht jetzt keinen richtigen Spaß mehr hier. Noch weiter westlich würden uns viele, viele schöne Gründerzeitfassaden erwarten, es gibt in diesem Bezirk hier nämlich angeblich mehr als 800 denkmalgeschützte Häuser. Wir verzichten dankend und gehen in Besichtigungsstreik. Lieber den Nachmittag auf einer sonnenbeschienen Bank in einer Parkanlage verbringen als durch nicht wirklich sehenswerte Gassen zu latschen.

Wir suchen nur noch den Abgang wieder hinunter ins Zentrum von Elberfeld. In Wuppertal gibt es fast 500 Treppen. Wir möchten über eine ganz bestimmte hinuntergehen. Sie heißt Tippen-Tappen-Tönchen, die Bezeichnung soll vom Klappern der Holzpantoffel kommen. Sie ist in mehreren Abschnitten angelegt. Wir finden sie auch ganz leicht und gehen die vielen Stufen hinunter.

Von der Treppe aus kann man schon die Laurentius-Kirche sehen. Sie liegt am Laurentius-Platz und wurde 1832 im klassizistischen Stil aus rotem Sandstein errichtet. Die Beschädigungen des Zweiten Weltkriegs wurden in den 70ern behoben. Im Inneren ist die Kirche auffallend hell, und der Raum wirkt sehr großzügig. Nachdem wir die Kirche verlassen haben, spazieren wir noch durch das Luisenviertel, eine Einkaufsstraße mit vielen Geschäften und Gastronomie.

Während unseres Spaziergangs im Nordstadtviertel haben wir zufällig einen Bus gesehen, der als Ziel "Hardt" ausgewiesen hatte. Das ist eine Erhöhung nordöstlich von unserem momentanen Standort. Wir haben uns die Bus-Nummer gemerkt, denn das scheint ein lohnendes Ziel für den Rest des Nachmittags zu sein. Da das Wetter so strahlend schön ist, könnte man dort ein wenig spazierengehen und vielleicht auch gemütlich auf einem Bankerl sitzen.

Nun ist der Zeitpunkt also gekommen, dies zu verwirklichen. Wir fahren mit der Schwebebahn zum Bahnhof und suchen uns die Abfahrtsstelle dieses Busses. Sie ist schnell gefunden, und wenige Minuten später fahren wir schon los. Der Bus ist voll besetzt, ... naja ... das hätten wir uns denken können, es ist Sonntag, also zieht es die Wuppertaler - es sind großteils ältere Leute hier im Bus - natürlich auch hinaus in die Natur. Das wäre ja nicht das Problem gewesen, aber es kommt leider zu einem langwierigen Aufenthalt.

Schon beim Einsteigen ist mir ein Paar mit einem jungen Hund aufgefallen. Die stehen nahe an der automatischen Tür, und der Hund lehnt sich unmittelbar daran. Ich denke mir schon, wie das wird, wenn die Tür aufgeht. Ein paar Mal geht es gut, aber dann passiert es: Der Hund wird eingezwickt, heult laut auf, worauf der Busfahrer - eine verständliche Reaktion - die Türen sofort wieder schließt, was aber bewirkt, dass sich eine ältere Dame, die an der Vordertür gerade einsteigen will, auf irgendeine Weise am Knie verletzt. Das dürfte dadurch entstanden sein, dass die Busse beim Öffnen der Türen automatisch auf Niederflurniveau gehen und beim Schließen sofort wieder hinauf. Das Paar mit Hund verschwindet, als sei nichts geschehen, aber die alte Dame muss verarztet werden. Es kommt Polizei und Rettung, das Knie wird mit kaltem Umschlag behandelt, und dann wird sie offensichtlich ins Krankenhaus transportiert. Bis wir wieder weiterfahren können, vergeht mindestens eine halbe Stunde. Im Bus ist es mehr als warm. Wir ziehen kurz in Erwägung, zu Fuß weiterzugehen. Da wir aber doch noch zwei intensive Besichtigungstage vor uns haben, wollen wir unsere Beine lieber schonen. Besonders auffallend ist, dass niemand schimpft und sudert. Das finde ich sehr verwunderlich. Schließlich können wir doch unsere Fahrt fortsetzen. Teilweise geht es relativ steil bergan, nicht zu Fuß zu gehen, war also eine vernünftige Entscheidung.

Wir steigen beim Bismarck-Turm aus. Von dort hat man einen schönen Ausblick auf einen Teil von Wuppertal. Der Turm kommt zwar aufs Foto, aber ich finde ihn nicht besonders bemerkenswert. Wieder zu Hause habe ich festgestellt, dass es, abgesehen von Hunderten anderen Monumenten zu Ehren Bismarcks, 47 derartige Türme gibt, die eigentlich Feuersäulen sind und mit dem Namen "Götterdämmerung" betitelt wurden. Sie gehen auf einen Entwurf von Wilhelm Kreis zurück, der einen Wettbewerb damit gewonnen hatte. Dieses Exemplar wurde 1907 errichtet. Was man nicht alles auf Wikipedia lernen kann!

Auf einer Parkbank machen wir es uns für eine Zeitlang gemütlich. Im Rucksack finden sich ein paar süße und ein paar saure Naschereien. Die Sonne wärmt zwar schon recht gut, aber mit der Zeit wird es doch ein wenig kühl beim Rumsitzen, es ist ja schließlich erst März. So setzen wir uns wieder in Bewegung.

Wir spazieren bis zum Elisenturm, benannt nach Elisabeth Ludovika von Bayern, der Gattin Friedrich Wilhelm IV. von Preußen. Das Bauwerk war einmal eine Sternwarte und gehört heute zum Botanischen Garten, einem frei zugänglichen Gelände mit Spazierwegen, Gewächshäusern, exotischen Bäumen, Gehölzen, Blumenwiesen, ... Enorm viele Leute sind hier unterwegs.

Schön langsam denken wir an den Rückweg, suchen uns die nächstgelegene Bushaltestelle, lassen uns wieder hinunterbefördern, und mit einer weiteren Buslinie geht es zurück ins Hotel. Nach einer Rastpause machen wir uns noch einmal auf den Weg. Mittlerweile ist es finster geworden. Und Hunger haben wir auch. In der Nähe der Laurentiuskirche, die wir heute am Nachmittag schon besucht haben, fällt uns ein Indisches Restaurant auf. Wenig später sitzen wir dort am Tisch und lassen es uns gut schmecken.

Anschließend steht noch ein kleiner Rundgang auf dem Programm. Die Laurentiuskirche, grundsätzlich recht effektvoll beleuchtet, aber der linke Turm liegt offensichtlich aufgrund eines Defektes in der Finsternis, wird fotografiert, und weiter geht es auf die andere Seite der Wupper.

Dort kommen wir an der Schwimmoper vorbei. Eine etwas eigenartige Bezeichnung für ein Hallenbad ist das, finde ich. Sie wurde 1956 errichtet (oh ... so alt wie ich!) und steht heute unter Denkmalschutz. Ihre aufwändige Sanierung wurde erst vor einem Jahr abgeschlossen.

Gleich daneben befindet sich die Historische Stadthalle. Sie wurde nach vierjähriger Bauzeit 1900 eröffnet. Im Zweiten Weltkrieg blieb sie unversehrt, in den 50ern und in den 90ern wurde sie renoviert und stellt heute ein wichtiges Veranstaltungszentrum für Konzerte, Ausstellungen und Messen in Wuppertal dar. Sie ist auch der Konzertsaal des Städtischen Sinfonieorchesters. Sie wirkt wirklich sehr imposant. Es war außerdem schwierig, sie ganz aufs Bild zu bringen.

Dann ist es Schluss für heute. Morgen steht ein Besuch von Düsseldorf auf dem Programm.

 

Die kleinen Fotos von den Sehenswürdigkeiten kann man anklicken, um ein größeres Foto betrachten zu können.

zurück zu "Vorgeschichte und Vorbereitung"        zurück zur Übersicht "Warum ausgerechnet Wuppertal?"        weiter zu "2. Tag"        

nach oben

 

Startseite
Aquarellmalerei
Fotografieren
Musik
Elefanten
Tanzen
Reisegeschichten
Über mich

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

www.frisolda.at/index.html 

Impressum
E-Mail

© 2013 Gerhard Buchegger r