Helga Buchegger
Reisegeschichten

 

"Toskana, zweite Auflage"

 

3. Tag:
Fahrt entlang der Versilia, Carrara, La Spezia, Cinque Terre (Manarola, Via dell' Amore, Riomaggiore, Bahnfahrt nach Monterosso, Schifffahrt zurück der Küste entlang), Portovenere (Hafen, Chiesa San Pietro), Schifffahrt nach La Spezia, Rückfahrt ins Hotel

Nach einem unauffälligen Frühstück - dass der Hotel-Kaffee so grauslich wie immer ist, ist ja schließlich nichts Auffälliges - trifft sich die ganze Reisegesellschaft beim Bus.

Pünktlich wie immer machen wir uns auf den Weg. Heute kommen wir in eine für mich ganz neue Gegend. Auf die malerischen Cinque Terre freue ich mich schon sehr, wenngleich ich auch weiß, dass wir uns dort auf einem touristischen Trampelpfad durch die schöne Landschaft bewegen werden. Darauf bin ich also gefasst.

Heute wird uns Patrizia betreuen. Sie versucht gleich frühmorgens die Gruppe mit Witzchen aller möglichen Art aufzumuntern. Dass unser "Boss" Karl heißt, bewegt sie dazu, den ganzen Tag nach "Carlo" - und das mit sieben rollenden "R" - zu rufen, wann immer nur möglich. Und auch ihre diversen Lustigkeiten sprudeln bis am Abend über ihre Lippen. Ihr "österreichischer" Lieblingssatz: "San olle do?" (Sind alle da?) wird uns tagsüber begleiten. Ich finde sie ... ein wenig "anstrengend". Aber ihre Aufgabe hat sie letztendlich doch sehr gut gemacht, das muss man ihr zugestehen.

Lido di Camaiore befindet sich - wie schon gesagt - an der Versilia, das ist der Name der Küste aber auch der Name eines Flusses, der hier mündet. Im Norden reicht die Versilia bis Marina di Carrara. Der nächste größere Ort ist Viareggio, die Karnevalsstadt. Sie präsentiert sich ihren Besuchern auch so, mit Schildern, Plakaten und Figuren. Die "Cittadella del Carnevale" ist ein riesiges Areal - fast eine kleine Stadt - mit Hallen, in denen die Karnevalswagen gebaut werden und wo sich auch Veranstaltungsräume und eine Schule für die Herstellung dieser Wagen und Figuren befindet. Die Arbeit für den nächsten Karneval dauert jeweils monatelang, und es werden gerne bekannte Persönlichkeiten, besonders Politiker aufs Korn genommen.

Wir fahren nun die Küste entlang und erreichen nach einiger Zeit den Raum um Carrara. Diesen Namen wird wohl sofort jeder mit "Marmor" verbinden. Man kann die Marmorbrüche auch in der Ferne erkennen, nicht sehr gut, denn es ist diesig. Das Gebirge, das wir hier sehen, sind die Apuanischen Alpen. Schon die Etrusker und die Römer haben Marmor abgebaut. Noch früher als in Carrara wurde der Marmor in dem unweit davon gelegenen Luna gewonnen. Der Ort war eine florierende Römersiedlung, und der Lunensische Marmor, erkennbar an der Mondsichel, wurde z. B. für die Trajansäule und das Pantheon in Rom verwendet.

Die teuerste Sorte des Carrara-Marmors ist ganz weiß und besteht zu 98 % aus Kalziumcarbonat. Die Stadt hatte ursprünglich nur einen Hafen für das Verschiffen von Marmor. Mittlerweile legen aber auch Kreuzfahrtschiffe an. Carrara ist die Welthauptstadt des Marmor, auch das in unmittelbarer Nähe liegende Massa ist sehr bedeutend. Dabei geht es heute nicht mehr nur um die Marmorgewinnung in den Steinbrüchen, sondern auch um die an der Küste liegende verarbeitende Steinindustrie. Denn es wird sehr viel und aus aller Welt importiert, gleich in der Nähe des Hafens findet die Verarbeitung statt. Wir fahren an langen Reihen von Steinblöcken, Kränen und Hallen vorbei.

Wenig später überqueren wir die Grenze zwischen der Toskana und Ligurien. Wir kommen nach La Spezia, ein wichtiger Hafenort. Davon sieht man zunächst nicht sehr viel, mir fällt nur die üppige Vegetation, besonders die vielen Palmen auf.

Aber als wir dann Richtung Cinque Terre in Serpentinen den Berg hinauffahren, sehen wir La Spezia unten in der Bucht liegen. Das ist ein sehr beeindruckendes Bild. Leider war das Wetter zu diesem Zeitpunkt sehr verhangen, und ich hatte natürlich auch wieder Probleme mit dem Fotografieren aus dem Busfenster. Darum kann man auf den Fotos überhaupt nicht erkennen, wie spektakulär sich La Spezia von oben gesehen präsentiert.

Die Cinque Terre, und zwar sind das (von Norden nach Süden) Monterosso, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore, der Küstenstreifen ist etwa 12 km lang, wurden zusammen mit Portovenere, das wir heute am Nachmittag noch besuchen werden, zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Die fünf Ortschaften entstanden unabhängig voneinander und waren jahrhundertelang nur über den Seeweg miteinander verbunden, obwohl sie nahe beieinander liegen. Erst in jüngerer Zeit wurde eine Straße und eine Bahnlinie gebaut. Alle Orte liegen direkt am Ufer, nur Corniglia liegt oben auf dem Berg und ist über Stufen mit dem Meer verbunden. Wir erfahren, dass die Mauern, mit denen die Weingärten befestigt sind, und zwar aller Orte zusammen aneinandergereiht, länger sind als die Chinesische Mauer.

Die Straße schlängelt sich durch das Gebirge. An einer günstigen Foto-Position machen wir einen kurzen Halt. Von hoch oben kann man den südlichsten Ort der Cinque Terre sehen, also Riomaggiore. Dieser Ausblick ist fantastisch, einfach wie aus dem Bilderbuch. Riomaggiore lassen wir aber links liegen und fahren bis zu einem Parkplatz oberhalb von Manarola. Dort steigen wir aus und gehen nach unten in Richtung Meer.

Malerisch schmiegt sich der Ort an den Berg, genau dort, wo sich eine Bucht befindet. An Orangenbäumen und hübschen Blumenranken kann ich nie vorbeigehen ohne sie zu fotografieren.

Hier ist so wenig Platz, dass sich die Boote nicht nur in dem kleinen Hafen befinden, sondern auch schon auf dem dorthin führenden abschüssigen Weg. In einem dieser Boote hat es sich eine hübsche Tigerkatze bequem gemacht. Dadurch dass ich fotografiert habe, sind etliche andere Leute auf diesen Anblick aufmerksam geworden, und letztendlich standen alle im Halbkreis herum, dadurch haben wir sie leider aufgeweckt.

Nach einem kurzen Rundgang durch Manarola treffen wir uns wieder alle - wie vorher vereinbart - beim Zugang zu einem Tunnel, der einerseits zur Bahnstation von Manarola, andrerseits zum Startpunkt der Via dell'Amore führt.

Grundsätzlich kann die gesamte Strecke zwischen den fünf Orten auf malerischen Wegen "erwandert" werden. Wir werden aber nur das Stück von Manarola nach Riomaggiore zurückgehen, eben diesen kurzen Spazierweg mit dem romantischen Namen "Weg der Liebe".

Was die Romantik anbelangt: Man muss hier Eintritt bezahlen, und es sind Massen von Menschen unterwegs. Das muss man sich vorher vor Augen führen, sonst ist man vielleicht enttäuscht. Vergisst man die vielen Menschen rundherum, bieten sich einem viele grandiose Ansichten: Steil ins Meer abfallende Felsen, interessant geschichtete Steinformationen, Meeresbrandung mit aufschäumender Gischt, Ginster und andere blühende Büsche, effektvolle Agaven und Kakteen, ...

Gut befestigt und flach wie der Weg ist, kann man hier problemlos mit Kinderwagen und leichten Sommerschuhen unterwegs sein. Teilweise geht es durch kleine Tunnels und Durchgänge, immer mit Blick auf das Meer, die sind über und über mit Graffiti bedeckt. Das schaut nicht schön aus, aber andrerseits wollen viele Besucher eben hier einen Eintrag hinterlassen, auch sind wieder Tausende von Schlössern als Liebesbezeigungen an allen möglichen und unmöglichen Stellen angebracht.

In Riomaggiore angelangt begeben wir uns zum Bahnhof, denn wir werden nun bis Monterosso, das ist der nördlichste und der größte Ort der Cinque Terre, mit dem Zug fahren. Die Strecke ist so angelegt, dass man fast die gesamte Zeit in Tunneln unterwegs ist. Nur wenn der Zug in einem der Dörfer hält, hat man für kurze Zeit Blick auf das Meer und die Landschaft. Wir sind ungefähr 10 Minuten unterwegs, dann ist die Fahrt auch schon wieder zu Ende.

In Monterosso haben wir freie Zeit zur Verfügung. Der Bahnhof befindet sich im neueren Teil des Ortes, durch einen Tunnel erreicht man eine weitere, kleinere Bucht. Dort angelangt haben wir die Auswahl, einen Bummel durch die Altstadt zu machen und uns dort nach einer geeigneten Mittagessen-Möglichkeit umzusehen oder gleich in eines der Gasthäuser am Strand einzukehren und es uns gemütlich zu machen. Wir sind wiederum zu sechst unterwegs, und die Entscheidung für die zweite Version war einstimmig.

Das Restaurant liegt ein wenig erhöht über der Bucht. Es ist ziemlich gut besucht, wir können gerade noch einen Tisch ergattern. Angenehm ist es hier! Unter dem Sonnenschirm sitzend betrachte ich die Bucht mit ein paar Badegästen. Recht warm scheint das Wasser noch nicht zu sein. Die Lufttemperatur ist jedoch perfekt. Das Essen ist vorzüglich, der Wein schmeckt uns auch.

Rechtzeitig machen wir uns auf den Weg zur Schiffsstation. Dort ist nämlich Treffpunkt. Wir haben aber dann noch Gusto auf ein Eis. Das ist ja grundsätzlich nicht schwierig, denn wo es Touristen gibt, gibt es auch "gelato". Wir werden schnell fündig. Ich bekomme ein sehr "schokoladiges" Schokolade-Eis.

Aber der Zwischenstopp zum Eis-Essen war in unserer Zeitplanung nicht einkalkuliert, und darum wird es ziemlich stressig, zur vereinbarten Zeit beim Schiff zu sein. Das feine Eis - es war recht üppig auf der Eistüte drapiert - rinnt mir bald über Finger und Hand, auch mein neuer Fotoapparat kriegt ein bisserl was ab davon. Schnellgehen und Eisschlecken gleichzeitig ist eben nicht ganz einfach. Uff, gerade noch geschafft!

In Monterosso soll es direkt am Meer eine in den Felsen gehauene Figur geben, den "Gigante", ... wir haben ihn nicht gesehen, ich nehme an, er befindet sich in der größeren Bucht am anderen Ende, wo wir nicht hingekommen sind.

Die Fahrt mit dem Schiff führt nun an der Küste entlang, und wir haben dabei Gelegenheit, alle fünf Dörfer vom Meer aus zu betrachten. Das Schiff ist ziemlich flott unterwegs, durch den Fahrtwind wird es schnell relativ kühl. Mit uns ist eine Reisegruppe aus Weiz in der Steiermark unterwegs. Wer den steirischen Dialekt kennt, wird sich leicht vorstellen können, dass ich schmunzeln musste, als eine der Damen aus dieser Gruppe zu ihrer Begleiterin über die Häuser am Berghang folgendes sagte: ".... sou houch oum!... (so hoch oben!)" Übrigens: Ich mag die Steirer sehr gerne.

Die Fahrt mit dem Schiff geht nun weiter bis Portovenere. Bald sehen wir eine festungsartige Anlage auf dem Felsen über dem Meer auftauchen. Wir fahren um die Landzunge herum, an ihrer Spitze befindet sich eine Kirche. In der Bucht liegt der Ort Portovenere mit seinen verschiedenfarbigen schmalen Häusern an der Strandpromenade, außerordentlich malerisch sieht das vom Wasser aus aus. Im Hafen liegen Segel- und Fischerboote.

Wir verlassen das Schiff, gehen die Promenade entlang und ein Stück bergauf bis zur Kirche. Es ist die Chiesa San Pietro. Es gibt noch eine weitere Kirche in diesem Ort, es ist San Lorenzo, wir sind aber nicht bis zu ihr vorgedrungen. San Pietro ist eine sehr kleine Kirche, aber sie liegt sehr effektvoll auf einem Felsen direkt über dem Meer. Die Kirchentür schaut interessant aus, es befinden sich auf beiden Flügeln kleine Figuren und Ornamente. Ich denke, dass sie moderneren Datums ist, aber ich weiß es nicht.

Der Kirchenraum ist relativ hell, rechts vom Altar aus kann man auf einen kleinen Altan treten, man sieht dort direkt aufs Meer und auf die darunter befindlichen schroffen Felsen. In einer dunklen Nische des Kirchenraumes steht eine Heiligenfigur. Ich habe sie gleich erkannt, es ist ein Abbild der Statue des Heiligen Petrus im Petersdom in Rom. Richtig! Der mit den abgegriffenen Füßen, weil so viele Gläubige ihn dort berühren!

Ein Stück unterhalb der Kirche kann man auf der dem Hafen von Portovenere abgewandten Seite auf eine Bucht mit einer Grotte blicken. In ihr soll Lord Byron mit Begeisterung gebadet haben, als er sich hier längere Zeit aufhielt. Zwei Schnorchler sind dort unten im Wasser, sonst ist es menschenleer. Es ist ein idyllisches Plätzchen, Lord Byron hat sich eine schöne Stelle ausgesucht, das muss man ihm lassen.

Dann geht sich noch ein Rundgang durch den Ort aus. Und zuletzt sitzen wir eine Zeitlang direkt am Hafen, bis es wieder Zeit wird, sich auf das Schiff zu begeben.

Zwischen Portovenere und La Spezia ist das Schiff mit geringerer Geschwindigkeit unterwegs, daher wird es während der Fahrt bei weitem nicht so kühl wie zuerst. In diesem Gebiet sind riesige Container-Schiffe auf dem Meer zu sehen.

Es dauert nicht lange und schon sehen wir in der Ferne die Hafenanlagen von La Spezia. Alles was mit Hafen, Schiffen und Booten zusammenhängt, finde ich sehr fotogen. Je näher wir kommen, desto mehr Fotos mache ich. Auch die anderen an Bord befindlichen Fotografen sind zu diesem Zeitpunkt sehr fleißig.

Wir nähern uns schon der Anlegestelle, und die angenehme Schiffsreise ist leider vorüber. Ich fahre gerne mit dem Schiff. Und ich bin auch der Meinung, dass der Ablauf des heutigen Tages mit einer Mischung aus Fußweg, Zug und Schiff, kombiniert mit der Autobusan- und -rückreise sehr gelungen war.

Auf der Uferpromenade von La Spezia befinden sich, in dichten Abständen gepflanzt, Palmen und gerade in voller Blüte stehende Rosen in Rot und Rosa. Zusammen mit den Segelschiffen im Hintergrund und dem schönen blauen Himmel gibt das ein meiner Meinung nach sehr effektvolles Fotomotiv.

Unser Bus wartet schon auf uns und bringt uns zurück ins Hotel. Bald ist Abendessenzeit, und natürlich steht nachher noch ein Spaziergang auf dem Programm. Wir wollten eigentlich ein Stück vom Strand weg irgendwo im Ort noch für ein Glas Wein einkehren, wir haben aber überhaupt nichts Passendes gefunden. So landen wir ganz zufällig ... wieder im Caffè Godot.

 

Die kleinen Fotos von den Sehenswürdigkeiten kann man anklicken, um ein größeres Foto betrachten zu können.

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