"Toskana, zweite Auflage"
1. Tag: Anreise, Übernachtung in
Passignano sul Trasimeno
Die Abfahrtszeit ist um 6 Uhr früh. Wir sind
schon bald beim vereinbarten Treffpunkt, und nach und nach
trudeln alle ein. Das Gepäck wird verstaut, die Sitzplätze
eingenommen. Ich habe mich angezogen wie eine Zwiebel. Denn die
letzten Tage waren wettermäßig ziemlich grauslich, wir
haben schon Ende Mai, und es hat noch sehr wenig schöne Tage
gegeben in diesem Frühling. Der Wetterbericht für die
Toskana ist hingegen für die nächsten fünf Tage
gar nicht so schlecht. Und ich erwarte mir schon für die
Reise, die den ganzen Tag in Anspruch nehmen wird, eine deutliche
Erwärmung. Darum also die Zwiebelschichten!
Dann geht es los. Wir sind mit einem Bus der
Firma Sabtours unterwegs. Wir haben in unserem Handgepäck
etwas zu lesen, ein kleines Frühstück und ein wenig
Nascherei. Außerdem haben wir den Laptop mitgenommen. Auch
er sollte die lange Fahrzeit verkürzen. Wir merken aber
schnell, dass das nicht funktioniert. Zum bequemen Bedienen der
Tastatur ist ein Autobussitz auf alle Fälle weitaus zu eng.
Surfen im Internet, Arbeit an der WebSite, Vormerkungen über
die besuchten Sehenswürdigkeiten,
damit ich dann bei der Erstellung der nächsten
Reisegeschichte schneller bin ... das alles kann ich mir
abschminken. Für Notizen muss also der gute alte
College-Block und ein Kugelschreiber herhalten.
Zunächst einmal fahren wir bis Salzburg, wo
es den ersten kurzen Aufenthalt und einen Fahrerwechsel gibt. Von
dort weg bis zum Ende der Reise ist Manfred unser Chauffeur, der
uns sicher und zuverlässig die vielen, vielen Kilometer
befördern wird. Die nächste Pause ist bei der
Raststätte Dreiländerecke, zwischen Villach und der
österreichisch-italienischen Grenze. Mittlerweile ist es
bereits später Vormittag. Eine längere Rast ist aber
erst in Italien, bei der Autobahnraststätte Fratta geplant.
Dort haben wir genügend Zeit, um einen kleinen Imbiss zu uns
zu nehmen, wir entscheiden uns für Spaghetti Carbonara und
anschließend einen guten italienischen Caffè.
Bis hierher befinden wir uns ja auf unserer
"Hausstrecke". Wir, die mehrmals im Sommer die Fahrt
nach Porto Santa Margherita di Caorle (Link
zu meiner Beschreibung unseres Dauerurlaubsortes)
zurücklegen, verlassen die Autobahn immer bei der Ausfahrt
San Stino die Livenza. Heute fahren wir daran vorbei. Irgendwie
habe ich dabei gemischte Gefühle. Denn einerseits zieht es
mich immer an unser gewohntes Feriendomizil, andrerseits freue
ich mich, dass wir diesmal ein anderes Reiseziel anstreben.
Auf dem Bildschirm im Bus wird uns jetzt eine DVD
über Italien angeboten. Sie ist gut und interessant gemacht,
zweifellos, aber ich ertappe mich dabei, dass ich zeitweise
lieber aus dem Fenster schaue. Die Informationen umfassen
sämtliche Provinzen
Italiens, und ich gestehe, dass ich für Details über
Sizilien, Kalabrien, ... in der momentanen Situation nicht
besonders empfänglich bin. Da möchte ich auch mal hin,
aber im Moment ist der Fokus auf einen anderen Bereich gerichtet.
Wir fahren an Mestre vorbei, links sehen wir die
Adria, und rechts von uns liegen die Euganeischen Hügel.
Eine eigenartige Landschaft, es ist ganz flach, und die
Erhebungen wirken auf mich wie überdimensionale
Maulwurfshügel. Und dann wird es wirklich "brettleben".
Bäume, Felder, Himmel, ... so
weit das Auge reicht. Die Felder sind schon abgeerntet,
Strohballen liegen herum. In der Gegend von Ferrara zeigt das
Bordthermometer die schon recht ansehnliche Außentemperatur
von 24 Grad an, bei 9 Grad sind wir heute früh im
regnerischen Österreich gestartet.
Wir befinden uns bald im Raum Bologna, ein
wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Hier laufen einige Strecken
zusammen. Kurz darauf gibt es wieder eine Rast. Hier stellt man
sich schon ganz gerne in den Schatten eines Baumes. Die Sonne
knallt nämlich ordentlich auf den Autobahn-Asphalt. Die
Landschaft ist mittlerweile schon wieder ein wenig hügelig
geworden, aber es sieht ganz anders aus als vorher.
Wir müssen nun Italien "durchqueren",
denn wir müssen ja auf die andere Seite des Apennin. Es geht
bergauf, es ist kurvenreich, es geht durch viele Tunnel und über
Brücken, es ist sehr windig. Streckenweise sind kaum Häuser
zu sehen, nur sehr viel Grüüüüün.
Ich fotografiere laufend aus dem Busfenster, aber
es sind kaum brauchbare Fotos dabei. Ist ja auch kein Wunder, der
Straßenrand flitzt vorbei, und darauf befindliche Büsche,
Bäume und Verkehrsschilder tauchen immer ganz genau dann
auf, wenn
man gerade abdrückt. Und die Spiegelung der Scheibe kann ich
natürlich auch nicht verhindern. Ich hätte so gerne ein
Foto vom üppig am Wegrand wachsenden Ginster
und den gerade in voller Blüte stehenden Mohnblumen gehabt.
Aber es ist mir keines gelungen. Einige Fotos füge ich hier
trotzdem ein, denn die Verschiedenartigkeit der Vegetation kann
man doch recht deutlich sehen, auch wenn die Fotoqualität
schlecht ist.
In einen kurzen Stau geraten wir leider auch.
Aber es ist dann doch harmloser, als es zunächst aussieht.
Wir kommen an riesigen Baustellen vorbei. Es werden kühne,
neue Trassen, Brücken und Tunnel angelegt. Die rege
Bautätigkeit erstreckt sich bis ins Gebiet
um Florenz. Aber es gibt dadurch keine Verkehrsbehinderungen,
denn es wird großteils eine neue Streckenführung
angelegt.
Die Strommasten müssen fotografiert werden.
Die scheinen nicht nur nach Funktion sondern auch nach Schönheit
gestaltet worden zu sein. In Italien hat eben alles sein eigenes
"Design".
Wir fahren im Bogen um Florenz. Die Kuppel des
Domes ist im einförmigen Landschafts- und Häusermeer
auffallend prägnant zu sehen, zwar ganz winzig, denn wir
sind weit weg, aber doch ihre Umgebung beherrschend. Es wird mir
wieder bewusst, was ich schon bei der damaligen Reise im
vergangenen November empfunden habe, das ist einfach ein
gigantisches Bauwerk. Wir müssen die Toskana aber wieder
verlassen, denn die erste Nacht werden wir in einem Hotel am
Trasimenischen See verbringen. Wir befinden uns dann in Umbrien.
Auf
Wegweisern kann man schon lesen, dass wir uns in Richtung Lago
Trasimeno bewegen. Langsam beginne ich mich nach einem Ende der
langen Fahrt zu sehnen. Meine Augen halten nach dem See Ausschau,
und dann taucht er endlich am Horizont auf. Unser Zielort ist
aber trotzdem noch ein Stück entfernt, wir fahren eine
Zeitlang mehr oder weniger nahe am See entlang. Landzungen mit
Kastellen ragen in den See hinein, die Sonneneinstrahlung ist
schon abendlich, das hat seinen Reiz.
Ein kurzer Ausflug in die Geschichte muss jetzt
sein: 217 v. Chr. hat bei der Schlacht am Trasimenischen See
Hannibal die Römer vernichtend geschlagen. Als ich das
damals in der Schule lernte, hat mich nicht interessiert, wo das
genau ist und wie groß der See ist. Also er ist sehr groß,
immerhin ungefähr 5x so groß wie der Traunsee. Die
Gegend hier gefällt mir sehr gut. Es scheint auch, dass die
Schönheit der Landschaft touristisch ausgenutzt wird.
Dann sind wir endlich da. Wir werden eine Nacht
im Villaggio
Albergo Il Gabbiano in der Ortschaft Passignano sul Trasimeno
verbringen. Das ist eine Ferienanlage mit Hotelzimmern und
Appartements, die diverse Aktivitäten bietet. Wir haben ein
Appartement mit Blick auf den Pool und den See, eigentlich viel
zu hübsch, um nur kurz zu bleiben. Eine stark befahrene
Straße zwischen der Anlage und dem See würde mich
stören, wenn ich hier länger Urlaub machen könnte.
Aber sonst gibt es nichts auszusetzen.
Viel Zeit bleibt uns nicht, und wir haben uns zum
Abendessen einzufinden. Wir sind als Reisegruppe bis auf ein paar
andere Ehepaare die einzigen Gäste. Das Personal ist sehr
bemüht und freundlich, aber irgendwo wirken sie ein wenig
überfordert
mit dem plötzlichen Andrang. Das Essen ist ganz in Ordnung,
es gibt Nudeln als Vorspeise, einen Hauptgang mit Fleisch und
eine Nachspeise.
Zwischen der Hauptspeise und der Nachspeise wird
Blattsalat serviert. So etwas ist mir in Italien noch niemals
untergekommen. Blattsalat natürlich schon, aber nicht als
eigenen Gang, aus großen Schüsseln auf unsere Teller
vorgelegt, und das erst unmittelbar vor dem Dessert! Da ist
irgendetwas schief gegangen. Oder ... vielleicht war das ein
Spezialservice für die Reisenden aus dem schönen
Österreich, die einem Siedlerverein mit Gärntnerambitionen
angehören und deswegen große "Salattiger"
sein müssen?
Nach dem Essen sitzen wir noch mit einigen
Mitreisenden auf der Terrasse im Freien. Es ist zwar kühl,
aber mit einer Jacke oder einem Pullover hält man es ganz
gut aus. So klingt der Abend bei ein paar Gläsern Rotwein
gemütlich aus.
Die
kleinen Fotos kann man anklicken, um ein größeres Foto
betrachten zu können.
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