Helga Buchegger
Reisegeschichten

 

"München, kalt aber freundlich"

 

4. Tag und Heimreise:
Frühstück, Schloss Nymphenburg, Karlsplatz, Kaufinger Straße, Marienplatz, Max-Joseph-Platz, Residenz, Odeonsplatz, Hofgarten, Bayerische Staatskanzlei, Prinzregentenstraße, Bayerisches Nationalmuseum, Friedensengel, Maximilianeum, Maxmonument, Sankt Lukas, Heimfahrt

 

Heute ist unser letzter München-Tag, am späten Nachmittag müssen wir nach Hause fahren. Als wir in der Früh aus dem Fenster schauen, stellen wir fest, dass die Sonne ziemlich ungetrübt vom Himmel strahlt. Damit ist auch der Programmpunkt des heutigen Vormittags festgelegt: Wir haben uns nämlich schon am Abend überlegt, dass wir bei schlechtem Wetter ins Deutsche Museum gehen, das muss wirklich ganz, ganz toll und riesig groß sein, und dass wir bei schönem Wetter nach Nymphenburg fahren. So fällt also das Deutsche Museum durch den Rost, auch der in Erwägung gezogene Besuch der Neuen Pinakothek. Aber München ist ja nicht aus der Welt, man kann ja wieder mal herkommen.

Nach einem gemütlichen, perfekten Frühstück verlassen wir das Hotel, fahren mit Bus und U-Bahn bis zum Hauptbahnhof und deponieren dort unser Gepäck. Mit der Straßenbahn Nr. 17 lassen wir uns zum Schloss Nymphenburg bringen. Es liegt im Westen der Münchner Innenstadt und ist bei Touristen und Münchnern gleicherweise beliebt. Schon der allererste Anblick vom Vorplatz aus ist ganz toll. Alles ist so weitläufig und großzügig angelegt. Auf der Teichanlage wimmelt es von Wasservögeln, die Sonne scheint, der Schnee glitzert ... so lässt sich auch der Winter gut ertragen. Außerdem bietet Landschaft und Architektur für mich hier den perfekten Rahmen, um endlich meine neue Kamera auszuprobieren. Mit Begeisterung stelle ich die Reichweite des Tele-Objektivs fest. Die beiden hier eingefügten Fotos sind vom gleichen Standpunkt aus gemacht. Ich finde, dass das herangezoomte Bild immer noch relativ gut in der Qualität ist.

Bei der Geschichte von Schloss Nymphenburg begegnen uns Bekannte aus der Geschichte der Theatinerkirche. Diese wurde ja aufgrund eines Gelübdes bei der Geburt eines Thronfolgers in Auftrag gegeben. Kurfürst Ferdinand Maria ließ aber darüberhinaus auch noch diese tolle Schlossanlage als Geschenk für seine Frau erbauen, als der langersehnte männliche Nachkomme Max Emanuel endlich in der Wiege lag. Dieser Max Emanuel war es auch, der dann später die Anlagen großzügig erweitern und umbauen ließ. Lange Zeit war das Schloss die Sommerresidenz der Wittelsbacher.

Heute kann man einige Trakte dieser Schlossanlage besichtigen (was wir nicht getan haben). Sehenswert sollen der große Steinerne Saal, die Schönheiten-Galerie und das Geburtszimmer von König Ludwig II sein. Darüber hinaus gibt es ein Naturkunde-, ein Porzellan- und ein Marstall-Museum.

Schon die Vorderansicht ist - wie gesagt - sehr beeindruckend in ihrer Größe und Weitläufigkeit. Geht man dann aber durch einen Durchgang des Haupttraktes in den dahinter liegenden Landschaftsgarten, ist man wirklich überwältigt von dem Anblick, der sich bietet: Baumgruppen, Wasserläufe, Seen, Brücken, verzweigte Wege, ... und auch mehrere kleine Lustschlösser (teilweise nur in der Sommersaison zu besuchen) bietet diese Anlage auf fast 230 Hektar.

Die Magdalenen-Klause ist eines dieser Schlösschen. Sie ist teilweise unverputzt und hat Risse im Mauerwerk, der Garten rundherum ist verwildert. Das hat der Bauherr Max Emanuel aber so gewollt. Die Magdalenenklause ist eine der ersten Bauten der Ruinenarchitektur in der europäischen Gartenkunst.

Die Pagodenburg hingegen wurde zwar von Max Emanuel geplant, aber erst nach seinem Tod verwirklicht. Dem damaligen Geschmack entsprechend gibt es hier orientalisch und fernöstlich anmutend verzierte Räume. Die Badenburg gilt als erstes beheizbares Hallenbad der Neuzeit.

Die Amalienburg soll eines der schönsten Rokoko-Schlösschen sein, die Europa zu bieten hat. Von innen haben wir keines der hier angeführten Gebäude gesehen, an der Amalienburg sind wir gar nicht vorbei gekommen. Die Gebäude finde ich auch gar nicht so wichtig, mir hat die gesamte Parkanlage besonders gut gefallen, der Besuch hier war für mich eines der Highlights in diesem Kurzurlaub. Natürlich hat da auch das Wetter seinen Anteil daran.

Nach der Überquerung eines Wasserlaufes fällt mir ein Mann auf, der mit einer umfangreichen Foto-Ausrüstung unterwegs ist. Kameras, riesige Objektive und Stative schleppt er mit sich herum. Natürlich möchte ich sehen, was er da anvisiert. Es ist ein Vogel-Futterplatz. Der wäre mir wahrscheinlich sonst gar nicht aufgefallen, aber so komme ich auch zu ein paar Fotos der Kategorie "Tier-Beobachtung".

Auf dem Rückweg zur Straßenbahn sehen wir in der Ferne den Olympia-Turm aufragen. Das moderne München haben wir aus unserem Besichtigungsplan total ausgeklammert, also auch BMW-Welt, Allianz-Arena, Highlight Towers, ...

Die Straßenbahn zurück zum Karlsplatz ist total überfüllt. Wir haben gerade eine schlechte Zeit erwischt. Es ist um die Mittagszeit, da sind viele Menschen, besonders auch Schüler unterwegs.

Vom Karlsplatz weg gehen wir nochmals zum Marienplatz. Diese Strecke ist nun bereits wohlbekannt. Ich kann es aber nicht lassen, hier noch ein paar Sonnenschein-Fotos einzufügen, denn die sehen einfach viel schöner und freundlicher aus als die vom Vortag.

Der Max-Joseph-Platz hat seinen Namen von König Maximilian I. Joseph (1756 - 1825) bekommen, dessen Denkmal vor dem Nationaltheater München aufgestellt ist. Dieses Haus ist der Spielort der Bayerischen Staatsoper und des Bayerischen Staatsballets. Im links davon liegenden Residenztheater werden Sprechstücke aufgeführt.

Wieder links davon liegt im rechten Winkel dazu der Königsbau der Residenz. Hier wird renoviert, die Fassade ist mit Planen verdeckt, die die Realität darunter nachzeichnen. Daher könnte man auch erkennen, dass dieses Gebäude dem Palazzo Pitti in Florenz ziemlich ähnlich sieht. Ich hätte es aber nicht bemerkt, Karl hat uns gestern darauf aufmerksam gemacht. Witzig finde ich, dass in zwei Fenstern jeweils ein Gesicht zu sehen ist. Es handelt sich eindeutig um König Ludwig I. und seine Gemahlin Therese von Sachsen-Hildburghausen (ja genau die, nach der die Theresienwiese benannt ist!).

Wir gehen nun die Residenz entlang Richtung Odeonsplatz. Ach ja ... Die Löwen mit den glänzenden Nasen! Sie stehen an den Eingängen zu den Residenzhöfen. Wir haben sie schon am 2. Tag gesehen. Nicht gleich, denn man schaut zuallererst auf die steinernen Löwenstatuen. Die haben jeweils ein Schild vor sich, auf dem unten ein kleiner bronzener Löwenkopf (von dem ich eigentlich gar nicht finde, dass er wie der eines Löwen ausschaut) zu sehen ist. Das Berühren dieser Nasen bringt Glück. Und ich habe es beobachtet: Alle Münchner, die hier vorbeigehen, greifen hin, ganz selbstverständlich wird das gemacht.

Die Münchner Residenz blickt auch auf eine lange, bewegte Geschichte zurück. Schon im 14. Jahrhundert existierte hier eine nach einem Bürgeraufstand erbaute Fluchtburg, die Neuveste. Reste davon sind noch in den Kellergewölben erhalten. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde der Königssitz vom Alten Hof in die Neuveste verlegt. In den darauffolgenden Jahrhunderten wurde durch zahlreiche Um- und Neubauten aus einer mittelalterlichen Burg ein repräsentatives Stadtschloss. So sind hier auch verschiedene Baustile anzutreffen. Der Aufbau nach den Schäden des Krieges ist bis heute noch nicht ganz abgeschlossen.

Der Gebäudekomplex ist sehr groß, die Bauten umfassen drei Haupttrakte, den Königsbau, die Maximilianische Residenz und den Festsaalbau, und insgesamt 10 Innenhöfe. Die Residenz ist das größte Innerstadtschloss Deutschlands. Das Residenzmuseum besteht aus 130 Schauräumen, zahlreiche Prunksäle, Galerien und ehemalige Wohnräume können besichtigt werden, auch die Schatzkammer mit wertvoller Goldschmiedekunst von Mittelalter bis Klassizismus soll sehr sehenswert sein.

Wir setzen uns in einem der Höfe eine Weile auf ein Bankerl, das von der Sonne beschienen wird. Die Schneehaufen von gestern tauen langsam auf. Das schmelzende Schneewasser gurgelt in den Kanal. Wir sind dort eine Zeitlang ganz alleine, und dies ist das einzige Geräusch ... endlich ... eine leise Hoffnung auf Frühling kommt auf.

Den Löwen vor der Feldherrnhalle statten wir noch einen kurzen Besuch ab. Sie haben noch nicht genug Sonne abgekriegt, um von ihren Schneehäubchen befreit zu werden. Wir biegen dann in den Hofgarten ab, der an die Residenz anschließt, und kommen an der prachtvollen Fassade des Herkules-Saales vorbei.

Der Hofgarten wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts unter Herzog Maximilian im Stil der italienischen Renaissancegärten angelegt. In der Mitte befindet sich der achteckige Diana-Tempel, auf dessen Dach eine Bronzefigur, die das Land Bayern darstellen soll, mit den Schätzen des Landes zu sehen ist. Und zwar sind das Salzfass, Ährengarbe, Hirschfell, Reuse und Kurapfel, das Original dieser Statue ist im Museum untergebracht.

Wir durchqueren den Hofgarten und kommen zur Bayerischen Staatskanzlei. Der Mittelteil mit der Kuppel ist ein im Krieg nicht zerstörter Teil des Bayerischen Armeemuseums. Die Seitentrakte wurden ganz neu angelegt und ihre moderne Glasarchitektur im Gegensatz zu den umliegenden Bauten war durchaus umstritten. Wir halten uns links von diesem Gebäudekomplex und erreichen damit die Prinzregentenstraße.

Vorbei am Bayerischen Nationalmuseum gehen wir geradewegs bis zur Isar, überqueren diese über die Luitpoldbrücke und stehen vor dem Friedensengel. Das ist eine 21 Meter hohe korinthische Säule mit einem vergoldeten Engel, der an den Friedensschluss von Versailles 1871 erinnern soll.

Zurück über die Brücke und ein Stück der Isar entlang kommen wir auf eine weitere Prachtstraße. Es ist die Maximilianstraße, die parallel zur Prinzregentenstraße führt. Jenseits der Isar, die hier eine Insel bildet, liegt leicht erhöht das Maximilianeum, in dem der Bayerische Landtag tagt.

Ich begnüge mich mit einem "oberleitungsverzierten" Foto aus der Ferne. Langsam werden wir besichtigungsmüde. Es ist wie immer: Am letzten Tag, ein paar Stunden vor der Abfahrt, geht uns die Energie aus.

Ein Stück weiter in Richtung Stadtkern kommen wir am Maxmonument vorbei. So heißt das Denkmal für König Maximilian II., den Sohn König Ludwigs I. Würden wir jetzt gerade weiter gehen und die Maximilianstraße bis zu ihrem Anfangspunkt verfolgen, würden wir auf dem Max-Joseph-Platz einlangen, wir biegen aber nach links ab und kommen an der Evangelischen Kirche St. Lukas vorbei. Von dort weg marschieren wir durch ein eher uninteressantes Gebiet zurück in die Innenstadt.

Dort sind wir noch eine Zeitlang leicht lustlos auf schon bekannten Pfaden unterwegs, schlussendlich begeben wir uns zum Bahnhof, besorgen uns eine kleine Jause für die Heimfahrt und holen unseren Koffer aus dem Schließfach.

Dann treten wir die Heimreise an. Sie wird öd und langwierig, denn im Gegensatz zur Herfahrt bleibt der Zug relativ oft stehen. Frieren tun wir auch, eigenartigerweise wird es trotz von Anfang an eingeschalteter Heizung erst warm im Abteil, als wir uns auf österreichischem Boden befinden. In Linz haben wir dann auch noch eine Dreiviertelstunde Aufenthalt, bis wir die letzten 15 Kilometer bis zu unserem Wohnort weiterfahren können. So kommen wir ziemlich spät am Abend und irgendwie "gerädert" zu Hause an.

Dieses etwas beschwerliche Ende ist aber schnell wieder vergessen, denn eines steht fest: München war auf alle Fälle eine Reise wert!

 

Die kleinen Fotos von den Sehenswürdigkeiten kann man anklicken, um ein größeres Foto betrachten zu können.

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