Helga Buchegger
Reisegeschichten

 

"Hamburg, Stadt am Wasser"

 

3. Tag:
Frühstück, Oberbaumbrücke, Speicherstadt, HafenCity, Internationales Maritimes Museum im Kaispeicher B, Bronzestatue Klaus Störtebeker, Hamburg Cruise Center, Ökumenische Kapelle, Marco-Polo-Terrassen, Unilever-Haus, Marco-Polo-Tower, SAP-Haus, Magellan-Terrassen, Info-Pavillon Elbphilharmonie, Traditionsschiffhafen, Baustelle der Elbphilharmonie auf dem Kaispeicher A, Columbushaus, Kehrwiederspitze, Niederbaumbrücke, Feuerschiff, Überseebrücke, Museumsschiff Cap San Diego, Museumsschiff Rickmer Rickmers, St. Pauli Landungsbrücken, Pegelturm, Zugangsgebäude zum Alten Elbtunnel, bunte Häuser der Hafenstraße, Hafenrundfahrt, Spielbudenplatz, David-Wache, Reeperbahn, Große Freiheit, Beatles-Platz, Altonaer Fischmarkt, Mittagessen, Altonaer Fischauktionshalle, Hauptkirche St. Trinitatis, Jüdischer Friedhof Altona, am Abend Dammtorbahnhof, Universitätsviertel, Schanzenviertel, Reeperbahn, Altonaer Fischmarkt, St. Pauli Landungsbrücken

 

Heute ist also der dritte Tag unserer Hamburg-Reise, somit "Halbzeit", denn wir haben noch diesen und den nächsten Tag zur Verfügung. Alles, was ich bisher gesehen habe, hat mich begeistert. Und noch hält Hamburg einige Höhepunkte für uns bereit.

Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg. Auch heute haben wir wieder eine 9-Uhr-Gruppenkarte für die Verkehrsbetriebe, wir können also jederzeit ein Verkehrsmittel verwenden, wenn uns die Entfernungen zu groß werden. Heute soll alles an die Reihe kommen, was man mit dem Überbegriff "Hafen" bezeichnen kann. Wir halten uns also vom Hotel ausgehend gleich relativ weit nach links und überqueren die Oberbaumbrücke, gehen also in Richtung Speicherstadt und HafenCity.

Wie genau geografisch diese Bereiche hier liegen, weiß ich nicht, aber das ist ja auch gar nicht so wichtig, denke ich. Durch einen Teil der Speicherstadt sind wir ja schon am ersten Abend gegangen, und ich war ganz begeistert vom Flair dieses Stadtteiles. Die Beschreibung dieses Gebietes ist aber noch ausständig, darum hole ich sie hiermit kurz nach.

Die Speicherstadt ist über 100 Jahre alt und steht seit 1991 unter Denkmalschutz. Sie stellt den größten zusammenhängenden Lagerhauskomplex der Welt dar und fasziniert mit ihrer neugotischen Backsteinarchitektur. Hinter den dicken Mauern lagern Tee, Kaffee, Kakao, Gewürze, Orientteppiche, Computer, ... Zusätzlich hat dieses Gebiet eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten zu bieten, von denen ich hier einige nur punktuell anführe, da wir keine davon besucht haben: Miniatur Wunderland (ich bin überzeugt, dass es sehenswert ist, aber wir haben uns die Zeit dafür nicht genommen), Hamburg Dungeon (eine Mischung aus Gruselkabinett und Fahrgeschäften, wobei Szenen aus der Hamburger Geschichte dargestellt werden; darauf kann ich locker verzichten), Dialog im Dunkeln (in abgedunkelten Räumen wird man in die Situation von blinden Menschen versetzt), Zollmuseum, Gewürzmuseum, Architekturmuseum, Spielzeugmuseum, Speicherstadtmuseum usw.

Wir gehen jetzt aber nicht durch die am ersten Abend durchquerten Gebiete, sondern halten uns etwas weiter links, also praktisch näher an die Elbe heran.

Der Kaispeicher B ist noch ein wenig älter als die anderen Lagerhäuser der Speicherstadt und das älteste erhaltene Speicherbauwerk Hamburgs. Erst im Jahr 2008 wurde dort das Internationale Maritime Museum Hamburg mit über 12.000 m² Ausstellungsfläche eröffnet.

Ganz in der Nähe befindet sich die Bronzestatue des Klaus Störtebeker. Sie stammt von Hans-Jörg Wagner und wurde 1984 hier aufgestellt. Klaus Störtebeker ist ein sagenumwobener Seeräuber, der um 1400 in Hamburg hingerichtet worden sein soll. Der Legenden gibt es viele um diesen Mann, der Wikipedia-Artikel ist lang, ... und neuere Forschungen sehen das ohnehin alles wieder ganz anders. Ein interessantes Fotomotiv gibt er jedenfalls ab, das ist sicher.

Wir gehen nun weiter südlich und kommen damit näher an den noch im Bau befindlichen Teil der HafenCity heran. Gigantisch was sich da tut! Ich habe noch nie so eine riesige Baustelle gesehen.

Es gibt aber auch schon einige fertige Bauwerke hier, zum Beispiel eines der drei Terminals, die zum Hamburg Cruise Center gehören (sorry für das Foto, aber es geht hier nicht besser), oder auch das Unilever-Haus, der Marco-Polo-Tower und das SAP-Haus, die man auf dem rechten Foto im Hintergrund schon sehen kann. Wir kommen dann auch noch näher daran vorbei.

Winzig inmitten dieser Gigantomanie ist die Ökumenische Kapelle. Ende 2008 eröffnet ist dieses Gotteshaus ein Gemeinschaftsprojekt für insgesamt 18 christliche Kirchen. Der Bau ist aus Holz und Glas errichtet, bunt und lichtdurchflutet. Der Altar ist aus einer Schiffsplanke gefertigt.

Wir gehen nun weiter bis zu den Marco-Polo-Terrassen. Der Marco-Polo-Tower (ein Wohnturm) und das Unilever-Haus mit seiner "in Plastik verpackten" Fassade werden aus der Nähe fotografiert.

Im Haupteingangsbereich des SAP-Hauses spiegelt sich ein Hamburger Stadtrundfahrten-Bus. Beim Fotografieren ist es mir nicht aufgefallen, aber beim Durchsehen der Fotos habe ich mich leicht verwundert am Kopf gekratzt: Warum ist links auf dem Foto die Aufschrift auf dem Bus nicht spiegelverkehrt?

Blickt man von hier aus nach Westen, sieht man am Ende der Landzunge schon das Aushängeschild der HafenCity, das unfertige Gebäude der Elbphilharmonie, eingerahmt von zwei roten Baukränen. Doch davon später! Wir gehen in nördliche Richtung und kommen zu den Magellan-Terrassen.

Dort hat man einen Informations-Pavillon errichtet. Das ist der Glaswürfel auf dem linken der untenstehenden Fotos. Ich habe ihn leider nicht besser ins Bild gebracht. Er bietet Informationen über das Projekt Elbphilharmonie, und zwar Wissenswertes zur Architektur und Ausblicke auf das zukünftige Programm. Und außerdem sind an seiner Außenfassade unten rundherum Trichter angebracht, aus denen Musik erklingt.

Über eine von einer Metallkonstruktion überspannte Brücke geht es leicht abwärts zum Traditionsschiffhafen. Schön ist es hier! Hier liegen einige Segelschiffe vertäut. Die Sonne strahlt. Bänke laden zum Verweilen ein, aber ich kann sie leider nicht nutzen, denn hier ist ein perfekter Ort zum Fotografieren. Ich kann wieder mal gar nicht aufhören. Und beim Foto-Aussuchen habe ich es ziemlich schwer mit der Entscheidung. Was kommt in den Bericht und was nicht?

Nun wird es aber auch Zeit, endlich einige Worte über die nun schon mehrmals erwähnte Elbphilharmonie zu verlieren. Ich habe ja schon geschrieben, dass es sich hierbei um das Aushängeschild des innerstädtischen Entwicklungsgebietes HafenCity, das in seiner Größe in Europa seinesgleichen sucht, handelt. Diese Formulierung ist natürlich nicht von mir, ich habe das bei meinen Vorbereitungen so gelesen.

Hier entsteht auf dem westlichsten Punkt der HafenCity, an einer exponierten Stelle - man könnte es quasi als "Leuchtturm" bezeichnen - ein gläsernes Konzerthaus auf den Grundmauern des Kaispeichers A, der irgendwann einmal ein Kakao-Speicher gewesen ist. Neben drei Konzertsälen mit Backstage-Bereichen ist auch ein Hotel, mehrere Gastronomiebetriebe, circa 50 Eigentumswohnungen (na, ich möchte nicht wissen, was die kosten), 500 Autoabstellplätze und ein öffentlich zugänglicher Platz in 37 Metern Höhe vorgesehen.

Der Entwurf stammt vom Basler Architekturbüro Herzog et de Meuron. Sollte der Bau zunächst schon 2010 fertig sein, gibt es laufend Verzögerungen, die Eröffnung wurde auf 2013 verschoben, mittlerweile geht man von mindestens 2014 oder sogar 2015 aus. Die Kosten sind explodiert. Die Zahlen erspare ich meinen Lesern, das sind ohnehin Euro-Beträge, unter denen man sich nichts mehr vorstellen kann. Tatsache ist jedenfalls, es sieht sehr futuristisch, sehr stattlich, sehr beeindruckend aus. Man wird sehen, wie es weitergeht mit diesem Riesenbau.

Wir sind mittlerweile bis zum Columbushaus weitergegangen und befinden uns nun an der Kehrwiederspitze, ein Punkt, den wir ebenfalls schon am ersten Abend besucht haben. Hier hat man einen wunderschönen Ausblick, Wasser, Schiffe, Boote, Anlegestellen, Brücken, Hafen- und Krananlagen, soweit das Auge reicht. Aber das ist noch lange nicht alles.

Wir überqueren zunächst die Niederbaumbrücke, auch hier wird kräftig gebaut, und wir müssen ein wenig "landseitig" ausweichen. Aber dann gehen mir bei jedem Schritt mehr und mehr die Augen über, je weiter man elbabwärts geht, desto aufregender und begeisternder werden die Ansichten.

Wir haben für heute eine Hafenrundfahrt geplant, ein "Muss" bei einem Hamburg-Besuch, so steht es auf allen Touristenseiten, so haben es mir alle gesagt, die es wissen müssen. Wir wissen nur noch nicht so recht, wo wir uns hinwenden sollen, also gehen wir zunächst einmal bis zu den Landungsbrücken die Elbe entlang.

Ein paar Schiffe, die hier liegen, verdienen Erwähnung. Zunächst einmal fällt eines nicht wegen seiner Größe auf, sondern wegen seiner Farbe, es ist intensiv rot, und zwar handelt es sich um ein altes englisches Feuerschiff, heute dient es als Restaurant-, Hotel- und Veranstaltungsschiff.

Etwas weiter elbabwärts, in der Nähe der Überseebrücke, liegt die Cap San Diego, ein wirklich schönes, elegantes Schiff. Sie wurde 1962 gebaut und transportierte Waren zwischen Hamburg und Südamerika. Schon in den 80ern wurde sie aber wieder außer Dienst gestellt, denn es wurden damals mehr und mehr Containerschiffe eingesetzt, und dadurch verlor sie ihr Aufgabengebiet. Als einziges von insgesamt sechs baugleichen Schiffen ist sie der Verschrottung entgangen. Sie ist heute ein Museumsschiff, und zwar das größte seetüchtigste der Welt.

Unmittelbar bevor man zu den Landungsbrücken kommt, kann man die Rickmer Rickmers bewundern. Dieser Segler kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. 1896 vom Stapel gelaufen diente er zunächst als Handelsschiff zwischen Europa und Asien, später als Salpeterschiff zwischen Chile und Hamburg. Im ersten Weltkrieg wurde er von den Engländern gekapert, später an die Portugiesen übergeben, und diese verwendeten ihn als Schulschiff. In den 60ern ausgemustert und in den 80ern liebevoll restauriert kann das Schiff heute ebenso als Museumsschiff besichtigt werden.

Die St. Pauli Landungsbrücken sind einerseits ein "Wasserbahnhof", es starten hier ein Teil der Hafenrundfahrten, außerdem legen Hafenfähren und die Hadag-Dampfer hier an, andrerseits haben auch U- und S-Bahn hier einen Knotenpunkt. Die ersten Pontons wurden schon Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet. Sie waren Anlegestelle für die Dampfer. Man konnte die Kohle, die sie zum Antrieb benötigten, hier lagern, und ihre Kessel waren als Brandgefahrenquelle weit genug entfernt vom eigentlichen Hafen. Um die darauffolgende Jahrhundertwende wurde großzügig erweitert und nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs wieder aufgebaut.

Der Gebäudekomplex besteht aus mehreren Durchgängen zu den Anlegestellen, aus Kuppeln und Türmen. Wir sehen davon im Moment kaum etwas, denn es wird gerade renoviert hier. Die elbseitige Front ist praktisch zur Gänze eingerüstet und mit Planen verhängt. Eine der Kuppeln habe ich am nächsten Tag von der Landseite her fotografiert. Das Foto vom Eingang zur Brücke 4 füge ich jedoch hier ein, denn es passt an diesem Tag besser dazu.

An der Ostseite der Landungsbrücken befindet sich der Pegelturm, er zeigt auf seiner der Elbe zugewandten Seite außer der Uhrzeit auch noch den Pegelstand an. An der Westseite ist der mit einer Kuppel überdachte Zugang zum Alten Elbtunnel. Dieser wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur Entlastung des Fährbetriebs auf der Elbe erbaut und galt damals als technische Meisterleistung. In den 70ern wurde ein weiterer Tunnel unter der Elbe angelegt, aber auch der alte ist noch in Betrieb und wird rege genutzt.

Würde man noch ein Stück weiter gehen, käme man an den bunten Häusern der Hafenstraße vorbei, in den 80ern kam es hier zu Hausbesetzungen, Straßenbarrikaden und Räumungen. Wir kommen aber nicht soweit, denn wir drehen vorher schon um, um ein Schiff für die Hafenrundfahrt auszusuchen. Wir werden das Elbtunnel-Gebäude und die Häuser in der Hafenstraße während der Fahrt vom Wasser aus sehen und fotografieren.

Wir entschließen uns nun also für eines der vielen Hafenrundfahrt-Angebote. Nach einer längeren Wartezeit, schon im Boot sitzend, denn es sind noch ein paar Plätze frei und wir müssen auf weitere Passagiere warten, legen wir endlich ab. Wir haben Glück, denn der Wasserstand erlaubt eine Durchfahrt durch die Speicherstadt.

Die Informationen, die hier während dieser Rundfahrt geboten werden, sind äußerst interessant und - das gehört dazu - auch ein wenig mit Seemannsgarn aufgelockert. Die Aus- und Einblicke, die man bekommt, sind sensationell, die großen Schiffe und die wirkungsvollen Gebäude der Speicherstadt aus der Wasserperspektive, ... Schleusen, Reparatur- und Wartungsdocks, Containerschiffe, Kräne, ... aber auch der Blick von der Elbe auf das Hamburger Elbeufer und die dahinter aufragenden Gebäude, ... also ich kann nur bestätigen, dass eine Hafenrundfahrt ein absolutes Muss für einen Hamburg-Besucher ist.

Mit näheren Informationen kann ich jetzt hier nicht dienen, denn ich habe mir bei weitem nicht alles merken können, was ich gesehen und gehört habe. Aber eine Reihe von Fotos sind natürlich zu sehen.

Wieder festen Boden unter den Füßen verlassen wir den Uferbereich der Elbe und gehen in Richtung Reeperbahn. Die hat ihren Namen bekommen, weil früher hier die langen Schiffstaue, also die Reepe, gedreht wurden. "Die Reeperbahn ist die zentrale Straße im Hamburger Vergnügungs- und Rotlichtviertel St. Pauli", so formuliert es Wikipedia.

Über den Ruf der Reeperbahn braucht man wohl nicht viele Worte verlieren, es gibt hier und auf der abzweigenden Straße, die sich Große Freiheit nennt, aber auch auf dem nahegelegenen Spielbudenplatz jede Form von Unterhaltungsmöglichkeiten, Bars, Clubs, Cafés, Diskotheken, Pubs, Theater, Operettenhäuser, ... alles, was man sich vorstellen kann oder auch nicht vorstellen kann. Am Tag ist es hier eher ruhig. Das einzig Auffallende sind die vielen Schilder und Leuchtreklamen.

Die Davidwache am Spielbudenplatz ist ein aus Film und Fernsehen bekanntes Polizeirevier. Das Reviergebiet umfasst weniger als einen Quadratkilometer und ist nur für circa 14.000 Bewohner zuständig, es ist somit das kleinste Europas. Der Bau wurde von Fritz Schumacher geplant und 1914 fertiggestellt, an der Frontseite befinden sich Schmuckelemente aus Keramik. Das denkmalgeschützte Gebäude wurde vor etlichen Jahren mit einem modernen Anbau erweitert, der sich aber unauffällig an der Rückseite des Gebäudes einfügt.

Wir gehen von dort weg in westlicher Richtung bis zum Beatles-Platz. Hier mündet die Große Freiheit in die Reeperbahn. Der Platz ist als überdimensionale Schallplatte gestaltet, und die fünf Beatlesfiguren stehen, nur mit ihren Umrissen und den Instrumenten in der Hand in Metall dargestellt, darauf herum. Fünf? Stuart Sutcliffe, der nur kurze Zeit der Band angehörte, steht etwas abseits. Beim Schlagzeuger soll es zudem angeblich nicht eindeutig sein, ob es sich um Ringo Starr handelt oder um Pete Best, der zwar weniger bekannt ist, aber zur Hamburger Zeit aktiv war.

Wie auch immer ... das "Denkmal" ist meiner Meinung nach ein wenig "matt". Die Figuren erinnern mich an "Kekse-Ausstecher". Noch dazu kann man sie - eben weil es nur Konturen sind - kaum gut fotografieren. Ich probiere es ein paarmal ... mit geringem Erfolg. Ganz im Gegenteil, ein Taxi hat mich fast überfahren, weil ich fotografierenderweise im Weg gestanden bin.

Möglicherweise ist der Platz in der Dunkelheit so beleuchtet, dass es interessant aussieht, dann liegt der Fehler bei uns, denn wir waren zwar am Abend noch mal in dieser Gegend, sind aber nicht bis hierher gegangen.

Die Große Freiheit hat ihren Namen bereits seit dem 17. Jahrhundert, denn es galt dort Religions- und Gewerbefreiheit. Damals gehörte die Straße zur Stadt Altona, die erst später eingemeindet wurde.

Erst in den 40ern gaben die dort entstandenen überaus freizügigen Nachtlokale dem Namen eine weitere Bedeutung. Die Straße ist aber auch für ihre vielen Musik-Clubs bekannt, in denen unter anderem auch die Beatles auftraten. Ein Museum, namens "Beatlemania" widmet sich den "Fab Four" und ist - wie es dies auf seiner WebSite formuliert - nur "einen Gitarrenwurf vom Beatles-Platz entfernt".

Unser nächstes Ziel ist die Altonaer Fischauktionshalle und der Altonaer Fischmarkt, letzteres ist nur "geografisch" gemeint, denn der Markt selber findet nur an Sonntagen statt, und in unseren Aufenthalt fällt leider kein Sonntag. Wir begeben uns also wieder in Richtung Elbe. Die Fischauktionshalle habe ich schon bei der Hafenrundfahrt vom Wasser aus fotografiert. Jetzt mache ich zunächst einmal nur ein seitliches Foto, und wir wenden uns dem in der Nähe gelegenen abschüssigen Platz zu, der - zumindest nehme ich das an - auch zu dem Gelände gehört, an dem das sonntägliche Treiben stattfindet.

Der Altonaer Fischmarkt ist eine der Haupttouristenattraktionen Hamburgs, und er erstreckt sich über ein ziemlich großes Gebiet. Jeden Sonntag kommen hier rund 70.000 Leute her. Ich lese das in meinen Unterlagen ..., und es kommt mir wie ein Tippfehler vor. Das ist ja Wahnsinn, da muss es ja nur so wimmeln von Menschen! Im Sommer geht es schon um 5:00 früh los, im Winter immerhin noch um 7:00. Es treffen sich hier sowohl Touristen als auch Einheimische, sowohl Nachtschwärmer, die noch ein Frühstück zu sich nehmen als auch Leute, die einkaufen. Längst nicht mehr gibt es hier nur Fisch, sondern auch andere Lebensmittel, aber auch Souvenirs, Blumen, Schmuck, ... Und es gibt die typischen Marktschreier, die versuchen, das Kaufinteresse anzukurbeln. Aber - wie gesagt - ohne uns, denn heute ist Donnerstag!

Der Platz liegt eher verträumt da. In den Restaurants und Cafés auf der Sonnenseite sitzen aber doch relativ viele Leute, denn es ist gerade späte Mittagszeit. Wir gehen einmal rundherum. Ich fotografiere zunächst die beiden Bronzefiguren, die resolute rundliche Frau, die mit zwei schweren Einkaufskörben sehr dynamisch und kraftvoll unterwegs ist, und den Mann, der eher stoisch mit einer Riesenkiste voller Fische hinter ihr steht. Ich habe dann später zu Hause eigenartigerweise über die beiden Figuren nichts herausgefunden.

Wohl aber über den in der Mitte des Platzes stehenden Minerva-Brunnen. Der wurde bereits Mitte des 18. Jahrhunderts gebaut, die ursprüngliche Brunnenfigur ist allerdings nicht mehr erhalten. Das Brunnenbecken schon, und wenn man liest, wie oft es im Laufe der Zeit "übersiedelt" ist, dann wundert man sich ziemlich. Es sieht auch tatsächlich schon etwas mitgenommen aus. Mittlerweile ist es jedenfalls wieder an seinem allerersten Aufstellungsort angelangt. Die "alte" Minerva wurde durch eine moderne Skulptur des Bildhauers Hans Kock ersetzt.

Wir entscheiden uns nun für eines der Restaurants, die den Platz säumen. Und es stellt sich heraus, dass wir eine sehr gute Wahl getroffen haben. Das Essen ist ausgezeichnet. Gerhard isst eine Art Paella mit Meeresfrüchten und ich ein Fischfilet mit einer feinen Sauce. Wir lassen uns Zeit und genießen die Pause. Zum Abschluss gibt es einen Espresso, und wir müssen wohl oder übel wieder losziehen.

Wir gehen vom Fischmarktplatz gleich in nördliche Richtung weiter und haben dabei vergessen, zurück zur Fischauktionshalle zu gehen. Mehr als das bereits vorher gemachte seitliche Foto habe ich also nicht zu bieten. Ein paar Informationen darüber allerdings schon: Sie wurde zu Ende des 19. Jahrhunderts im Stil einer dreischiffigen Basilika, also angelehnt an das Aussehen von römischen Markthallen, errichtet. Man wollte Hamburg Kunden abwerben, denn die Städte Altona und Hamburg machten sich mit ihren Fischmärkten damals gegenseitig heftig Konkurrenz. Hamburg baute daraufhin ebenfalls eine Auktionshalle.

1934 wurden die beiden Fischmarktgesellschaften miteinander fusioniert. Im Zweiten Weltkrieg wurden beide Hallen fast vollständig zerstört und nur notdürftig wieder aufgebaut. Während die Hamburger Halle in den 70ern einem Büro- und Geschäftskomplex weichen musste und abgerissen wurde, war die Altonaer Halle noch eine Zeitlang als Lager in Verwendung und entging damit dem gleichen Schicksal. Da sich ein Verein für die Erhaltung und Umwandlung in ein Kulturzentrum einsetzte, konnte erreicht werden, dass das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt wurde. Bei einer aufwändigen Restaurierung wurde die Kuppel neu gebaut und Fassadendetails nach alten Fotos wiederhergestellt. Heute ist hier ein Veranstaltungsort, auf zwei Bühnen soll es bei freiem Eintritt Live-Musik für jeden Geschmack geben.

Die Hauptkirche St. Trinitatis liegt zufällig auf unserem Weg. Sie wurde Mitte des 18. Jahrhunderts am Platz der ersten Pfarrkirche in Altona errichtet. Die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs ließen nur einen Turmstumpf und die Außenmauern übrig. Der Außenbau wurde rekonstruiert, im Inneren erfolgte eine Neugestaltung, von der ich finde, dass sie sehr gut gelungen ist, hell und großzügig ist der Kirchenraum.

Wir gehen weiter bis in die Königstraße, denn wir haben einen Besuch des Jüdischen Friedhofs Altona geplant. Dieser ist Dienstag und Donnerstag nachmittags geöffnet. Er gilt weltweit als einer der bedeutendsten Jüdischen Friedhöfe. Er ist mit zwei Hektar ziemlich groß, besteht seit 400 Jahren, und seine Grabstätten sind auch kulturhistorisch bedeutend.

Für uns ist der Besuch etwas ganz Außergewöhnliches. Hier ist es sehr grün und sehr still, ein ganz eigenartiges Gefühl macht sich hier breit. Man ist irgendwie in einer anderen Welt.

Wir machen uns dann auf den Weg zurück ins Hotel, der Tag war schon ganz schön lang und anstrengend, und wenn wir am Abend noch ein wenig unterwegs sein wollen, dann brauchen wir vorher eine Rastpause.

In der Dämmerung gehen wir wieder los. Wir fahren zunächst mit der U-Bahn in Richtung Dammtorbahnhof. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war hier ein Stadttor in den Wallanlagen, von da kommt der Name. Um 1900 wurde das Bahnhofsgebäude im Jugendstil errichtet. Es hat eine Sandsteinfassade und großflächige Glasfenster. Abendlich beleuchtet sieht es sehr gut aus. Unweit davon ragt das Hotel Radisson Blu in den Himmel.

Ganz in der Nähe befindet sich Planten un Blomen, ein großer Park mit Gewächs- und Tropenhäusern, verschiedenen Themengärten, einem See, Pavillons, ... und das praktisch mitten im Stadtgebiet. Bei meinen Vorbereitungen habe ich zwar darüber gelesen, aber ein Besuch in diesem Park war natürlich nicht geplant. Es ist ja immerhin erst April.

Wobei wir wirklich wunderbares Frühlingswetter erwischt haben, das muss nun wieder einmal gesagt werden. Sogar der Abend ist schon irgendwie lau. Und man sieht und spürt, dass die Menschen das genießen, es ist viel los auf den Wegen und in den Gastgärten hier in dieser Gegend. Wir gehen noch ein Stück weiter ins Universitätsviertel. Das alte Hauptgebäude mit der Kuppel liegt schön beleuchtet da. Daneben befinden sich ganz moderne Bauten. Meine Fotoausbeute ist gering, muss ich zugeben.

Unser nächstes Ziel ist das Schanzenviertel, ein Hamburger "Szene"-Viertel, was immer man sich darunter vorstellen soll. Außerdem ein Viertel mit vielen Facetten, ... früher verarmt und heruntergekommen, aber dann auch mal boomend, in jeder Hinsicht alternativ, sowohl Gastronomie-, als auch Einkaufs- und Wohngebiet, ... und einfach in allem ein wenig anders.

Ich weiß jetzt nicht mehr, mit welcher U-Bahn wir gefahren sind, aber das Verkehrsnetz ist ohnehin sehr übersichtlich, man findet sich leicht zurecht in Hamburg. Das Gebiet hat seinen Namen von der Sternschanze, einer Verteidigungsanlage aus dem 17. Jahrhundert, bekommen. Der Sternschanzenpark befindet sich auf einem kleinen Hügel, auf dem ein alter Wasserturm, der Schanzenturm steht. Ich habe ein abendliches Foto von diesem Bauwerk, aber - zugegeben - man sieht praktisch nichts darauf.

Der Turm wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts gebaut und bis 1961 genutzt. 2005 wurde mit dem Umbau in ein Hotel begonnen, dieser Umbau ist mittlerweile fertiggestellt, aber es gab zahlreiche Proteste gegen diese Nutzung.

Wir machen nun einen Rundgang durch die überaus belebten Straßen des Quartiers. Und ich traue meinen Augen, Ohren, Sinnen, ... kaum. Ich kann das jetzt gar nicht richtig beschreiben. Ein Lokal nach dem anderen, vor jedem ein Gastgarten, jeder voll besetzt, Menschen, die Essen und Trinken genießen, ... die Straße davor ebenfalls voller Leute, die hier herumstehen und sich unterhalten, Musik, angenehme Stimmung, laut aber nicht überdreht, freundlich aber nicht ausgelassen, ... einfach unbeschreiblich! Wie muss es hier erst in einer wirklich lauen Sommernacht zugehen?

Vor einem portugiesischen Restaurant wird an einem Tisch gerade eine riesige Fischplatte von mehreren Personen verzehrt ... mmmmmmhhhhh, die sieht gut aus. Das Wasser rinnt uns im Mund zusammen. Wir befinden uns gerade in der Straße, die Schulterblatt heißt. Ihren Namen hat sie nach einer Kneipe, die als Schild das Schulterblatt eines Wales verwendet hat.

Gegenüber liegt die Rote Flora. Unmöglich an dieser Stelle zu erzählen, was die alles schon erlebt hat! Theater- und Konzertgebäude, Wohnhaus, Kino, Warenhaus, ... und in den 80ern sollte sie teilweise abgerissen und zu einem Musical-Theater umgebaut werden. Dagegen gab es allerdings massiven Widerstand. Es kam zu Hausbesetzungen, und auch seither ist niemals Ruhe eingekehrt in diesem Haus.

Wenn man in Hamburg ist, muss man auch unbedingt die Reeperbahn am Abend entlanggehen. So heißt es! Okay, machen wir! ... Wir fahren also mit der U-Bahn vom Schanzenviertel bis St. Pauli. Es ist erst circa 23:00, und das ist wahrscheinlich noch viel zu früh für diese Gegend. Egal ... es ist jedenfalls nicht interessant. Es sind zwar schon viele Leute unterwegs, und vor manchen Lokalen stehen Männer oder Frauen, die versuchen, Kunden anzulocken. Und die Leuchtreklamen sind in Betrieb, und ... ja ... also eigentlich ... ich frage mich, wozu ich hier durchgegangen bin.

Wir erreichen nun noch einmal, heute ja schon zum zweiten Mal, das Gelände des Altonaer Fischmarktes. Hier gefällt es mir auch nachts. Lichter spiegeln sich im Wasser der Elbe. Wir gehen das Ufer entlang bis zu den Landungsbrücken. Was soll ich sagen? Am besten gar nichts ... es weiß nun ohnehin schon jeder, dass ich mich total in diese Stadt verliebt habe.

Aber jetzt ist es Zeit, ins Hotel zurückzukehren und die müden Füße auszuruhen. Morgen haben wir noch einiges vor.

 

Die kleinen Fotos von den Sehenswürdigkeiten kann man anklicken, um ein größeres Foto betrachten zu können.

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