Helga Buchegger
Reisegeschichten

 

"Toskana, erste Auflage"

 

4. Tag:
Ausflug nach Siena, Busfahrt, Basilica di San Domenico, Piazza Salimbeni, Palazzo Tantucci, Palazzo Salimbeni, Palazzo Spannocchi, Via Banchi di Sopra, Piazza Tolomei, Chiesa di San Cristoforo, Loggia della Mercanzia, Palazzo Chigi-Saracini, Piazza del Campo, Palazzo Pubblico, Torre del Mangia, Cappella di Piazza, Cortile del Podestà, Palazzo Sansedoni, Fonte Gaia, Chiesa di San Martino, Basilica di San Francesco, Oratorio San Bernardino, Battistero di San Giovanni, Cattedrale di Santa Maria Assunta, Weg zum Bahnhof, Rückfahrt nach Florenz

Auf Siena bin ich nicht vorbereitet. Wir haben ja erst nach unserer Ankunft in Florenz beschlossen, auch für diese Stadt einen Tag abzuzweigen. Gut, dass aber in den Reiseführern jeweils ein Kapitel darüber enthalten ist und es darin einen kleinen Stadtplan gibt. Man bekommt auch die Empfehlung, die Strecke Florenz-Siena lieber mit dem Bus als dem Zug zurückzulegen, denn der Bahnhof in Siena liegt nicht sehr zentral.

Heute regnet es leider. Nach dem Frühstück machen wir uns auf zum Busbahnhof, der nicht weit von unserem Hotel entfernt ist. In Florenz sind die Straßen überall sehr eng, also ist das Einbiegen in eine Gasse oder Hauseinfahrt keine einfache Sache, nicht für ein normales Auto, noch viel weniger für Linienbusse. Und hier müssen sie auch noch durch eine schmale Durchfahrt in einen relativ kleinen Innenhof. Aber die können das, die machen das ja schließlich jeden Tag.

Die Busfahrt ist nicht besonders angenehm, der Bus ist so voll, dass auch im Gang viele Leute stehen. Wir haben noch Sitzplätze erwischt, aber es ist ziemlich eng und stickig. Da wäre es mit der Bahn schon bequemer. Andrerseits braucht der Bus nur eine Stunde, die Bahnfahrt dauert um eine halbe Stunde länger. Während der ganzen Fahrt hält der Regen an. Man sieht von der Landschaft gar nichts, oder sagen wir mal, das was man sieht, präsentiert sich Grau in Grau.

Umso erfreulicher ist die Feststellung, dass es zu regnen aufgehört hat, als wir in Siena in der Nähe des Stadions aussteigen. Von hier sind es nur ein paar Schritte zu unserem ersten Ziel, der Basilica di San Domenico. Schon zu Anfang des 13. Jahrhunderts begannen die Dominikaner mit dem Bau dieser Kirche. Mitte des 14. Jahrhunderts wurden die Kapellen im Querhaus fertiggestellt und der Campanile errichtet, erst im 15. Jahrhundert war die Kirche fertig. Der Turm war ursprünglich höher und hatte eine Spitze, die Zinnen wurden erst im 18. Jahrhundert aufgesetzt.

Die Kirche ist einschiffig und ihr Grundriss ist T-förmig. Von außen sieht sie sehr imposant aus, eher wie eine Festung als ein Gotteshaus. Vom Kirchenvorplatz aus sieht man auf dem gegenüberliegenden Hügel den Duomo und die Torre del Mangia aufragen, ein beeindruckendes Panorama. Das Innere der Kirche gefällt mir nicht besonders. Für mein Gefühl ist es eine riesige uneinheitliche Halle.

Gleich rechts vom Eingang befindet sich die Cappella delle Volte. Sie wird von zwei Arkadenbögen überspannt und enthält Bildnisse über das Leben der Heiligen Katharina von Siena. Sie ist die Schutzpatronin Italiens und auch eine der sechs Patrone Europas. Sie wurde im 14. Jahrhundert in Siena geboren, war Ordensfrau, Mystikerin und Kirchenlehrerin. Ihr Geburtshaus, das in ein Sanctuarium umgewandelt wurde, liegt hier ganz in der Nähe und kann auch besichtigt werden. Katharina verstarb in Rom, wo sie in der Kirche Santa Maria sopra Minerva bestattet wurde. Ihr Haupt wurde jedoch nach Siena gebracht und befindet sich hier in San Domenico, und zwar in einem Reliquienschrein eines auf der rechten Seite des Langhauses liegenden Altars, ich habe kein Foto davon gemacht. Der Hauptaltar und die vielen Seitenaltäre bergen wertvolle Kunstschätze, ich habe mich aber nicht näher damit beschäftigt, muss ich zugeben. Die Fotos sind daher auch eher wahllos entstanden.

Wir nehmen nun Kurs auf das Zentrum der Altstadt. Siena hat ein ganz eigenes Flair, enge Gassen, unebenes Pflaster, teilweise rohe Ziegelbauten, alles wirkt ineinandergeschachtelt. Es gibt kaum Autos. Und, was wir schon mit den Augen von San Domenico aus gesehen haben, nämlich dass es hier hügelig ist, werden wir sehr schnell auch in den Beinen spüren. Egal in welche Richtung man geht, welche Sehenswürdigkeit man ansteuert: Es geht ständig bergauf und bergab, teilweise sogar relativ steil. Gerhard bringt es auf den Punkt: Siena ist eine Stadt für Bergziegen.

Wir erreichen die Piazza Salimbeni, das ist ein kleiner, abschüssiger Platz, der von drei Seiten geschlossen von Gebäuden umgeben ist. In der Mitte befindet sich das Standbild des Sallustio Bandini. Er lebte im 18. Jahrhundert und war einer der Vorkämpfer des wirtschaftlichen Liberalismus. Noch nie gehört? Ich auch nicht, aber es gibt ja Wikipedia und da kann man seine Wissensdefizite ausmerzen.

Links steht der Palazzo Tantucci, rechts der Palazzo Spannocchi. An der Stirnseite befindet sich der Palazzo Salimbeni, der dem Platz seinen Namen gibt. Er ist der Sitz der Banca Monte dei Paschi di Siena. Sie gilt als die älteste noch existierende Bank der Welt und wurde 1472 gegründet, den Namen hat sie allerdings erst seit 1624.

Mir gefallen die Köpfe gut, die aus dem Gesims des Palazzo Spannocchi ragen. Ich finde diese Darstellung irgendwie belustigend. Denn - wer immer diese wichtigen Herren sind - sie strecken ihre weisen Häupter neugierig aus winzigen runden "Fensterchen" und wirken wie aufgefädelt.

An der Piazza Salimbeni beginnt die Via Banchi di Sopra, eine der Hauptadern im Zentrum der Stadt. Auf der Piazza Tolomei befindet sich die Chiesa di San Cristoforo und wir begegnen hier - nicht zum letzten Mal an diesem Tag - der Römischen Wölfin mit den Zwillingen Romulus und Remus.

Der Sage nach mussten die Söhne von Remus, Ascanius und Senius, nachdem ihr Vater von Romulus erschlagen worden war, aus Rom fliehen. Sie gründeten auf ihrem Weg nach Norden ein Kastell mit dem Namen Castel Senio, und auf diesem Platz soll sich das heutige Siena befinden.

Es regnet zwar nicht, aber die Fotos zeigen leider sehr deutlich, dass es momentan ziemlich trüb ist. Die Via Banchi di Sopra endet bei der Loggia della Mercanzia aus dem 15. Jahrhundert, die stilistisch schon am Übergang von der Gotik zur Renaissance liegt. Man ist hier schon ganz in der Nähe der Piazza del Campo, des einzigartigen Hauptplatzes dieser Stadt. Durch eine schmale Gasse, die nach links abbiegt, kann man schon einen Blick darauf erhaschen. Wir gehen aber zunächst noch gerade weiter in Richtung Dom, und es geht wieder einmal ziemlich bergauf. Durch eine kleine Gasse nach rechts erreichen wir schließlich den Domplatz.

Der Duomo erhebt sich majestätisch vor uns. Seine reich verzierte Fassade und der "gestreifte" Turm sind wirklich beeindruckend. Ich mache zu diesem Zeitpunkt schon einige Fotos. Wir können das Innere der Kirche aber noch nicht besuchen, denn sie ist erst wieder am frühen Nachmittag geöffnet. Da heißt es also noch ein wenig Geduld zu haben. Darum gibt es an dieser Stelle auch zunächst einmal noch keine Infos über den Dom und nur ein einziges Foto. Alles andere kommt später.

Also begeben wir uns wieder abwärts in Richtung Hauptplatz. Bevor wir ihn erreichen, kommen wir aber noch am Palazzo Chigi-Saracini, einem zinnengekrönten, gotischen Palast aus dem 15. Jahrhundert vorbei. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das gesamte Gebäude renoviert. Heute ist darin eine berühmte Musik-Akademie untergebracht, und seine Säle beherbergen eine ganze Reihe von Kunstschätzen. An der der Straße zugewandten Fassade fällt mir besonders auf, dass sie zweifärbig kontrastierend gestaltet ist, grauer Stein und rötlicher Backstein, letzteres also in der Farbe Sienas - eben "siena". Im Innenhof befindet sich ein hübscher Brunnen. Ich muss einige Zeit warten, um ihn fotografieren zu können, denn er wird gerade von einer Schulklasse belagert.

Nun sind es nur mehr ein paar Schritte bis zur Piazza del Campo. Auf die bin ich ohnehin schon extrem neugierig. Vor Jahren habe ich einmal ein überdimensionales Foto, eine Luftaufnahme, von diesem berühmten Platz an einer Wand hängen sehen. Seither möchte ich ihn unbedingt auch in Wirklichkeit anschauen können. Jetzt ist es soweit. Und der Anblick hält, was das Foto damals versprochen hat. Es ist wirklich einzigartig, aber es ist natürlich unmöglich, die Gesamtwirkung "zu ebener Erde" mit der Kamera richtig einzufangen.

Der Platz ist fächerförmig und relativ abschüssig. Er ist mit rötlichem Backstein im Fischgrätmuster gepflastert und zwar so, dass neun spitzwinkelige Dreiecke entstehen. An der tiefsten Stelle laufen die neun Abschnitte zusammen, und dort befindet sich ein Wasserabfluss. Auf dieser Seite des Platzes steht der Palazzo Pubblico. Der Bogen des Platzes wird von Palästen gesäumt, und es führen einige enge Gassen vom Platz weg in alle Richtungen.

Das Wetter spielt gerade nicht mit. Während ich mir noch wünsche, dass die Sonne hervorkommt, um diesen Anblick auch fotografisch halbwegs ins Szene setzen zu können, fängt es sogar ein wenig zu regnen an. Es hört zwar bald wieder auf, aber es ist so stark bewölkt, dass die Fotos trotz Nachbehandlung noch ziemlich trüb ausschauen. Leider!

Die Piazza del Campo ist der Austragungsort des zweimal im Jahr stattfindenen Spektakels des Palio delle Contrade, eines halsbrecherischen Pferderennens, das mit seinen Umzügen, historischen Trachten und Fahnenschwingern viele Touristen anlockt, aber auch für die Bewohner von Siena ein besonders wichtiges Ereignis darstellt. Die Contrade sind die 17 Stadtviertel Sienas und als autonome Einrichtungen mit eigenen Vertretungen, Territorien und Befugnissen ausgestattet.

Der Palazzo Pubblico war Sitz der Republik, später des Stadtvogtes und heute der Stadtverwaltung von Siena. Er wurde zwischen 1268 und 1342 errichtet und gehört zu den schönsten gotischen Rathäusern Italiens.

Typisch sind die Sieneser Bögen, das sind von Spitzbögen überwölbte Flachbögen. Auf Italienisch heißt das Eigenschaftswort zu Siena nebenbei bemerkt "Senese", das ist mir bei vielen Beschriftungen aufgefallen.

Auch hier wieder die Zweifärbigkeit der Fassade, der untere Teil besteht aus hellem Kalkstein, darüber wurde mit Ziegelsteinen gebaut. Im Mittelteil in der obersten Fensterreihe befindet sich ein großes Christus-Monogramm, zwischen den Fenstern des ersten Stockwerkes das Wappen der Medici. Auf einer Säule an der rechten Palastseite steht wieder die "Wölfin". Das aus vergoldetem Zinn bestehende Original dazu steht in dem im Palast befindlichen Museo Civico. Außerdem könnte man im Palazzo Pubblico Säle mit bedeutenden Gemälden und Fresken besichtigen.

Der Turm des Palazzo Pubblico, die Torre del Mangia, wurde zwischen 1338 und 1348 errichtet. Der eigenartige Name geht zurück auf den Spitznamen des Glöckners, den "Mangia Guadagni", was "Verdienstfresser" bedeutet. Man sagte ihm nach, dass er seinen gesamten Verdienst fürs Essen verbraucht hat. Ich frage mich: War seine Gage so knapp bemessen oder war er so ein Vielfraß? Schon damals scheint es Personaleinsparungs-Maßnahmen gegeben zu haben, denn der Glöckner wurde später durch einen hölzernen Glockenschläger ersetzt.

Der Turm ist schlank und sehr hoch, über 100 Meter, man muss bedenken, dass er an der tiefsten Stelle des Platzes liegt und trotzdem gemeinsam mit dem Duomo die Silhouette von Siena bestimmt. Der verbreiterte, aufwändig gestaltete Glockenstuhl besteht aus Travertin.

Dem Turm vorgebaut ist die Cappella di Piazza, sie wurde 1352 in Form einer Loggia zu Ehren der Madonna und zum Dank für die Befreiung von der Pest errichtet. Etwa 100 Jahre später wurden die Aufbauten dieser Kapelle umgestaltet.

Rechts daneben liegt das Portal zum Cortile del Podestà (Hof des Stadtvogts), ein kleiner, aber sehr eindrucksvoller Hof. Man sieht dort die Figur des "Mangia", die Statue ist ziemlich verstümmelt, außerdem zahlreiche Wappen an den Wänden, mächtige Säulen und Arkaden und wiederum eine Darstellung der Wölfin mit den Zwillingen. Zu meiner Verteidigung möchte ich hier betonen, dass ich nicht jede "Wölfin", die ich in Siena gesehen habe, in dieser Reisegeschichte dokumentiere. Es waren nämlich noch einige mehr.

Wirklich sehenswert ist der Blick steil nach oben auf die Torre del Mangia. Man kann diesen Ausschnitt in zahlreichen Variationen aufs Foto bannen, es sieht immer gut aus. Und man hat dann nachher mit Sicherheit die Qual der Wahl. Darum habe ich hier gleich zwei Fotos eingefügt. Auch die Aufnahme, bei der die Gebäudekanten dem Rand des Fotos folgen, hat seinen Reiz, finde ich.

Gegenüber dem Palazzo Pubblico liegt mit ihrer Rückansicht die Loggia della Mercanzia, deren Vorderfront wir ja schon gesehen haben, ein Stück weiter rechts erhebt sich ein auffälliger Palast, der Palazzo Sansedoni mit schönen, dreibogigen gotischen Fenstern. Schräg davor befindet sich ein Brunnen, die Fonte Gaia. Das Original dieser Brunnenanlage mit den zahlreichen Skulpturen und den wasserspeienden Tieren wurde von Iacopo della Quercia geschaffen und ist heute im Rathaus untergebracht.

Nach einem kurzen Mittags-Imbiss, wir haben uns ein Pizzastück in einem Schnell-Restaurant genehmigt, machen wir uns wieder auf Besichtigungstour. Wir verlassen die Piazza del Campo durch eine Gasse links vom Palazzo Pubblico und kommen zur Chiesa di San Martino aus dem 16. Jahrhundert, sie ist wegen ihrer Fresken aus der Schule des Iacopo della Quercia sehenswert.

Der Weg führt uns weiter durch verwinkelte Gassen und über Treppen bis zu einem kleinen Platz, die Piazzetta Arrigo Picchioli, von der man eine malerische Aussicht auf den gegenüberliegenden dicht mit Häusern bebauten Hügel hat.

Weiter geht es an der Chiesa di Santa Maria di Provenzano vorbei bis zur Basilica di San Francesco. Sie wurde im 15. Jahrhundert im gotischen Stil erbaut, später im barocken Stil restauriert. Dem Foto im Reiseführer nach zu schließen, ist die Kirche sehenswert, was aber nichts zu sagen hat, denn sie ist verschlossen. Auch das daneben befindliche Oratorio San Bernardino mit schönen Fresken ist nicht zugänglich.

Wir gehen zurück in Richtung Dom, denn mittlerweile sollte dieser geöffnet sein (Info über Öffnungszeiten und Eintrittspreise des gesamten Domkomplexes inklusive Museum findet man hier, aber die Seite ist nicht recht benutzerfreundlich). Schon im 9. Jahrhundert gab es an der Stelle, wo heute die Kathedrale steht, ein Gotteshaus. Im 12. Jahrhundert wurde der Bau der heutigen Kirche nach Entwürfen von Giovanni Pisano im romanischen Stil begonnen und später im gotischen Stil fortgeführt.

Zu Ende des 14. Jahrhunderts sollte ein neuer Dom gebaut werden. Es war dies ein sehr ehrgeiziges Projekt, denn das Ziel war es, einen wirklich monumentalen Bau zu schaffen, um damit die Bedeutung Sienas als wirtschaftliche und kulturelle Macht zu unterstreichen. Das Langhaus der heutigen Kirche sollte das neue Querschiff werden. Das heutige Baptisterium sollte die Krypta des Domes bilden. Dieser Bau wurde auch begonnen, die Fortführung ist allerdings gescheitert, aufgrund politischer Wirren und der Pestepidemie war man gezwungen, dieses Vorhaben aufzugeben. Auch Probleme mit der Statik soll es gegeben haben. Die schon errichteten Bögen ragen noch heute empor, was eine ganz eigenartige Wirkung erzeugt. Es befindet sich dort der Eingang zum Dommuseum mit hervorragenden Kunstschätzen, bei dessen Besichtigung man auch eine Aussichtsterrasse auf einem dieser Bögen besuchen kann.

Durch ein gotisches Tor direkt unterhalb erreicht man über eine Treppe den Eingang zum Battistero di San Giovanni aus dem 14. Jahrhundert mit seiner wunderschönen gotischen, im oberen Bereich jedoch unvollendeten Fassade. Wir haben auf eine Besichtigung verzichtet. Besonders interessant soll dort das Taufbecken sein, da es eine Zusammenarbeit von mehreren bedeutenden Künstlern dieser Zeit darstellt.

Die Eingangs-Fassade des Duomo wird zum überwiegenden Teil von den drei Portalen und der darüberliegenden Fensterrose eingenommen. Es sieht wirklich toll aus. Rechts vor dem Dom steht eine Säule mit einer Darstellung ... ja ... richtig! ... Es ist die Wölfin mit Romulus und Remus!

Wir besuchen nun das Innere der Kirche. Gestern noch war ich vom Dom zu Pisa restlos begeistert, so hell, so weit, ... Heute im Dom von Siena - selbst auf die Gefahr hin, dass ich nun unglaubwürdig wirke - muss ich sagen, dass ich das Gefühl habe, in der schönsten Kirche zu stehen, die ich jemals gesehen habe. Ich bin sprachlos.

Die tolle Wirkung wird wahrscheinlich am meisten durch die schwarz-weiß-gestreiften Pfeiler, mit denen die drei Kirchenschiffe abgeteilt sind, und durch die ebensolchen Wandbereiche zwischen den Fenstern erreicht.

 

 

Die Kuppel ruht auf sechs Pfeilern, das Sechseck ist interessanterweise unregelmäßig. Auf den Pfeilerecken stehen Heiligenfiguren, darüber befindet sich eine Säulengalerie mit 46 Statuen von Patriarchen und Propheten. Darüber wölbt sich der mit goldenen Sternen verzierte obere Teil der Kuppel. Der Hochaltar wurde von Peruzzi geschaffen, darüber befindet sich ein Bronzeziborium, mehrere Bronzeengel sind im Altarbereich aufgestellt. In der Apsis ist eine Darstellung des Paradieses von Beccafumi zu sehen.

Die Marmorkanzel stammt von Nicola Pisano. Sie ist achteckig. Die Relieffelder zeigen Szenen aus dem Leben Jesu. Die acht Säulen werden von Löwenkörpern getragen. Darüber sind die Tugenden dargestellt. Die Mittelsäule wird durch die Personifizierungen der sieben Freien Künste und der Musik geziert. Die Kanzel soll noch meisterhafter als die in Pisa im Dom und im Baptisterium sein, sozusagen die allerhöchste Vollendung. Ich muss zugeben, dass ich das nun wirklich nicht beurteilen kann, großartige Kunstwerke sind sie wohl alle drei.

Besonders auffallend ist der Boden der gesamten Kathedrale. Er besteht aus 56 Marmorfeldern mit biblischen Darstellungen und ist zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert entstanden. Mehr als 40 Künstler haben daran mitgewirkt.

Vom Eingang aus gesehen am jeweils ersten Pfeiler befinden sich wertvolle Weihwasserbecken von Antonio Federighi. Sie stammen aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Im linken Querschiff ist die Kapelle des Johannes des Täufers. Die Statue des Heiligen stammt von Donatello. Die anderen Figuren dieses Altares sind ebenfalls von Donatello oder von Iacopo della Quercia.

Eine weitere bekannte Kapelle ist die Cappella del Voto, die Darstellung von Madonna und Kind wird Guido da Siena zugeschrieben. Einige Figuren und der Altarentwurf stammen von Gian Lorenzo Bernini. Bei diesem Namen muss ich an unsere Rom-Reise denken. Dort ist uns dieses Genie auf Schritt und Tritt begegnet. Was aber nichts daran ändert, dass ich diese Kapelle nicht fotografiert habe, viel mehr noch, ich kann mich gar nicht erinnern, sie gesehen zu haben.

Der Piccolomini-Altar besteht großteils aus weißem Marmor. Den gleichen Namen trägt die Bibliothek, die man vom linken Seitenschiff aus betreten kann. Kardinal Piccolomini, der spätere Papst Pius III ließ diesen Raum zu Beginn des 16. Jahrhunderts mit Fresken ausstatten. Sie wurden von Pinturicchio gestaltet und sind ungeheuer farbenfroh und prächtig. In der Mitte des Raumes steht die Skulptur die Drei Grazien, sie stammt aus dem 3. Jahrhundert n. Chr.

Der Dom war der letzte Besichtigungs-Programmpunkt des heutigen Tages. Wir treten die Rückreise an. Wir stehen vor der Wahl, ob wir den unbequemen Autobus zurück nehmen oder die angenehmere Bahnfahrt, auch wenn wir ein Stück Fußweg auf uns nehmen müssen, weil der Bahnhof nicht so zentral liegt und wir außerdem keine genauen Abfahrtszeiten wissen. Wir entscheiden uns für den Weg zum Bahnhof. Ich habe allerdings bald ziemliche Bedenken. Der Weg geht ständig bergab, und es ist viel weiter als wir gedacht haben. Was ist, wenn mit der Bahn irgendwas nicht klappt, kein Zug mehr fährt, ... dann müssen wir den ganzen Weg wieder hinaufsteigen. Das wäre mir nach dem heutigen Tag eindeutig zu anstrengend.

Nach langer Zeit erreichen wir endlich den Bahnhof. Wir sehen auf der Leuchttafel, dass ein Zug nach Florenz mit Planabfahrt vor circa 10 Minuten noch als aufgerufen angezeigt wird. Wir sausen zum Fahrkartenschalter, fragen den Mann dort, ob der Zug noch da ist. Der blickt hektisch in Richtung Bahnsteig und nickt. Warum er sich so komisch benimmt, kapiere ich erst später. Wir kaufen schnell Karten, hasten stiegenauf- und -ab, mir geht fast die Luft aus. Dann sitzen wir in einem vollen Zugswaggon und freuen uns, dass der Zug Verspätung hatte und wir ihn deswegen noch gekriegt haben.

Wenige Minuten später ist es vorbei mit der Freude. Eine Stimme aus dem Lautsprecher informiert uns, dass wir in einen "Sciopero" geraten sind. Es wird also gestreikt. Nichts Ungewöhnliches, das kann einem in Italien halt passieren. Was mich aber wirklich ärgert ist, dass uns dieser ... noch Karten verkauft hat. Das war fies. Wir hätten so vielleicht mit einem Bus vom Bahnhof zurück in die Stadt und von dort nach Florenz fahren können. So aber sitzen wir hier fest und müssen volle zwei Stunden warten, bis der nächste Zug wieder planmäßig verkehrt. Na gut, ... mir war gleich nicht recht wohl bei der Sache, aber das ist jetzt zu spät. Das Warten wird eine fade und unangenehme Angelegenheit. Aber einmal ist es auch vorbei.

Dieser nicht ganz gelungene Abschluss ändert nichts an der Tatsache, dass sich der Ausflug nach Siena auf alle Fälle gelohnt hat. Siena möchte ich gerne wieder besuchen und mehr Zeit zur Verfügung haben.

 

spätere Anmerkung:
Da wir im Mai 2010 wieder Siena einen - allerdings ziemlich kurzen - Besuch abgestattet haben, füge ich hier einen Link zu ein paar weiteren Infos und Fotos über Siena aus meiner Reisegeschichte "Toskana, zweite Auflage" ein.

 

Die kleinen Fotos von den Sehenswürdigkeiten kann man anklicken, um ein größeres Foto betrachten zu können.

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