"Toskana, erste Auflage"
4. Tag: Ausflug nach Siena, Busfahrt,
Basilica di San Domenico, Piazza Salimbeni, Palazzo Tantucci,
Palazzo Salimbeni, Palazzo Spannocchi, Via Banchi di Sopra,
Piazza Tolomei, Chiesa di San Cristoforo, Loggia della Mercanzia,
Palazzo Chigi-Saracini, Piazza del Campo, Palazzo Pubblico, Torre
del Mangia, Cappella di Piazza, Cortile del Podestà,
Palazzo Sansedoni, Fonte Gaia, Chiesa di San Martino, Basilica di
San Francesco, Oratorio San Bernardino, Battistero di San
Giovanni, Cattedrale di Santa Maria Assunta, Weg zum Bahnhof,
Rückfahrt nach Florenz
Auf Siena bin ich nicht vorbereitet. Wir haben ja
erst nach unserer Ankunft in Florenz beschlossen, auch für
diese Stadt einen Tag abzuzweigen. Gut, dass aber in den
Reiseführern jeweils ein Kapitel darüber enthalten ist
und es darin einen kleinen Stadtplan gibt. Man bekommt auch die
Empfehlung, die Strecke Florenz-Siena lieber mit dem Bus als dem
Zug zurückzulegen, denn der Bahnhof in Siena liegt nicht
sehr zentral.
Heute
regnet es leider. Nach dem Frühstück machen wir uns auf
zum Busbahnhof, der nicht weit von unserem Hotel entfernt ist. In
Florenz sind die Straßen überall sehr eng, also ist
das Einbiegen in eine Gasse oder Hauseinfahrt keine einfache
Sache, nicht für ein normales Auto, noch viel weniger für
Linienbusse. Und hier müssen sie auch noch durch eine
schmale Durchfahrt in einen relativ kleinen Innenhof. Aber die
können das, die machen das ja schließlich jeden Tag.
Die Busfahrt ist nicht besonders angenehm, der
Bus ist so voll, dass auch im Gang viele Leute stehen. Wir haben
noch Sitzplätze erwischt, aber es ist ziemlich eng und
stickig. Da wäre es mit der Bahn schon bequemer. Andrerseits
braucht der Bus nur eine Stunde, die Bahnfahrt dauert um eine
halbe Stunde länger. Während der ganzen Fahrt hält
der Regen an. Man sieht von der Landschaft gar nichts, oder sagen
wir mal, das was man sieht, präsentiert sich Grau in Grau.
Umso
erfreulicher ist die Feststellung, dass es zu regnen aufgehört
hat, als wir in Siena in der Nähe des Stadions aussteigen.
Von hier sind es nur ein paar Schritte zu unserem ersten Ziel,
der Basilica di San Domenico. Schon zu Anfang des 13.
Jahrhunderts begannen die Dominikaner mit dem Bau dieser Kirche.
Mitte des 14. Jahrhunderts wurden die Kapellen im Querhaus
fertiggestellt und der Campanile errichtet, erst im 15.
Jahrhundert war die Kirche fertig. Der Turm war ursprünglich
höher und hatte eine Spitze, die Zinnen wurden erst im 18.
Jahrhundert aufgesetzt.
 Die
Kirche ist einschiffig und ihr Grundriss ist T-förmig. Von
außen sieht sie sehr imposant aus, eher wie eine Festung
als ein Gotteshaus. Vom Kirchenvorplatz aus sieht man auf dem
gegenüberliegenden Hügel den Duomo und die Torre del
Mangia aufragen, ein beeindruckendes Panorama. Das Innere der
Kirche gefällt mir nicht besonders. Für mein Gefühl
ist es eine riesige uneinheitliche Halle.
Gleich
rechts vom Eingang befindet sich die Cappella delle Volte. Sie
wird von zwei Arkadenbögen überspannt und enthält
Bildnisse über das Leben der Heiligen Katharina von Siena.
Sie ist die Schutzpatronin Italiens und auch eine der sechs
Patrone Europas. Sie wurde im 14. Jahrhundert in Siena geboren,
war Ordensfrau, Mystikerin und Kirchenlehrerin. Ihr Geburtshaus,
das in ein Sanctuarium umgewandelt wurde, liegt hier ganz in der
Nähe und kann auch besichtigt werden. Katharina verstarb in
Rom, wo sie in der Kirche Santa Maria sopra Minerva bestattet
wurde. Ihr Haupt wurde jedoch nach Siena gebracht und befindet
sich hier in San Domenico, und zwar in einem Reliquienschrein
eines auf der rechten Seite des Langhauses liegenden Altars, ich
habe kein Foto davon gemacht. Der Hauptaltar und die vielen
Seitenaltäre bergen wertvolle Kunstschätze, ich habe
mich aber nicht näher damit beschäftigt, muss ich
zugeben. Die Fotos sind daher auch eher wahllos entstanden.
  
Wir nehmen nun Kurs auf das Zentrum der Altstadt.
Siena hat ein ganz eigenes Flair, enge Gassen, unebenes Pflaster,
teilweise rohe Ziegelbauten, alles wirkt ineinandergeschachtelt.
Es gibt kaum Autos. Und, was wir schon mit den Augen von San
Domenico aus gesehen haben, nämlich dass es hier hügelig
ist, werden wir sehr schnell auch in den Beinen spüren. Egal
in welche Richtung man geht, welche Sehenswürdigkeit man
ansteuert: Es geht ständig bergauf und bergab, teilweise
sogar relativ steil. Gerhard bringt es auf den Punkt: Siena ist
eine Stadt für Bergziegen.
Wir erreichen die Piazza Salimbeni, das ist ein
kleiner, abschüssiger Platz, der von drei Seiten geschlossen
von Gebäuden umgeben ist. In der Mitte befindet sich das
Standbild des Sallustio Bandini. Er lebte im 18. Jahrhundert und
war einer der Vorkämpfer des wirtschaftlichen Liberalismus.
Noch nie gehört? Ich auch nicht, aber es gibt ja Wikipedia
und da kann man seine Wissensdefizite ausmerzen.
Links steht der Palazzo Tantucci, rechts der
Palazzo Spannocchi. An der Stirnseite befindet sich der Palazzo
Salimbeni, der dem Platz seinen Namen gibt. Er ist der Sitz der
Banca Monte dei Paschi di Siena. Sie gilt als die älteste
noch existierende Bank der Welt und wurde 1472 gegründet,
den Namen hat sie allerdings erst seit 1624.
  
Mir gefallen die Köpfe gut, die aus dem
Gesims des Palazzo Spannocchi ragen. Ich finde diese Darstellung
irgendwie belustigend. Denn - wer immer diese wichtigen Herren
sind - sie strecken ihre weisen Häupter neugierig aus
winzigen  runden
"Fensterchen" und wirken wie aufgefädelt.
An der Piazza Salimbeni beginnt die Via Banchi di
Sopra, eine der Hauptadern im Zentrum der Stadt. Auf der Piazza
Tolomei befindet sich die Chiesa di San Cristoforo und wir
begegnen hier - nicht zum letzten Mal an diesem Tag - der
Römischen Wölfin mit den Zwillingen Romulus
und Remus.
Der Sage nach mussten die Söhne von Remus,
Ascanius und Senius, nachdem ihr Vater von Romulus erschlagen
worden war, aus Rom fliehen. Sie gründeten auf ihrem Weg
nach Norden ein Kastell mit dem Namen Castel Senio, und auf
diesem Platz soll sich das heutige Siena befinden.
Es regnet zwar nicht, aber die Fotos zeigen
leider sehr deutlich, dass es momentan ziemlich trüb ist.
Die Via Banchi di Sopra endet bei der Loggia della Mercanzia aus
dem 15. Jahrhundert, die stilistisch schon am Übergang von
der Gotik zur Renaissance liegt. Man ist hier schon ganz in der
Nähe der Piazza del Campo, des einzigartigen Hauptplatzes
dieser Stadt. Durch eine schmale Gasse, die nach links abbiegt,
kann man schon einen Blick darauf erhaschen. Wir gehen aber
zunächst noch gerade weiter in Richtung Dom, und es geht
wieder einmal ziemlich bergauf. Durch eine kleine Gasse nach
rechts erreichen wir schließlich den Domplatz.
Der Duomo erhebt sich majestätisch vor uns.
Seine reich verzierte Fassade und der "gestreifte" Turm
sind wirklich beeindruckend. Ich mache zu diesem Zeitpunkt schon
einige Fotos. Wir können das Innere der Kirche aber noch
nicht besuchen, denn sie ist erst wieder am frühen
Nachmittag geöffnet. Da heißt es also noch ein wenig
Geduld zu haben. Darum gibt es an dieser Stelle auch zunächst
einmal noch keine Infos über den Dom und nur ein einziges
Foto. Alles andere kommt später.
Also begeben wir uns wieder abwärts in
Richtung Hauptplatz. Bevor wir ihn erreichen, kommen wir aber
noch am Palazzo Chigi-Saracini, einem zinnengekrönten,
gotischen Palast aus dem 15. Jahrhundert vorbei. Zu Beginn des
20. Jahrhunderts wurde das gesamte Gebäude renoviert. Heute
ist darin eine berühmte Musik-Akademie untergebracht, und
seine Säle beherbergen eine ganze Reihe von Kunstschätzen.
An der der Straße zugewandten Fassade fällt mir
besonders auf, dass sie zweifärbig kontrastierend gestaltet
ist, grauer Stein und rötlicher Backstein, letzteres also in
der Farbe Sienas - eben "siena". Im Innenhof befindet
sich ein hübscher Brunnen. Ich muss einige Zeit warten, um
ihn fotografieren zu können, denn er wird gerade von einer
Schulklasse belagert.
  
  
Nun sind es nur mehr ein paar Schritte bis zur
Piazza del Campo. Auf die bin ich ohnehin schon extrem neugierig.
Vor Jahren habe ich einmal ein überdimensionales Foto, eine
Luftaufnahme, von diesem berühmten Platz an einer Wand
hängen sehen. Seither möchte ich ihn unbedingt auch in
Wirklichkeit anschauen können. Jetzt ist es soweit. Und der
Anblick hält, was das Foto damals versprochen hat. Es ist
wirklich einzigartig, aber es ist natürlich unmöglich,
die Gesamtwirkung "zu ebener Erde" mit der Kamera
richtig einzufangen.
  
Der Platz ist fächerförmig und relativ
abschüssig. Er ist mit rötlichem Backstein im
Fischgrätmuster gepflastert und zwar so, dass neun
spitzwinkelige Dreiecke entstehen. An der tiefsten Stelle laufen
die neun Abschnitte zusammen, und dort befindet sich ein
Wasserabfluss. Auf dieser Seite des Platzes steht der Palazzo
Pubblico. Der Bogen des Platzes wird von Palästen gesäumt,
und es führen einige enge Gassen vom Platz weg in alle
Richtungen.
Das
Wetter spielt gerade nicht mit. Während ich mir noch
wünsche, dass die Sonne hervorkommt, um diesen Anblick auch
fotografisch halbwegs ins Szene setzen zu können, fängt
es sogar ein wenig zu regnen an. Es hört zwar bald wieder
auf, aber es ist so stark bewölkt, dass die Fotos trotz
Nachbehandlung noch ziemlich trüb ausschauen. Leider!
Die Piazza del Campo ist der Austragungsort des
zweimal im Jahr stattfindenen Spektakels des Palio delle
Contrade, eines halsbrecherischen Pferderennens, das mit seinen
Umzügen, historischen Trachten und Fahnenschwingern viele
Touristen anlockt, aber auch für die Bewohner
von Siena ein besonders wichtiges Ereignis darstellt. Die
Contrade sind die 17 Stadtviertel Sienas und als autonome
Einrichtungen mit eigenen Vertretungen, Territorien und
Befugnissen ausgestattet.
Der
Palazzo Pubblico war Sitz der Republik, später des
Stadtvogtes und heute der Stadtverwaltung von Siena. Er wurde
zwischen 1268 und 1342 errichtet und gehört zu den schönsten
gotischen Rathäusern Italiens.
Typisch sind die Sieneser Bögen, das sind
von Spitzbögen überwölbte Flachbögen. Auf
Italienisch heißt das Eigenschaftswort zu Siena nebenbei
bemerkt "Senese", das ist mir bei vielen Beschriftungen
aufgefallen.
Auch hier wieder die Zweifärbigkeit der
Fassade, der untere Teil besteht aus hellem Kalkstein, darüber
wurde mit Ziegelsteinen gebaut. Im Mittelteil in der obersten
Fensterreihe befindet sich ein großes Christus-Monogramm,
zwischen den Fenstern des ersten Stockwerkes das Wappen der
Medici. Auf einer Säule an der rechten Palastseite steht
wieder die "Wölfin". Das aus vergoldetem Zinn
bestehende Original dazu steht in dem im Palast befindlichen
Museo Civico. Außerdem könnte man im Palazzo Pubblico
Säle mit bedeutenden Gemälden und Fresken besichtigen.
  
Der Turm des Palazzo Pubblico, die Torre del
Mangia, wurde zwischen 1338 und 1348 errichtet. Der eigenartige
Name geht zurück auf den Spitznamen des Glöckners, den
"Mangia
Guadagni", was "Verdienstfresser" bedeutet. Man
sagte ihm nach, dass er seinen gesamten Verdienst fürs Essen
verbraucht hat. Ich frage mich: War seine Gage so knapp bemessen
oder war er so ein Vielfraß? Schon damals scheint es
Personaleinsparungs-Maßnahmen gegeben zu haben, denn der
Glöckner wurde später durch einen hölzernen
Glockenschläger ersetzt.
Der Turm ist schlank und sehr hoch, über 100
Meter, man muss bedenken, dass er an der tiefsten Stelle des
Platzes liegt und trotzdem gemeinsam mit dem Duomo die Silhouette
von Siena bestimmt. Der verbreiterte, aufwändig gestaltete
Glockenstuhl besteht aus Travertin.
Dem Turm vorgebaut ist die Cappella di Piazza,
sie wurde 1352 in Form einer Loggia zu Ehren der Madonna und zum
Dank für die Befreiung von der Pest errichtet. Etwa 100
Jahre später
wurden die Aufbauten dieser Kapelle umgestaltet.
Rechts daneben liegt das Portal zum Cortile del
Podestà (Hof des Stadtvogts), ein kleiner, aber sehr
eindrucksvoller Hof. Man sieht dort die Figur des "Mangia",
die Statue ist ziemlich verstümmelt, außerdem
zahlreiche Wappen an den Wänden, mächtige Säulen
und Arkaden und wiederum eine Darstellung der Wölfin mit den
Zwillingen. Zu meiner Verteidigung möchte ich hier betonen,
dass ich nicht jede "Wölfin", die ich in Siena
gesehen habe, in dieser Reisegeschichte dokumentiere. Es waren
nämlich noch einige mehr.
Wirklich sehenswert ist der Blick steil nach oben
auf die Torre del Mangia. Man kann diesen Ausschnitt in
zahlreichen Variationen aufs Foto bannen, es sieht immer gut aus.
Und man hat dann nachher mit Sicherheit die Qual der Wahl. Darum
habe ich hier gleich zwei Fotos eingefügt. Auch die
Aufnahme, bei der die Gebäudekanten dem Rand des Fotos
folgen, hat seinen Reiz, finde ich.
  
Gegenüber dem Palazzo Pubblico liegt mit
ihrer Rückansicht die Loggia della Mercanzia, deren
Vorderfront wir ja schon gesehen haben, ein Stück weiter
rechts erhebt sich ein auffälliger Palast, der Palazzo
Sansedoni mit schönen, dreibogigen gotischen Fenstern.
Schräg davor befindet sich ein Brunnen, die Fonte Gaia. Das
Original dieser Brunnenanlage mit den zahlreichen Skulpturen und
den wasserspeienden Tieren wurde von Iacopo della Quercia
geschaffen und ist heute im Rathaus untergebracht.
  
Nach einem kurzen Mittags-Imbiss, wir haben uns
ein Pizzastück in einem Schnell-Restaurant genehmigt, machen
wir uns wieder auf Besichtigungstour. Wir verlassen die Piazza
del Campo durch eine Gasse links vom Palazzo Pubblico und  kommen
zur Chiesa di San Martino aus dem 16. Jahrhundert, sie ist wegen
ihrer Fresken aus der Schule des Iacopo della Quercia sehenswert.
Der
Weg führt uns weiter durch verwinkelte Gassen und über
Treppen bis zu einem kleinen Platz, die Piazzetta Arrigo
Picchioli, von der man eine malerische Aussicht auf den
gegenüberliegenden dicht mit Häusern bebauten Hügel
hat.
Weiter geht es an der Chiesa di Santa Maria di
Provenzano vorbei bis zur Basilica di San Francesco. Sie wurde im
15. Jahrhundert im gotischen Stil erbaut, später im barocken
Stil restauriert. Dem Foto im Reiseführer nach zu schließen,
ist die Kirche sehenswert, was aber nichts zu sagen hat, denn sie
ist verschlossen. Auch das daneben befindliche Oratorio San
Bernardino mit schönen Fresken ist nicht zugänglich.
  
Wir gehen zurück in Richtung Dom, denn
mittlerweile sollte dieser geöffnet sein (Info über
Öffnungszeiten und Eintrittspreise des gesamten Domkomplexes
inklusive Museum findet man hier,
aber die Seite ist nicht recht benutzerfreundlich). Schon im 9.
Jahrhundert gab es an der Stelle, wo heute die Kathedrale steht,
ein Gotteshaus. Im 12. Jahrhundert wurde der Bau der heutigen
Kirche nach Entwürfen von Giovanni Pisano im romanischen
Stil begonnen und später im gotischen Stil fortgeführt.
Zu
Ende des 14. Jahrhunderts sollte ein neuer Dom gebaut werden. Es
war dies ein sehr ehrgeiziges Projekt, denn das Ziel war es,
einen wirklich monumentalen Bau zu schaffen, um damit die
Bedeutung Sienas als wirtschaftliche und kulturelle Macht zu
unterstreichen. Das Langhaus der heutigen Kirche sollte das neue
Querschiff werden. Das heutige Baptisterium sollte die Krypta des
Domes bilden. Dieser Bau wurde auch begonnen, die Fortführung
ist allerdings gescheitert, aufgrund politischer Wirren und der
Pestepidemie war man gezwungen, dieses Vorhaben aufzugeben. Auch
Probleme mit der Statik soll es gegeben haben. Die schon
errichteten Bögen ragen noch heute empor, was eine ganz
eigenartige Wirkung erzeugt. Es befindet sich dort der Eingang
zum Dommuseum mit hervorragenden Kunstschätzen, bei dessen
Besichtigung man auch eine Aussichtsterrasse auf einem dieser
Bögen besuchen kann.
Durch ein gotisches Tor direkt unterhalb erreicht
man über eine Treppe den Eingang zum Battistero di San
Giovanni aus dem 14. Jahrhundert mit seiner wunderschönen
gotischen, im oberen Bereich jedoch unvollendeten Fassade. Wir
haben auf eine Besichtigung verzichtet. Besonders interessant
soll dort das Taufbecken sein, da es eine Zusammenarbeit von
mehreren bedeutenden Künstlern dieser Zeit darstellt.
  
Die Eingangs-Fassade des Duomo wird zum
überwiegenden Teil von den drei Portalen und der
darüberliegenden Fensterrose eingenommen. Es sieht wirklich
toll aus. Rechts vor dem Dom steht eine Säule mit einer
Darstellung ... ja ... richtig!
... Es ist die Wölfin mit Romulus und Remus!
Wir
besuchen nun das Innere der Kirche. Gestern noch war ich vom Dom
zu Pisa restlos begeistert, so hell, so weit, ... Heute im Dom
von Siena - selbst auf die Gefahr hin, dass ich nun unglaubwürdig
wirke - muss ich sagen, dass ich das Gefühl habe, in der
schönsten Kirche zu stehen, die ich jemals gesehen habe. Ich
bin sprachlos.
Die tolle Wirkung wird wahrscheinlich am meisten
durch die schwarz-weiß-gestreiften Pfeiler, mit denen die
drei Kirchenschiffe abgeteilt sind, und durch die ebensolchen
Wandbereiche zwischen den Fenstern erreicht.
  
Die Kuppel ruht auf sechs Pfeilern, das Sechseck
ist interessanterweise unregelmäßig. Auf den
Pfeilerecken stehen Heiligenfiguren, darüber befindet sich
eine Säulengalerie mit 46 Statuen von Patriarchen und
Propheten. Darüber wölbt sich der mit goldenen Sternen
verzierte obere Teil der Kuppel. Der Hochaltar wurde von Peruzzi
geschaffen, darüber befindet sich ein Bronzeziborium,
mehrere Bronzeengel sind im Altarbereich aufgestellt. In der
Apsis ist eine Darstellung des Paradieses von Beccafumi zu sehen.
Die
Marmorkanzel stammt von Nicola Pisano. Sie ist achteckig. Die
Relieffelder zeigen Szenen aus dem Leben Jesu. Die acht Säulen
werden von Löwenkörpern getragen. Darüber sind die
Tugenden dargestellt. Die Mittelsäule wird durch die
Personifizierungen der sieben Freien Künste und der Musik
geziert. Die Kanzel soll noch meisterhafter
als die in Pisa im Dom und im Baptisterium sein, sozusagen die
allerhöchste Vollendung. Ich muss zugeben, dass ich das nun
wirklich nicht beurteilen kann, großartige Kunstwerke sind
sie wohl alle drei.
Besonders auffallend ist der Boden der gesamten
Kathedrale. Er besteht aus 56 Marmorfeldern mit biblischen
Darstellungen und ist zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert
entstanden. Mehr als 40 Künstler haben daran mitgewirkt.
Vom Eingang aus gesehen am jeweils ersten Pfeiler
befinden sich wertvolle Weihwasserbecken von Antonio Federighi.
Sie stammen aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Im linken
Querschiff ist die Kapelle des Johannes des Täufers. Die
Statue des Heiligen stammt von Donatello. Die anderen Figuren
dieses Altares sind ebenfalls von Donatello oder von Iacopo della
Quercia.
  
Eine
weitere bekannte Kapelle ist die Cappella del Voto, die
Darstellung von Madonna und Kind wird Guido da Siena
zugeschrieben. Einige Figuren und der Altarentwurf stammen von
Gian Lorenzo Bernini. Bei diesem Namen muss ich an unsere
Rom-Reise denken. Dort ist uns dieses Genie auf Schritt und Tritt
begegnet. Was aber nichts daran ändert, dass ich diese
Kapelle nicht fotografiert habe, viel mehr noch, ich kann mich
gar nicht erinnern, sie gesehen zu haben.
Der Piccolomini-Altar besteht großteils aus
weißem Marmor. Den gleichen Namen trägt die
Bibliothek, die man vom linken Seitenschiff aus betreten kann.
Kardinal Piccolomini, der spätere Papst Pius III ließ
diesen Raum zu Beginn des 16. Jahrhunderts mit Fresken
ausstatten. Sie wurden von Pinturicchio gestaltet und sind
ungeheuer farbenfroh und prächtig. In der Mitte des Raumes
steht die Skulptur die Drei Grazien, sie stammt aus dem 3.
Jahrhundert n. Chr.
  
  
Der Dom war der letzte
Besichtigungs-Programmpunkt des heutigen Tages. Wir treten die
Rückreise an. Wir stehen vor der Wahl, ob wir den unbequemen
Autobus zurück nehmen oder die angenehmere Bahnfahrt, auch
wenn wir ein Stück Fußweg auf uns nehmen müssen,
weil der Bahnhof nicht so zentral liegt und wir außerdem
keine genauen Abfahrtszeiten wissen. Wir entscheiden uns für
den Weg zum Bahnhof. Ich habe allerdings bald ziemliche Bedenken.
Der Weg geht ständig bergab, und es ist viel weiter als wir
gedacht haben. Was ist, wenn mit der Bahn irgendwas nicht klappt,
kein Zug mehr fährt, ... dann müssen wir den ganzen Weg
wieder hinaufsteigen. Das wäre mir nach dem heutigen Tag
eindeutig zu anstrengend.
Nach langer Zeit erreichen wir endlich den
Bahnhof. Wir sehen auf der Leuchttafel, dass ein Zug nach Florenz
mit Planabfahrt vor circa 10 Minuten noch als aufgerufen
angezeigt wird. Wir sausen zum Fahrkartenschalter, fragen den
Mann dort, ob der Zug noch da ist. Der blickt hektisch in
Richtung Bahnsteig und nickt. Warum er sich so komisch benimmt,
kapiere ich erst später. Wir kaufen schnell Karten, hasten
stiegenauf- und -ab, mir geht fast die Luft aus. Dann sitzen wir
in einem vollen Zugswaggon und freuen uns, dass der Zug
Verspätung hatte und wir ihn deswegen noch gekriegt haben.
Wenige Minuten später ist es vorbei mit der
Freude. Eine Stimme aus dem Lautsprecher informiert uns, dass wir
in einen "Sciopero" geraten sind. Es wird also
gestreikt. Nichts Ungewöhnliches, das kann einem in Italien
halt
passieren. Was mich aber wirklich ärgert ist, dass uns
dieser ... noch Karten verkauft hat. Das war fies. Wir hätten
so vielleicht mit einem Bus vom Bahnhof zurück in die Stadt
und von dort nach Florenz fahren können. So aber sitzen wir
hier fest und müssen volle zwei Stunden warten, bis der
nächste Zug wieder planmäßig verkehrt. Na gut,
... mir war gleich nicht recht wohl bei der Sache, aber das ist
jetzt zu spät. Das Warten wird eine fade und unangenehme
Angelegenheit. Aber einmal ist es auch vorbei.
Dieser nicht ganz gelungene Abschluss ändert
nichts an der Tatsache, dass sich der Ausflug nach Siena auf alle
Fälle gelohnt hat. Siena möchte ich gerne wieder
besuchen und mehr Zeit zur Verfügung haben.
spätere
Anmerkung: Da wir im Mai 2010 wieder Siena
einen - allerdings ziemlich kurzen - Besuch abgestattet haben,
füge ich hier einen Link
zu ein paar weiteren Infos und Fotos über Siena aus
meiner Reisegeschichte "Toskana, zweite Auflage" ein.
Die
kleinen Fotos von den Sehenswürdigkeiten kann man anklicken,
um ein größeres Foto betrachten zu können.
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