Helga Buchegger
Reisegeschichten

 

"Toskana, erste Auflage"

 

Anreise und 1. Tag:
Bahnfahrt St. Valentin-Wien-Firenze SMN, Hotel delle Nazione, Basilica di Santa Maria Novella, Piazza del Duomo, Duomo Santa Maria del Fiore, Battistero di San Giovanni, Campanile di Giotto, Casa di Dante, Chiesa della Badia Fiorentina, Palazzo del Bargello, Piazza della Signoria, Fontana del Nettuno, Palazzo Vecchio, Loggia dei Lanzi, Mercato Nuovo, Fontana del Porcellino, Piazza Santa Trinità, Ponte Santa Trinità, Palazzo Pitti, Ponte Vecchio, Corridoio Vasariano, Piazzale degli Uffizi, Ponte alle Grazie, Basilica di Santa Croce, Pazzi-Kapelle, Bezug des Hotelzimmers, Chiesa Russa Ortodossa, Chiesa di San Marco, Piazza della Libertà, Porta San Gallo, Arco di Trionfo, Piazza della Santissima Annunziata, Abendspaziergang

Wir starten am späten Nachmittag mit dem Auto zum Bahnhof St. Valentin. Eine schöne abendliche Wolkenstimmung über Asten, die mein Sohn festgehalten hat, ist das erste Fotomotiv dieser Reise. Insgesamt werden Michael und ich mehr als 2000 Fotos machen.

Die Reisevorbereitungen sind diesmal in geordneten Bahnen verlaufen. Ich habe massenweise Unterlagen und Infos zusammengestellt und einen Besichtigungsplan gemacht (den wir natürlich schlussendlich - und wenig überraschend - wieder über den Haufen werfen werden). Ich habe sparsam und sorgfältig eingepackt, bin rechtzeitig mit allem fertig. Wir sind pünktlich gestartet, und deswegen sitze ich dann auch sehr entspannt im Zug nach Wien.

In Hütteldorf steigen wir in die Schnellbahn um und begeben uns zum Wiener Südbahnhof. Abgesehen von der Rückreise in fünf Tagen, werden wir hier nicht mehr vorbeikommen. Wenig später wird dieser Bahnhof nämlich "Geschichte" sein, seine Tage sind gezählt.

Wir fahren mit dem "Allegro Tosca", das ist der gleiche Zug, mit dem wir vor einem guten Jahr nach Rom gefahren sind. Er wird ziemlich voll. Aber wir haben ja Platzkarten.

An irgendwelche Erlebnisse während der langen Zugsfahrt kann ich mich nicht erinnern. Teilweise döse ich etwas vor mich hin, teilweise lese ich in den Reiseunterlagen, teilweise gibt es etwas zu knabbern und zu trinken. Am Anfang einer so langen Zugsreise habe ich immer das Gefühl, dass sich die Stunden ziehen, aber letztendlich geht es doch immer ziemlich schnell vorbei.

Als wir frühmorgens auf dem Bahnhof Firenze SMN ankommen, ist es noch duster. Der Name des Bahnhofs ist mir schon seit unserer Rom-Reise ein Begriff. Ich habe aber damals nicht hinterfragt, was die Abkürzung bedeutet. Mittlerweile weiß ich es: "Santa Maria Novella", und der Bahnhof hat den Namen von der unmittelbar danebenliegenden Kirche bekommen. Ein klingender Name für den wahrscheinlich hässlichsten Bahnhof, den ich je gesehen habe.

Das Hotel ist nur fünf Minuten vom Bahnhof entfernt und macht gleich einen guten Eindruck. Man spricht hier sehr gut deutsch, wir können also unser Italienisch "eingepackt lassen" und müssen uns auch nicht mit "italienischem Englisch" herumschlagen. Aber wir können unsere Zimmer noch nicht beziehen und werden auf 12:00 vertröstet. Unser Gepäck können wir natürlich abstellen. Was bleibt uns also anderes übrig, als uns schon im Morgengrauen (und das "Grauen" ist hier weniger auf die Farbe bezogen sondern darauf, dass mir ein wenig graut davor, ein Bett wäre mir jetzt nämlich lieber) auf Besichtigungstour zu begeben? Eine Stadt voll Kunst, Kultur und Sehenswürdigkeiten will entdeckt werden. Die Zeit ist knapp, also "Los geht's!"

Langsam wird es Tag. Zwischen Wolken sieht man schon den immer heller werdenden Himmel. Wieder am Bahnhof vorbei begeben wir uns in Richtung Domplatz. Wir sind zwar bestens mit Stadtplänen und Unterlagen ausgerüstet, aber es wäre ohnehin gar nicht möglich, den Dom nicht zu finden. Schon vom Bahnhofsareal aus ist die Kuppel sichtbar. Wir gehen vorbei an der Basilica di Santa Maria Novella, für die werden wir uns sicher später mal Zeit nehmen, sagen wir uns. Am Weg von und zurück in unser Hotel werden wir noch oft an ihr vorbeikommen, sie zu verschiedenen Tageszeiten von außen fotografieren. Aber eigenartigerweise ist eine Besichtigung von innen letztendlich aus Zeitmangel dem Rotstift zum Opfer gefallen.

Ein paar Straßenzüge weiter ist es dann so weit: Unvermittelt stehen wir auf der Piazza del Duomo, genauer gesagt auf der Piazza di San Giovanni, die dann in den Domplatz übergeht. Vor uns der Battistero di San Giovanni, der aus diesem Winkel den Großteil der Eingangsfassade des Duomo Santa Maria del Fiore verdeckt. Darüber ragt der Campanile di Giotto in den Himmel. Das Ausmaß der riesigen Kuppel können wir von hier aus nur erahnen. Das Bild links zeigt genau den allerersten Eindruck, als wir den Platz erreichen. Der etwas dramatische Himmel verstärkt die Wirkung natürlich noch zusätzlich.

Details über den Dom gibt es an dieser Stelle noch nicht. Wir werden hier noch öfter vorbeikommen und Dom und Baptisterium auch von innen besichtigen (mehr darüber siehe 5. Tag!). Was mir aber sofort auffällt, ist die Art der Fassade. Ich habe noch nie so eine Kirche gesehen. In Florenz und anderen Städten der Toskana ist diese Art der Fassadengestaltung, also der Verkleidung mit verschiedenfarbigem Marmor (Inkrustation), oft verwendet worden.

Ich habe hier gleich eine Reihe von Fotos von unserem Rundgang um den Dom angefügt. Sie sollen die morgendliche Stimmung demonstrieren, denn es sind noch kaum Leute unterwegs, es ist immer noch nicht ganz hell, der Himmel zeigt sich zunächst noch in Grau mit Wolken in Indigo, bald darauf jedoch schon in einem zarten Blau und mit cremefarbenen Wölkchen, die oft einen Stich ins Rosa haben, garniert. Und dieses Rosa harmoniert mit dem Rosa-Ton in der Fassade wunderbar.

Bis wir die Runde um den Dom vollendet haben, ist es endlich hell, und der Himmel hat eine schöne intensivblaue Farbe angenommen, blauer Himmel wird für den Rest der Reise eher eine Seltenheit bleiben.

Der Blick in das Schaufenster einer Bäckerei macht so richtig Appetit auf diese süßen Köstlichkeiten. Ich gebe mich mit einem Foto davon zufrieden. Außerdem muss das Verbotsschild auf dem Domplatz ins Bild. Ich kann verstehen, dass ich mich nicht "indecent" benehmen darf. Richtig schmunzeln muss ich jedoch, wenn ich das italienische Wort "non decoroso" einfach nur eindeutsche. Nun, ich werde mir Mühe geben, hier "dekorativ" zu wirken, aber ich fürchte, es kann angesichts der riesigen, dekorativen Bauwerke nicht gelingen.

Wir verlassen nun den Domplatz und gehen in Richtung Piazza della Signoria. Dabei durchqueren wir das "Dante-Viertel". Wir kommen an der Casa di Dante vorbei. Das Gebäude ist als Museum eingerichtet, eine Büste des Dichters Dante Alighieri, einer der vielen großen Söhne dieser Stadt, grüßt von der Fassade. Sein Geburtshaus soll ungefähr an dieser Stelle gewesen sein, das hier befindliche Haus ist allerdings erst sehr viel später gebaut worden.

Wir gehen weiter bis zur Chiesa della Badia Fiorentina. Hier soll Dante zum ersten Mal seiner Jugendliebe Beatrice begegnet sein, die oftmals in seinen Werken Erwähnung findet. Man weiß allerdings nicht einmal ganz sicher, ob es diese Dame wirklich gegeben hat. Die Kirche wurde als Klosterkirche für die Benediktiner schon vor dem Jahr 1000 erbaut. Der jetzige Bau stammt aus dem 14. Jahrhundert, später erfolgte auch noch eine teilweise Barockisierung.

Nicht weit davon entfernt befindet sich der Palazzo del Bargello (bargello = Polizeihauptmann), ein Palast aus dem 14. Jahrhundert, außen eher schlicht, im Inneren mit prächtigen Sälen ausgestattet, der im Laufe der Zeit verschiedene Zwecke erfüllt hat, bevor er Mitte des 19. Jahrhunderts in ein Museum umgewandelt wurde, das dazu diente, die Plastiken aufzunehmen, die man in den Uffizien nicht mehr unterbringen konnte.

Der Bargello hat also heute eine der wichtigsten Skulpturensammlungen der Welt, sie stammen unter anderem von Cellini, Donatello, Giambologna und Michelangelo. Teilweise stehen sie im wunderschönen Innenhof, in den wir allerdings nur von außen durch eine Glastüre einen kurzen Blick werfen können. Wenn ich wieder einmal nach Florenz komme, ist der Besuch dieses Museums einer der Punkte auf meiner Wunschliste.

Wir erreichen nun endlich die Piazza della Signoria, das Herzstück der Florentiner Altstadt, jahrhundertelang das politische Zentrum von Florenz. Wir betreten den Platz von Osten her, gehen also vorbei an der Seitenfront des Palazzo Vecchio und sehen zunächst die Rückansicht des auf dem gleichnamigen von Bartolomeo Ammanati Mitte des 16. Jahrhunderts geschaffenen Brunnen thronenden Neptun. Die Statue finde ich nicht sonderlich begeisternd, auch von vorne nicht. Die Figur ist gedrungen, seine Kopfhaltung und sein Blick irritieren mich. "Wo schaut denn der eigentlich hin?", frage ich mich immer wieder, wenn wir hier vorbeikommen. Anscheinend hat er irgendwas im Visier, das ihm nicht gefällt, denke ich mir belustigt. Intelligent schaut er jedenfalls nicht drein. Mit dieser Kritik bin ich nicht alleine, die Skulptur war schon zur Zeit ihrer Fertigstellung äußerst umstritten, aber das habe ich erst später gelesen.

Der Platz hat eine uneinheitliche Form. Man könnte sagen, in seinen annähernd trapezförmigen Grundriss schiebt sich der Palazzo Vecchio weit hinein, und eben an dieser hereinragenden Ecke steht die Fontana del Nettuno.

Unweit davon ist eine runde Gedenktafel in den Boden eingelassen. Sie erinnert an den Benediktinermönch Girolamo Savonarola, einen religiösen Fanatiker, der zu Ende des 15. Jahrhunderts in Florenz an die Macht kam und die Abkehr von den weltlichen Dingen predigte. Auf sein Geheiß wurden Luxusgüter, Schmuck, Möbel, teure Bekleidung und sogar Kunstwerke öffentlich auf der Piazza verbrannt. Wenige Jahre später wiederum wurde dieser Mann als Häretiker vom Papst exkommuniziert, daraufhin gefangengenommen, gefoltert und zum Tode verurteilt und unter Anteilnahme einer riesigen aufgebrachten Menschenmenge auf demselben Platz erhängt und verbrannt.

Nicht weit vom Neptunsbrunnen entfernt befindet sich das von Giambologna geschaffene Reiterstandbild Cosimo I., eines Fürsten, der Mitte des 16. Jahrhunderts in Florenz regierte und aus dem Hause der Medici stammte. Die Familie Medici ist eine über Jahrhunderte (13. bis 18. Jh.) einflussreiche Familie in Florenz. Die Liste der großen Medici, seien es Päpste, florentinische Stadtherren oder Großherzöge der Toskana ist lang, der entsprechende Wikipedia-Artikel ebenso. Eine geschichtliche Abhandlung - sei das Thema auch noch so interessant - hat hier nichts verloren. Fest steht, die Medici sind in Florenz allgegenwärtig, sie haben ihre Spuren hinterlassen, in der Politik, in der Architektur, in der Kunst und Kultur. Das Wappen mit den sechs schwebenden Kugeln begegnet uns auf Schritt und Tritt.

Der Palazzo Vecchio ist das beherrschende Bauwerk an der Piazza della Signoria. Das Gebäude wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts wahrscheinlich von Arnolfo di Cambio errichtet und hieß ursprünglich Palazzo della Signoria. Die Signoria war die florentinische Stadtregierung. Die Abgeordneten des Parlaments tagten hier nicht nur, sie hatten auch ihre Wohn- und Schlafräume hier. Um ihre Sicherheit zu gewährleisten wurde der Bau festungsähnlich angelegt. Der Palast war später dann der Wohn- und Regierungssitz der Medici, bis sie in den Palazzo Pitti umzogen. Von 1865 bis 1871 tagte hier das italienische Parlament, denn in dieser Zeit war Florenz die Hauptstadt des jungen vereinten Italien. Heute ist das Gebäude das Florentiner Rathaus.

Eine Besichtigung der Innenräume und des Hofes wird vom Reiseführer als lohnend bezeichnet, wir haben aber darauf verzichtet. Der zinnenbekrönte, 94 Meter hohe Turm bildet einen charakteristischen Bestandteil der Silhouette der Stadt und ist gemeinsam mit der dem Platz zugewandten Fassade ausgesprochen fotogen. Interessanterweise ist der Turm nicht symmetrisch zum Gebäude aufgesetzt, Arnolfo di Cambio wollte damit vielleicht die ohnehin schon asymmetrische Platzgestaltung zusätzlich betonen.

Der Eingang des Gebäudes wird von zwei Statuen flankiert. Rechts steht die Skulptur Herkules und Cacus von Baccio Bandinelli. Links davon steht der David von Michelangelo, wohl eine der berühmtesten Statuen der Welt. Es handelt sich allerdings hierbei um eine Kopie des mittlerweile in der Galleria dell' Accademia aufgestellten Kunstwerkes.

Die Original-Statue aus Carrara-Marmor wurde von dem erst 29-jährigen Michelangelo zwischen 1501 und 1504 geschaffen. Sie wurde auf der Piazza della Signoria gleichsam als Symbol für die damals neu entstandene Republik, Florenz hatte sich gerade von der Herrschaft der Medici befreit, aufgestellt. David hatte Goliath besiegt.

Ein paar Jahre später jedoch kehrte das Herrschergeschlecht zurück, und bei gewaltsamen Auseinandersetzungen in diesem Zusammenhang wurde eine Steinbank aus dem Fenster des Palazzo Vecchio geworfen, die der Davidstatue einen Arm abschlug. Der damals noch junge Giorgio Vasari sammelte die Bruchstücke auf und ermöglichte so 30 Jahre später eine Restaurierung der Statue. Wir werden seinem Namen später noch begegnen. Ende des 19. Jahrhunderts übersiedelte man den David in die Accademia, um ihn vor schädlichen Umwelteinflüssen, die ihm schon stark zugesetzt hatten, zu schützen.

Im rechten Winkel zum Palazzo Vecchio befindet sich die Loggia dei Lanzi. Sie wurde im 14. Jahrhundert als Halle für Versammlungen und Festlichkeiten erbaut. Später war hier der Posten der deutschen Landsknechte, davon leitet sich der heutige Name des Bauwerks her.

Es befinden sich hier eine Reihe von Skulpturen. Der Aufgang wird von zwei Löwen bewacht. Im linken Bogen vom Platz aus gesehen befindet sich die Bronzestatue des Perseus mit dem Haupt der Medusa von Benvenuto Cellini, die Darstellung ist zwar blutrünstig, aber ich finde, es ist ein wirklich tolles Kunstwerk. Im rechten Bogen steht der Raub der Sabinerinnen von Giambologna, interessant wegen der effektvollen "Ineinanderdrehung" der drei Gestalten. In der Mitte des Raumes sind drei weitere Figurengruppen aus unterschiedlichen Epochen aufgestellt, an der Wand sind römische Frauenstatuen aufgereiht.

Zwischen Palazzo Vecchio und Loggia dei Lanzi liegt der Durchgang zum Piazzale degli Uffizi. Dieser schmale Platz, derzeit eine Baustelle, erstreckt sich zwischen den beiden Trakten der Galleria degli Uffizi und mündet in einen Durchgang zum Arno.

Wir nehmen aber einen anderen Weg, und zwar verlassen wir die Piazza della Signoria in westliche Richtung und stehen bald vor einer kleinen Säulenhalle, wo gerade eifrig Waren in die Marktstände eingeräumt werden. Wir sind beim Mercato Nuovo angelangt. Früher wurden hier feinste Seide und andere Luxusgüter verkauft, später dann Dinge aus Stroh, deswegen wurde er auch Strohmarkt genannt. Und heute eben das, was die Touristen üblicherweise gerne kaufen, T-Shirts, Taschen, Schals, Gürtel, ...

Dort treffen wir auf ein bronzenes Wildschwein, wir stehen vor der Fontana del Porcellino. Von der Schnauze des Tieres rinnt Wasser in das kleine Brunnenbecken, und sie ist ganz hell und abgegriffen. Was es damit auf sich hat, wissen wir nicht, aber offensichtlich wird sie dort immer wieder und wieder berührt. Wahrscheinlich soll es bedeuten, dass man wiederkommt oder auch einfach nur Glück bringen.

Wieder nach Hause zurückgekehrt bin ich auf der italienischen Wikipedia fündig geworden. Also ganz genau funktioniert das folgendermaßen: Man reibt die Schnauze des Wildschweines, und dann legt man eine Münze in das Maul. Wenn diese mit dem Wasserstrahl ins Becken fällt und durch den Rost verschwindet, dann bringt es Glück, wenn nicht, dann eben nicht. Angeblich ist das so konzipiert, dass nur die schweren Münzen durchfallen und damit der Stadtverwaltung zu Gute kommen. Das halte ich zwar physikalisch für unmöglich, aber hübsch erfunden ist es allemal.

Ein Stück weiter kommen wir auf einen kleinen Platz, die Piazza Santa Trinità, dort befindet sich die gleichnamige Kirche und eine Säule mit einer Statue der Justitia, beides lassen wir relativ unbeachtet und wenden uns nun in Richtung Arno, den wir beim Ponte Santa Trinità erreichen und dort auch überqueren. Hier sehen wir zum ersten Mal eine der Hauptsehenswürdigkeiten von Florenz, den Ponte Vecchio. Der Arno bildet eine spiegelnde Fläche, wir blicken gegen die noch immer nicht sehr hoch stehende, wolkenverhangene Morgensonne, der Himmel sieht äußerst dramatisch aus. Diese Ansicht wirkt ausgesprochen malerisch.

Wir gehen nun in Richtung Palazzo Pitti. Die kleine wasserspeiende Fratze kommt aufs Bild, obwohl sie in keinem Reiseführer Erwähnung findet. Dasselbe gilt für das hübsche bemalte Haus, auf dem man - wenig überraschend - wieder einmal das Wappen der Medici bewundern kann.

Der Palazzo Pitti ist rein baulich gesehen ein für meine Begriffe nicht sonderlich interessanter "Kasten". Die darin befindlichen Museen sind ganz bestimmt sehenswert, aber da müsste man sehr viel Zeit dafür haben.

Die Familie Pitti, eine reiche Kaufmannsfamilie, wollte mit dem Palastbau die ebenso reiche, allmächtige Familie Medici in den Schatten stellen. Mitte des 15. Jahrhunderts wurde der Bau des Palastes begonnen. Aber, eine Ironie des Schicksals, das Familienvermögen der Pitti schwand dahin, und letztendlich wurde der unvollendete Palast von den Medici aufgekauft. Ab dem 16. Jahrhundert residierten hier die Medici, später dann die Lothringer. Während Florenz die Hauptstadt Italiens war, residierte hier der königliche Hof.

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts gehört der Palazzo Pitti der Stadt Florenz. Es sind darin mehrere Museen untergebracht. Die Galleria Palatina beherbergt unzählige Gemälde aus der Medici-Sammlung, von Rubens, Tizian, Raffael, ... und vielen anderen. Die Galleria d' Arte Moderna umfasst ungefähr 2000 Kunstwerke der italienischen Malerei vom Neoklassizismus bis zum 20. Jahrhundert. Für diese beiden Museen gibt es ein Kombi-Ticket. Genauso kann man mit einem gemeinsamen Ticket folgende Museen besuchen: Museo del Porcellane, Museo del Costume, Museo degli Argenti und zusätzlich den Giardino di Boboli.

Von vornherein haben wir beschlossen, uns damit in der kurzen verfügbaren Zeit nicht zu belasten, das ist ein gutes Gefühl. Die Boboli-Gärten sind sicher sehenswert, sie sollen wunderschön angelegt sein, ein toller Park mit Grotten, Brunnen und Statuen, aber im November kann man die ohnehin knapp bemessene Zeit wahrscheinlich besser nutzen. Aber für den nächsten Besuch in Florenz ... ein Fixpunkt!

Unser Weg wird uns nun zum ersten Mal über den Ponte Vecchio führen. November, früher Vormittag und regnerisches Wetter! Diese drei Voraussetzungen sind nicht gerade optimal für den Besuch dieser bekannten Sehenswürdigkeit. Und so schaut es auch aus: Öd! Die Juwelierläden sind geschlossen, das Pflaster glänzt nass, es ist trüb. Außerdem sind Teile der Brücke eingerüstet.

Der Ponte Vecchio ist die älteste Brücke von Florenz. Schon um 1000 gab es hier einen hölzernen Übergang über den Arno, später wurde eine Steinbrücke gebaut. Bei einem der zahllosen Arno-Hochwasser im Jahre 1333 wurde diese zerstört. 12 Jahre wurde an einem Ersatz gebaut, und schon damals waren hier Werkstätten und Verkaufsräumlichkeiten vorgesehen. Zunächst ließen sich Fleischhauer und Gerber nieder. Ende des 16. Jahrhunderts mussten sie die Brücke verlassen, um noblerem Gewerbe Platz zu machen. Seit dieser Zeit haben sich hier Gold- und Silberschmiede angesiedelt. Der Ponte Vecchio ist die einzige Brücke in Florenz, die im 2. Weltkrieg nicht zerstört worden ist.

Die Brücke besteht aus drei Bögen. Die Geschäfte reihen sich dicht aneinander. Die Eingänge liegen zur Brückeninnenseite, die dahinterliegenden Räume ragen wie Balkone über die Brücke hinaus. In der Mitte sind die Ladenzeilen unterbrochen, dadurch entsteht eine Plattform, von der man von beiden Seiten auf den Arno, die Stadt Florenz und die umliegenden Hügel blicken kann. So uninteressant sich der Ponte Vecchio heute auch für uns präsentiert, diese Ausblicke sind wirklich großartig.

Auf der Plattform steht eine Büste des Benvenuto Cellini. Seinen genialen Perseus haben wir ja heute schon in der Loggia dei Lanzi bewundert. Cellini war Goldschmied, Bildhauer und eine Art Universal-Genie mit einer sehr bewegten Lebensgeschichte.

Der Sockel der Büste ist vierseitig von einem Gitter eingerahmt, welches über und über mit kleinen Schlössern behängt ist. Viele Verliebte haben hier ein Schloss angebracht und den Schlüssel in den Arno geworfen, in der Hoffnung, dass damit die Liebe ewig hält. Ich habe irgendwo im Internet gelesen, dass der Ponte Vecchio schon über und über mit solchen Liebesbeweisen behängt war, sodass es notwendig wurde, den Großteil wieder zu entfernen. Heutzutage wird das Anbringen von Schlössern mit Geldstrafen geahndet. Dieser Brauch ist ja durchaus nicht nur auf Florenz beschränkt.

Vom Palazzo Pitti zum Palazzo Vecchio führt ein oberhalb der Geschäftezeile der Ponte Vecchio, dann ein Stück den Arno entlang und schließlich durch die Uffizien verlaufender Gang, der Corridoio Vasariano. Benannt ist dieser Gang nach seinem Erbauer, Giorgio Vasari - genau der, der als junger Mann die abgeschlagenen Stücke des David-Armes auf der Piazza della Signoria eingesammelt und aufbewahrt hat.

Er war später der Hofmaler der Medici, schrieb Biografien von großen florentinischen Künstlern, wie zum Beispiel Leonardo da Vinci, Raffael und Michelangelo und war damit einer der ersten Kunsthistoriker. Er stellt eine wichtige Quelle über die italienischen Renaissance-Künstler dar. Der Begriff Renaissance (italienisch Rinascimento = Wiedergeburt) wurde von ihm erstmals verwendet, um damit eine Überwindung der mittelalterlichen Kunst und ein Wiederaufleben der griechischen und römischen Antike zu bezeichnen.

Außerdem war Vasari Architekt und zeichnet unter anderem für die Uffizien verantwortlich. Der Vasari-Korridor, heute eine Gemäldesammlung, diente dazu, den Medici-Fürsten und ihren Familien den Weg von einem Palazzo zum anderen zu ermöglichen, ohne vom gemeinen Volk bemerkt oder gar gestört zu werden.

Wir "gemeines Volk" benutzen nun den Bogengang unterhalb des Vasari-Korridors, von wo wir einen Blick auf die Seite des Ponte Vecchio werfen können, die wir bis jetzt noch nicht gesehen haben. Das sieht jetzt richtig gut aus, vor allem deswegen, weil die Sonne wieder herausgekommen ist. Das bringt die bunten Anbauten der Brücke schön zur Geltung. Für mich schaut das allerdings nicht sonderlich vertrauenerweckend aus, ich möchte in diese kleinen "Häuschen" nicht reingehen müssen.

Wir erreichen den am Arno gelegenen Duchgang zur Piazza degli Uffizi und blicken in Richtung Palazzo Vecchio. Der Platz zwischen den beiden Trakten der Uffizien ist schmal, dunkel und - wie wir bereits von der anderen Seite festgestellt haben - eine Baustelle. Der Kran hinter dem Palazzo Vecchio macht das Foto auch nicht gerade schöner.

Wir gehen nun ein Stück den Arno entlang. Hier sind Unmengen von Motorrollern geparkt. Durch das auf die Windschutzscheiben fallende Sonnenlicht und die Gleichförmigkeit der Anordnung entsteht ein interessantes Fotomotiv, finde ich.

Wir überqueren nun wieder den Arno, und zwar über den Ponte alle Grazie. Schön langsam macht sich bemerkbar, dass wir keine erholsame Nacht hinter uns haben und noch dazu schon einige Zeit auf den Beinen sind. Direkt am Arno, mit Blick auf die Altstadt-Silhouette, lassen wir uns auf einer Bank in einem kleinen Park für ein Weilchen nieder. Die Sonne, die gerade vorher erst zwischen den Wolken hervorgekommen ist, beschert uns einen relativ intensiven Regenbogen, von dem sowohl das eine als auch das andere Ende sichtbar ist. Die Fotos geben das Schauspiel nur ungenügend wieder.

 

 

Wir essen unseren mitgebrachten, in der Zugs-Nacht nicht zur Gänze aufgebrauchten Reiseproviant. Es ist auch etwas Süßes dabei, und wir hoffen, damit unsere Energien noch einmal ein wenig anzukurbeln. Denn die Mittagszeit, in der wir auf unser Hotelzimmer hoffen dürfen, ist immer noch ein ganz schönes Weilchen entfernt. Um länger sitzen zu bleiben, ist es eindeutig zu kühl. Wir machen uns also wieder auf den Weg.

Wir gehen zurück über dieselbe Brücke und halten uns leicht rechts. Leider regnet es wieder zeitweise. Bald stehen wir auf der Piazza di Santa Croce, einem der größten Plätze von Florenz, der insbesondere im Sommer, und da auch abends, sehr belebt sein soll. Sogar jetzt im November sind relativ viele Leute hier, vor allem Touristen und Straßenhändler. Wir treten seitlich rechts neben der gleichnamigen Kirche auf den Platz. Was mir sofort auffällt ist, dass der Teil der Fassade, wo sich die Eingangstore befinden, reichlich verziert, die Seitenfassade jedoch schlicht und schmucklos ist. Das wird uns auch noch bei anderen Kirchen in Florenz begegnen.

Mit dem Bau der Basilica di Santa Croce (Link zur WebSite der Kirche) wurde Ende des 13. Jahrhunderts unter dem Baumeister Arnolfo di Cambio begonnen. Im 16. Jahrhundert wurden einige Umgestaltungen, unter anderem durch Giorgio Vasari, durchgeführt. Die Eingangs-Fassade der Kirche ist noch ziemlich jung. Sie wurde Mitte des 19. Jahrhunderts im neugotischen Stil gebaut.

Die Kirche ist vor allem aufgrund ihrer zahlreichen und außergewöhnlichen Kunstschätze im Inneren interessant. Zunächst einmal wird aber von außen fotografiert und natürlich kommt auch die Dante-Statue, die sich links vom Eingang erhebt, ins Bild. Dante schaut sehr ernst, sehr gelehrt, sehr finster, ... die Löwen, die ihn bewachen, haben einen extrem stechenden Blick.

Wir gehen nun links am Gotteshaus vorbei, wo sich der Eingang, durch den die Kirchenbesichtiger gelotst werden, und die Kassa für die Eintrittskarten befinden. Meine Männer streiken. Sie wollen nicht mit mir gehen. Ich möchte aber unbedingt in die Kirche hinein, eben weil sie speziell im Inneren einiges zu bieten hat.

Es wäre allerdings gescheiter gewesen, wenn ich dieses Vorhaben an einem anderen Tag durchgeführt hätte. Denn ich komme erst beim Erwerb meines Tickets drauf, dass ich damit auch Zutritt zu Teilen des Klosters habe, wo sich ebenfalls interessante Kunstwerke befinden. Ich muss daher diesen durchaus wichtigen Punkt der Florenz-Reise ziemlich schnell abhandeln, denn ich weiß, dass Mann und Sohn draußen auf dem Platz auf mich warten in der Meinung, dass ich "nur mal schnell" das Innere einer Kirche anschauen will. Noch dazu habe ich es wieder einmal geschafft, dass der Reserve-Akku für meinen Fotoapparat im Rucksack ist, den mein Gerhard gerade bei sich trägt. Aber ... zu spät, jetzt habe ich das Ticket schon und bin schon so gut wie drin!

Vorher aber noch eine kleine Rückblende auf die Vorbereitungen zu Hause: Schmunzelnd habe ich in einem der Online-Reiseführer gelesen, dass der französische Schriftsteller Stendhal von der Schönheit dieser Kirche so überwältigt war, dass er Sinnesstörungen bekam und am Rande einer Ohnmacht war. Weiters meinte dieser Reiseführer, dass durchschnittlich 12 Leute pro Jahr diesem "Stendhal-Syndrom" anheim fallen, wenn sie Santa Croce besichtigen. Letzteres scheint mir im Bereich der Legenden angesiedelt zu sein. Dieses "Leiden" scheint es aber interessanterweise wirklich zu geben, also die Tatsache, dass es im Zusammenhang mit kultureller Reizüberflutung zu psychosomatischen Störungen kommen kann, zumindest hat es einen eigenen Wikipedia-Artikel, und dieser erzählt auch, dass Stendhal tatsächlich in einem seiner Romane diese Zustände im Zusammenhang mit der Kirche, vor der ich jetzt stehe, geschildert hat.

Ich fühle mich nicht sonderlich gefährdet, nur neugierig bin ich schon auf die "umwerfende Schönheit". Gleich vorweg, von "Umwerfen" war keine Spur, nicht einmal "Ergriffenheit" machte sich breit bei mir, denn die Kirche ist eine .... genau! .... Baustelle, und zwar nicht ein bisserl, sondern ganz extrem verschandelt, dadurch dass an mehreren Stellen über das ganze Gotteshaus verteilt, gearbeitet wird. Gerüste, Planen, Material, ... Es sieht grässlich aus. Aber ich muss zugeben, man kann die Schönheit erahnen.

Die Kanzel stammt aus dem 15. Jahrhundert und wurde von Benedetto da Maiano geschaffen. Sie zeigt Szenen aus der Franziskus-Legende. Ich habe das Bild so zusammengeschnitten, dass man nichts von der Eingerüstung im unteren Bereich sieht.

Es gibt hier eine große Anzahl von Grabmälern von bekannten Persönlichkeiten, Michelangelo, Macchiavelli, Galilei, Ghiberti, Rossini,... Auch ein Dante-Grabmal gibt es. Es ist allerdings leer. Dante ist in Ravenna verstorben und auch dort begraben. Viele dieser Grabstätten sind eingerüstet und mit Planen zugehängt, ein paar kann ich fotografieren. Das Grabmal des großen Michelangelo, das von Vasari gebaut wurde, ist zu sehen, aber zunächst von anderen fotografierwütigen Touristen belagert, darum beschließe ich, zuerst meine Runde durch das Kirchenschiff und später auch durch das Kloster zu machen und nochmals vorbeizukommen.

In dieser Kirche haben sich berühmte und reiche Florentiner Familien eigene Kapellen errichten lassen, und sie wurden von bedeutenden Künstlern gestaltet, Taddeo und Agnolo Gaddi, Giotto, Maso di Banco, ..., aber was nützt mir das, wenn der meiste Teil davon nicht zu sehen ist? Der Hochaltar ist sicherlich wunderschön, aber man sieht auch nichts davon. Zusammen mit der Tatsache, dass ich befürchte, dass mein Akku bald aufgibt und dass ich weiß, dass meine beiden Männer mich bald wieder draußen erwarten, wird das Ganze ein wenig zum Fiasko. Dieser Reisebericht wird wohl kaum als Vorbereitung für einen Besuch von Santa Croce dienen können.

Die Fotos zeigen nicht die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, sondern die sichtbaren. Ich verzichte daher auf jegliche nähere Beschreibung. Das würde keinen Sinn machen, aber ich rate jedem Kunstinteressierten, sich auf den Besuch dieser Kirche gut vorzubereiten und auf alle Fälle ein paar Jährchen abzuwarten, vielleicht ist die Renovierung bis dorthin abgeschlossen.

Ich verlasse dann den Kirchenraum und gehe durch die Sakristei, auch diese ein Meisterwerk mit ihren schönen, großflächigen Malereien. Und hier wird ausnahmsweise gar nichts renoviert. Einen Gang weiter komme ich in den Kloster-Shop. Man kann dort neben den Dingen, die man ohnehin erwartet in einer Kirche kaufen zu können, auch feine, kleine Lederwaren erstehen. Mir wären diese Dinger zu teuer, aber sie schauen sehr schön aus, ich möchte fast sagen exquisit.

 

Weiter geht es zur Medici-Kapelle, und durch einen anderen Korridor komme ich in einen schönen, ruhigen Kreuzgang. Ich beschränke die Fotos auf das Allernotwendigste, denn ich weiß, dass ich hier noch zu einer sehr wichtigen Florentiner Sehenswürdigkeit kommen werde, und zwar zur Pazzi-Kapelle, einem Juwel der "reinen" Renaissance-Kunst, von Brunelleschi für die Familie Pazzi errichtet.

Sie ist wirklich schön, man darf sich hier nur außer Architektur nichts anderes erwarten. Sie ist leer, es gibt nur sparsame, dafür aber umso wirkungsvollere Gestaltungselemente zwischen den Säulen, über den Bögen, an der Decke. Brunelleschi hat hier eine wunderschöne, räumliche Ausgewogenheit zustande gebracht. Die Terrakotten stammen von Luca della Robbia, von diesem Künstler gibt es in Florenz an vielen Stellen Keramikarbeiten. Ein Foto geht sich noch aus, dann macht mein Fotoapparat keinen Mucks mehr. Das Zurückgehen zum Grabmal des Michelangelo kann ich also einsparen.

Durch einen weiteren Hof komme ich noch in das Refektorium des Klosters, es ist als Museum eingerichtet. Dort ist ein Kruzifix von Cimabue ausgestellt. Es wird so präsentiert, dass einem der Anblick wirklich den Atem nimmt. Die weiteren Ausstellungsgegenstände haben bei mir keine Erinnerung hinterlassen, zu sehr bin ich von dem nicht wirklich optimalen Ablauf dieser Besichtigung abgelenkt. Ich erreiche den Ausgang, wo schon Gerhard auf mich wartet. Ich wechsle den Kamera-Akku und mache noch ein Foto vom letzten Hof mit Blick auf die Pazzi-Kapelle. Nicht nur dass ich nicht mehr fotografieren konnte, auch die Tatsache, dass ich nicht mit wirklicher Ruhe alles betrachten konnte und dass eine Baustelle eben das Kunsterlebnis doch ziemlich beeinträchtigt .... gut, ... das hat jetzt alles zusammen nicht wirklich geklappt, aber das hilft jetzt auch nichts mehr.

Somit habe ich mittlerweile den dritten Fixpunkt für ein Wiederkommen nach Florenz: Die Basilica di Santa Croce in ihrer ganzen Schönheit besichtigen, mit viel Zeit und mit allen erforderlichen Unterlagen, um die Kunstwerke wirklich "erleben" zu können.

Auf dem Platz gesellt sich unser Sohn wieder zu uns. Wir sitzen eine Weile auf einer Steinbank. Derzeit regnet es nicht. Das Pflaster auf dem Platz glänzt nass in der Sonne. Die Straßenverkäuferinnen haben Unmengen von Schals, die sie gerne an die Touristen loswerden wollen. Ich bin normalerweise dafür ziemlich unzugänglich, winke auch etliche Male dankend ab. Aber dann sticht mir ein besonders schönes Stück in die Augen. Genau der ... der würde meiner Mama gut gefallen, denke ich mir. Super, das wäre ein feines Mitbringsel! Während ich noch überlege, auch noch andere Schals und Tücher anschaue, wittern andere Verkäufer ihre Chance. Plötzlich sind wir auf unserer Steinbank von fünf oder sechs schaltragenden Damen umringt. Mein Sohn meint trocken: "Das ist wie beim Taubenfüttern, es werden immer mehr."

Letztendlich wird es genau dieser eine Schal, der ... oder keiner! Gerhard zahlt und wir ziehen friedlich mit unserer "Beute" von dannen. Der Preis war völlig okay, der Schal war es wert, ich habe auch genau das Richtige für Mama gefunden, das wird sich dann zu Hause bestätigen, denn sie hat sich sehr gefreut darüber. Dass wir ihn einen Tag später um ein paar Euro billiger an einem Souvenir-Stand haben flattern sehen, hat der Freude darüber überhaupt keinen Abbruch getan. Es gibt eben Dinge, die sind genau so richtig wie sie sind ... ich nenne es "Magie des Moments".

Wir spazieren nun zurück zum Hotel. Es ist zwar noch nicht 12:00, aber wir rechnen uns trotzdem schon eine Chance aus. Schön langsam gehen wir nämlich "auf dem Zahnfleisch".

Die Hoffnung war berechtigt. Wir können unsere Zimmer beziehen. Sie sind geräumig und bequem eingerichtet. Michael hat ein Doppelzimmer und ein sehr schönes Bad. Gerhard und ich haben ein Doppelzimmer mit einem zusätzlichen Raum, in dem auch noch ein Bett steht. Wir haben also insgesamt 5 Betten für 3 Personen zur Verfügung. Unser Bad ist eher spartanisch. Aber es gibt wunderbar weiche und ausreichend große Badetücher, und es ist alles sehr sauber.

Es wird ausgepackt, und dann müssen wir eine Weile rasten, die Füße ausruhen und die Batterien aufladen. Am Nachmittag gehen wir aber noch mal los, allerdings ohne bestimmtes Ziel. Mal sehen, wo es uns hintreibt! Recht weit wollen wir heute auch gar nicht mehr laufen. Die Tage sind im November schon relativ kurz, daher gibt es nur mehr Fotos in der Abenddämmerung.

Wir kommen an der Fortezza da Basso vorbei. Das ist eine zu einem Kongress- und Ausstellungszentrum umgebaute Festung. Sie ist für Touristen nicht zugänglich und auch nicht weiter interessant. Sie wird von Parkanlagen umgeben, und der Teich mit den beiden Springbrunnen liegt ganz friedlich da, während die ganze Anlage von stark befahrenen Straßen umrundet wird, ein auffallender Gegensatz.

Wir überqueren eine dieser verkehrsreichen Straßen und ein paar Schritte weiter stehen wir vor der Chiesa Russa Ortodossa. Sie wurde zu Anfang des 20. Jahrhunderts fertiggestellt und ist mit ihren bunten Zwiebeltürmen und Verzierungen ein hübsches Foto-Motiv. Das Gittertor, das in das Areal führt, ist verschlossen.

Wir wollen nun bis zur Piazza della Libertà weitergehen, kommen aber ziemlich von dieser Route ab und stehen plötzlich auf der Piazza San Marco. Dort befindet sich die gleichnamige Kirche und das frühere Dominikaner-Kloster, in dem sich heute ein Museum befindet.

Die Kirche wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts errichtet und Mitte des 15. Jahrhunderts von Michelozzo umgebaut. Die Fassade der Kirche wurde zu Ende des 18. Jahrhunderts nochmals erneuert. Im Kloster San Marco war eine Zeitlang Savonarola zu Gast. Die künstlerische Bedeutung erlangte es durch die Arbeiten der Dominikanermönche Fra' Angelico und Fra' Bartolomeo, die eine Fülle von Bildern und Fresken als Ausstattung für Klosterzellen und Gemeinschaftsräume geschaffen haben. Außerdem ist eine Abendmahldarstellung von Ghirlandaio erwähnenswert. Die Kirche ist geöffnet, an eine Besichtigung des Museums ist ohnehin nicht gedacht, so können wir heute noch einen Programmpunkt auf unserer Liste abhaken, ohne dass wir es geplant hatten.

Nun aber weiter zur Piazza della Libertà! Sie findet in meinen Reiseführern keine Erwähnung, aber auf dem Stadtplan ist sie mit zwei Monumenten eingezeichnet, also wollen wir einfach vorbeischauen, wenn wir schon in der Nähe sind. Mittlerweile ist es schon ziemlich dämmrig. Auf dem großen Platz befindet sich in der Mitte ein Springbrunnen, und es stehen sich zwei Tore in ganz verschiedenen Stilrichtungen gegenüber, das jüngere davon würde ich eindeutig als Triumphbogen identifizieren. Durch die Beleuchtung schaut das Ganze recht effektvoll aus. Informationen über diese beiden Bauwerke habe ich nicht.

Nach der Reise habe ich natürlich auf Wikipedia nachgeschaut, das war nicht ganz einfach, denn es gibt keine deutsche und keine englische Seite darüber. Mein Italienisch ist für eine geschichtliche, architektonische Abhandlung nicht gut genug. Aber so viel habe ich herausgefunden: Das ältere Tor, die Porta San Gallo geht auf das 13. Jahrhundert zurück und gehört zum Florentinischen Befestigungsring, genauso wie die Fortezza da Basso, andere Tore in Florenz und auch der Forte di Belvedere, der etwas oberhalb des Palazzo Pitti auf einem Hügel liegt. Der Triumphbogen wurde errichtet, als das Großherzogtum Toskana nach dem Aussterben der Medici an das Haus Habsburg-Lothringen überging.

Unser Weg führt uns nun bis zur Piazza della Santissima Annunziata, ein großer, sehr einheitlich wirkender Platz, den wir uns morgen bei Tageslicht anschauen werden. Da werden wir auch die Basilica della Santissima Annunziata besuchen. Heute gibt es nur mehr ein paar nächtliche Fotos, die mir noch dazu nicht sonderlich gelungen sind.

Mittlerweile freue ich mich auf ein italienisches Abendessen. Aber es kommt anders. Wir gehen an einer kleinen asiatischen Imbissstube vorbei, ... also genaugenommen eben nicht vorbei, sondern hinein. Ich versuche noch einen leichten Protest anzubringen, aber es nützt mir nichts. Geschmeckt hat es gut, aber es war mir nach diesem anstrengenden allerersten Florenz-Tag nicht italienisch genug und nicht gemütlich genug.

Unser abschließender Abendspaziergang führt uns nochmals an ein paar Highlights des heutigen Tages vorbei: Duomo Santa Maria del Fiore, Palazzo del Bargello, Piazza degli Uffizi mit Palazzo Vecchio, Ponte Vecchio und Santa Maria Novella. In der abendlichen Beleuchtung schauen sie alle noch toller aus als am Tag. Besonders der Duomo entfaltet auf der Enge des Domplatzes mit seinen strengen geometrischen Verzierungen und überreichen Fassadendetails etwas Mystisches, finde ich.

 

 

 

Die kleinen Fotos von den Sehenswürdigkeiten kann man anklicken, um ein größeres Foto betrachten zu können.

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