"Toskana, erste Auflage"
Anreise und 1. Tag: Bahnfahrt St.
Valentin-Wien-Firenze SMN, Hotel delle Nazione, Basilica di Santa
Maria Novella, Piazza del Duomo, Duomo Santa Maria del Fiore,
Battistero di San Giovanni, Campanile di Giotto, Casa di Dante,
Chiesa della Badia Fiorentina, Palazzo del Bargello, Piazza della
Signoria, Fontana del Nettuno, Palazzo Vecchio, Loggia dei Lanzi,
Mercato Nuovo, Fontana del Porcellino, Piazza Santa Trinità,
Ponte Santa Trinità, Palazzo Pitti, Ponte Vecchio,
Corridoio Vasariano, Piazzale degli Uffizi, Ponte alle Grazie,
Basilica di Santa Croce, Pazzi-Kapelle, Bezug des Hotelzimmers,
Chiesa Russa Ortodossa, Chiesa di San Marco, Piazza della
Libertà, Porta San Gallo, Arco di Trionfo, Piazza della
Santissima Annunziata, Abendspaziergang
Wir
starten am späten Nachmittag mit dem Auto zum Bahnhof St.
Valentin. Eine schöne abendliche Wolkenstimmung über
Asten, die mein Sohn festgehalten hat, ist das erste Fotomotiv
dieser Reise. Insgesamt werden Michael und ich mehr als 2000
Fotos machen.
Die Reisevorbereitungen sind diesmal in
geordneten Bahnen verlaufen. Ich habe massenweise Unterlagen und
Infos zusammengestellt und einen Besichtigungsplan gemacht (den
wir natürlich schlussendlich - und wenig überraschend -
wieder über den Haufen werfen werden). Ich habe sparsam und
sorgfältig eingepackt, bin rechtzeitig mit allem fertig. Wir
sind pünktlich gestartet, und deswegen sitze ich dann auch
sehr entspannt im Zug nach Wien.
 In
Hütteldorf steigen wir in die Schnellbahn um und begeben uns
zum Wiener Südbahnhof. Abgesehen von der Rückreise in
fünf Tagen, werden wir hier nicht mehr vorbeikommen. Wenig
später wird dieser Bahnhof nämlich "Geschichte"
sein, seine Tage sind gezählt.
Wir fahren mit dem "Allegro Tosca", das
ist der gleiche Zug, mit dem wir vor einem guten Jahr nach Rom
gefahren sind. Er wird ziemlich voll. Aber wir haben ja
Platzkarten.
An irgendwelche Erlebnisse während der
langen Zugsfahrt kann ich mich nicht erinnern. Teilweise döse
ich etwas vor mich hin, teilweise lese ich in den
Reiseunterlagen, teilweise gibt es etwas zu knabbern und zu
trinken. Am Anfang einer so langen Zugsreise habe ich immer das
Gefühl, dass sich die Stunden ziehen, aber letztendlich geht
es doch immer ziemlich schnell vorbei.
Als
wir frühmorgens auf dem Bahnhof Firenze SMN ankommen, ist es
noch duster. Der Name des Bahnhofs ist mir schon seit unserer
Rom-Reise ein Begriff. Ich habe aber damals nicht hinterfragt,
was die Abkürzung bedeutet. Mittlerweile weiß ich es:
"Santa Maria Novella", und der Bahnhof hat den Namen
von der unmittelbar danebenliegenden Kirche bekommen. Ein
klingender Name für den wahrscheinlich hässlichsten
Bahnhof, den ich je gesehen habe.
Das Hotel ist nur fünf Minuten vom Bahnhof
entfernt und macht gleich einen guten Eindruck. Man spricht hier
sehr gut deutsch, wir können also unser Italienisch
"eingepackt lassen" und müssen uns auch nicht mit
"italienischem Englisch" herumschlagen. Aber wir können
unsere Zimmer noch nicht beziehen und werden auf 12:00
vertröstet. Unser Gepäck können wir natürlich
abstellen. Was bleibt uns also anderes übrig, als uns schon
im Morgengrauen (und das "Grauen" ist hier weniger auf
die Farbe bezogen sondern darauf, dass mir ein wenig graut davor,
ein Bett wäre mir jetzt nämlich lieber) auf
Besichtigungstour zu begeben? Eine Stadt voll Kunst, Kultur und
Sehenswürdigkeiten will entdeckt werden. Die Zeit ist knapp,
also "Los geht's!"
  
Langsam wird es Tag. Zwischen Wolken sieht man
schon den immer heller werdenden Himmel. Wieder am Bahnhof vorbei
begeben wir uns in Richtung Domplatz. Wir sind zwar bestens mit
Stadtplänen und Unterlagen ausgerüstet, aber es wäre
ohnehin gar nicht möglich, den Dom nicht zu finden. Schon
vom Bahnhofsareal aus ist die Kuppel sichtbar. Wir gehen vorbei
an der Basilica di Santa Maria Novella, für die werden wir
uns sicher später mal Zeit nehmen, sagen wir uns. Am Weg von
und zurück in unser Hotel werden wir noch oft an ihr
vorbeikommen, sie zu verschiedenen Tageszeiten
von außen fotografieren. Aber eigenartigerweise ist eine
Besichtigung von innen letztendlich aus Zeitmangel dem Rotstift
zum Opfer gefallen.
Ein paar Straßenzüge weiter ist es
dann so weit: Unvermittelt stehen wir auf der Piazza del Duomo,
genauer gesagt auf der Piazza di San Giovanni, die dann in den
Domplatz übergeht. Vor uns der Battistero di San Giovanni,
der aus diesem Winkel den Großteil der Eingangsfassade des
Duomo Santa Maria del Fiore verdeckt. Darüber ragt der
Campanile di Giotto in den Himmel. Das Ausmaß der riesigen
Kuppel können wir von hier aus nur erahnen. Das Bild links
zeigt genau den allerersten Eindruck, als wir den Platz
erreichen. Der etwas dramatische Himmel verstärkt die
Wirkung natürlich noch zusätzlich.
Details über den Dom gibt es an dieser
Stelle noch nicht. Wir werden hier noch öfter vorbeikommen
und Dom und Baptisterium auch von innen besichtigen (mehr darüber
siehe 5. Tag!). Was mir aber sofort auffällt, ist die Art
der Fassade. Ich habe noch nie so eine Kirche gesehen. In Florenz
und anderen Städten der Toskana ist diese Art der
Fassadengestaltung, also der Verkleidung mit verschiedenfarbigem
Marmor (Inkrustation), oft verwendet worden.
Ich habe hier gleich eine Reihe von Fotos von
unserem Rundgang um den Dom angefügt. Sie sollen die
morgendliche Stimmung demonstrieren, denn es sind noch kaum Leute
unterwegs, es ist immer noch nicht ganz hell, der Himmel zeigt
sich zunächst noch in Grau mit Wolken in Indigo, bald darauf
jedoch schon in einem zarten Blau und mit cremefarbenen Wölkchen,
die oft einen Stich ins Rosa haben, garniert. Und dieses Rosa
harmoniert mit dem Rosa-Ton in der Fassade wunderbar.
  
  
  
Bis wir die Runde um den Dom vollendet
haben, ist es endlich hell, und der Himmel hat eine schöne
intensivblaue Farbe angenommen, blauer Himmel wird für den
Rest der Reise eher eine Seltenheit bleiben.
 Der
Blick in das Schaufenster einer Bäckerei macht so richtig
Appetit auf diese süßen Köstlichkeiten. Ich gebe
mich mit einem Foto davon zufrieden. Außerdem muss das
Verbotsschild auf dem Domplatz ins Bild. Ich kann verstehen, dass
ich mich nicht "indecent" benehmen darf. Richtig
schmunzeln muss ich jedoch, wenn ich das italienische Wort "non
decoroso" einfach nur eindeutsche. Nun, ich werde mir Mühe
geben, hier "dekorativ" zu wirken, aber ich fürchte,
es kann angesichts der riesigen, dekorativen Bauwerke nicht
gelingen.
Wir verlassen nun den Domplatz und gehen in
Richtung Piazza della Signoria. Dabei durchqueren wir das
"Dante-Viertel". Wir kommen an der Casa di Dante
vorbei. Das Gebäude ist als Museum eingerichtet, eine Büste
des Dichters Dante
Alighieri, einer der vielen großen Söhne dieser Stadt,
grüßt von der Fassade. Sein Geburtshaus soll ungefähr
an dieser Stelle gewesen sein, das hier befindliche Haus ist
allerdings erst sehr viel später gebaut worden.
Wir
gehen weiter bis zur Chiesa della Badia Fiorentina. Hier soll
Dante zum ersten Mal seiner Jugendliebe Beatrice begegnet sein,
die oftmals in seinen Werken Erwähnung findet. Man weiß
allerdings nicht einmal ganz sicher, ob es diese Dame wirklich
gegeben hat. Die Kirche wurde als Klosterkirche für die
Benediktiner schon vor dem Jahr 1000 erbaut. Der jetzige Bau
stammt aus dem 14. Jahrhundert, später erfolgte auch noch
eine teilweise Barockisierung.
Nicht weit davon entfernt befindet
sich der Palazzo del Bargello (bargello = Polizeihauptmann), ein
Palast aus dem 14. Jahrhundert, außen eher schlicht, im
Inneren mit prächtigen Sälen ausgestattet, der im Laufe
der Zeit verschiedene Zwecke erfüllt hat, bevor er Mitte des
19. Jahrhunderts in ein Museum  umgewandelt
wurde, das dazu diente, die Plastiken aufzunehmen, die man in den
Uffizien nicht mehr unterbringen konnte.
Der Bargello hat also heute eine der
wichtigsten Skulpturensammlungen der Welt, sie stammen unter
anderem von Cellini, Donatello, Giambologna und Michelangelo.
Teilweise stehen sie im wunderschönen Innenhof, in den wir
allerdings nur von außen durch eine Glastüre einen
kurzen Blick werfen können. Wenn ich wieder einmal nach
Florenz komme, ist der Besuch dieses Museums einer der Punkte auf
meiner Wunschliste.
Wir erreichen nun endlich die Piazza
della Signoria, das Herzstück der Florentiner Altstadt,
jahrhundertelang das politische Zentrum von Florenz. Wir betreten
den Platz von Osten her, gehen also vorbei an der Seitenfront des
Palazzo Vecchio und sehen zunächst die Rückansicht des
auf dem gleichnamigen von Bartolomeo Ammanati Mitte des 16.
Jahrhunderts geschaffenen Brunnen thronenden Neptun. Die Statue
finde ich nicht sonderlich begeisternd, auch von vorne nicht. Die
Figur ist gedrungen, seine Kopfhaltung und sein Blick irritieren
mich. "Wo schaut denn der eigentlich hin?", frage ich
mich immer wieder, wenn wir hier vorbeikommen. Anscheinend hat er
irgendwas im Visier, das ihm nicht gefällt, denke ich mir
belustigt. Intelligent schaut er jedenfalls nicht drein. Mit
dieser Kritik bin ich nicht alleine, die Skulptur war schon zur
Zeit ihrer Fertigstellung äußerst umstritten, aber das
habe ich erst später gelesen.
  
Der Platz hat eine uneinheitliche
Form. Man könnte sagen, in seinen annähernd
trapezförmigen Grundriss schiebt sich der Palazzo Vecchio
weit hinein, und eben an dieser hereinragenden Ecke steht die
Fontana del Nettuno.
Unweit davon ist eine runde
Gedenktafel in den Boden eingelassen. Sie erinnert an den
Benediktinermönch Girolamo Savonarola, einen religiösen
Fanatiker, der zu Ende des 15. Jahrhunderts in Florenz an die
Macht kam und die Abkehr von den weltlichen Dingen predigte. Auf
sein Geheiß wurden Luxusgüter, Schmuck, Möbel,
teure Bekleidung und sogar Kunstwerke öffentlich auf der
Piazza verbrannt. Wenige Jahre später wiederum wurde dieser
Mann als Häretiker vom Papst exkommuniziert,
daraufhin gefangengenommen, gefoltert und zum Tode verurteilt und
unter Anteilnahme einer riesigen aufgebrachten Menschenmenge auf
demselben Platz erhängt und verbrannt.
Nicht weit vom Neptunsbrunnen entfernt
befindet sich das von Giambologna geschaffene Reiterstandbild
Cosimo I., eines Fürsten, der Mitte des 16. Jahrhunderts in
Florenz regierte und aus dem Hause der Medici stammte. Die
Familie Medici ist eine über Jahrhunderte (13. bis 18. Jh.)
einflussreiche Familie in Florenz. Die Liste der großen
Medici, seien es Päpste, florentinische Stadtherren oder
Großherzöge der Toskana ist lang, der entsprechende
Wikipedia-Artikel ebenso. Eine geschichtliche Abhandlung - sei
das Thema auch noch so interessant - hat hier nichts verloren.
Fest steht, die Medici sind in Florenz allgegenwärtig, sie
haben ihre Spuren hinterlassen, in der Politik, in der
Architektur, in der Kunst und Kultur. Das Wappen mit den sechs
schwebenden Kugeln begegnet uns auf Schritt
und Tritt.
Der Palazzo Vecchio ist das
beherrschende Bauwerk an der Piazza della Signoria. Das Gebäude
wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts wahrscheinlich von Arnolfo
di Cambio errichtet und hieß ursprünglich Palazzo
della Signoria. Die Signoria war die florentinische
Stadtregierung. Die Abgeordneten des Parlaments tagten hier nicht
nur, sie hatten auch ihre Wohn- und Schlafräume hier. Um
ihre Sicherheit zu gewährleisten wurde der Bau
festungsähnlich angelegt. Der Palast war später dann
der Wohn- und Regierungssitz der Medici, bis sie in den Palazzo
Pitti umzogen. Von 1865 bis 1871 tagte hier das italienische
Parlament, denn in dieser Zeit war Florenz die Hauptstadt des
jungen vereinten Italien. Heute ist das Gebäude das
Florentiner Rathaus.
Eine Besichtigung der Innenräume
und des Hofes wird vom Reiseführer als lohnend bezeichnet,
wir haben aber darauf verzichtet. Der zinnenbekrönte, 94
Meter hohe Turm bildet einen charakteristischen Bestandteil der
Silhouette der Stadt und ist gemeinsam mit der dem Platz
zugewandten Fassade ausgesprochen fotogen. Interessanterweise ist
der Turm nicht symmetrisch zum Gebäude aufgesetzt, Arnolfo
di Cambio wollte damit vielleicht die ohnehin schon asymmetrische
Platzgestaltung zusätzlich betonen.
 Der
Eingang des Gebäudes wird von zwei Statuen flankiert. Rechts
steht die Skulptur Herkules und Cacus von Baccio Bandinelli.
Links davon steht der David von Michelangelo, wohl eine der
berühmtesten Statuen der Welt. Es handelt sich allerdings
hierbei um eine Kopie des mittlerweile in der Galleria dell'
Accademia aufgestellten Kunstwerkes.
Die Original-Statue aus Carrara-Marmor
wurde von dem erst 29-jährigen Michelangelo zwischen 1501
und 1504 geschaffen. Sie wurde auf der Piazza della Signoria
gleichsam als Symbol für die damals neu entstandene
Republik, Florenz hatte sich gerade von der Herrschaft der Medici
befreit, aufgestellt. David hatte Goliath besiegt.
Ein paar Jahre
später jedoch kehrte das Herrschergeschlecht zurück,
und bei gewaltsamen Auseinandersetzungen in diesem Zusammenhang
wurde eine Steinbank aus dem Fenster des Palazzo Vecchio
geworfen, die der Davidstatue einen Arm abschlug. Der damals noch
junge Giorgio Vasari sammelte die Bruchstücke auf und
ermöglichte so 30 Jahre später eine Restaurierung der
Statue. Wir werden seinem Namen später noch begegnen. Ende
des 19. Jahrhunderts übersiedelte man den David in die
Accademia, um ihn vor schädlichen Umwelteinflüssen, die
ihm schon stark zugesetzt hatten, zu schützen.
Im
rechten Winkel zum Palazzo Vecchio befindet sich die Loggia dei
Lanzi. Sie wurde im 14. Jahrhundert als Halle für
Versammlungen und Festlichkeiten erbaut. Später war hier der
Posten der deutschen Landsknechte, davon leitet sich der heutige
Name des Bauwerks her.
Es befinden sich hier eine Reihe von
Skulpturen. Der Aufgang wird von zwei Löwen bewacht. Im
linken Bogen vom Platz aus gesehen befindet sich die Bronzestatue
des Perseus mit dem Haupt der Medusa von Benvenuto Cellini, die
Darstellung ist zwar blutrünstig, aber ich finde, es ist ein
wirklich tolles Kunstwerk. Im rechten Bogen steht der Raub der
Sabinerinnen von Giambologna, interessant wegen der effektvollen
"Ineinanderdrehung" der drei Gestalten. In der Mitte
des Raumes sind drei weitere Figurengruppen aus unterschiedlichen
Epochen aufgestellt, an der Wand sind römische Frauenstatuen
aufgereiht.
  
  
Zwischen Palazzo Vecchio und Loggia dei Lanzi
liegt der Durchgang zum Piazzale degli Uffizi. Dieser schmale
Platz, derzeit eine Baustelle, erstreckt sich zwischen den beiden
Trakten der Galleria degli Uffizi und mündet in einen
Durchgang  zum
Arno.
Wir nehmen aber einen anderen Weg, und zwar
verlassen wir die Piazza della Signoria in westliche Richtung und
stehen bald vor einer kleinen Säulenhalle, wo gerade eifrig
Waren in die Marktstände eingeräumt werden. Wir sind
beim Mercato Nuovo angelangt. Früher wurden hier feinste
Seide und andere Luxusgüter verkauft, später dann Dinge
aus Stroh, deswegen wurde er auch Strohmarkt genannt. Und heute
eben das, was die Touristen üblicherweise gerne kaufen,
T-Shirts, Taschen, Schals, Gürtel, ...
Dort treffen wir auf ein bronzenes Wildschwein,
wir stehen vor der Fontana del Porcellino. Von der Schnauze des
Tieres rinnt Wasser in das kleine Brunnenbecken, und sie ist ganz
hell und abgegriffen. Was es damit auf sich hat, wissen wir
nicht, aber offensichtlich wird sie dort immer wieder und wieder
berührt. Wahrscheinlich soll es bedeuten, dass man
wiederkommt oder auch einfach nur Glück bringen.
Wieder nach Hause zurückgekehrt bin ich auf
der italienischen Wikipedia fündig geworden. Also ganz genau
funktioniert das folgendermaßen: Man reibt die Schnauze des
Wildschweines, und dann legt man eine Münze in das Maul.
Wenn diese mit dem Wasserstrahl ins Becken fällt und durch
den Rost verschwindet, dann bringt es Glück, wenn nicht,
dann eben nicht. Angeblich ist das so konzipiert, dass nur die
schweren Münzen durchfallen und damit der Stadtverwaltung zu
Gute kommen. Das halte ich zwar physikalisch für unmöglich,
aber hübsch erfunden ist es allemal.
Ein Stück weiter kommen wir auf einen
kleinen Platz, die Piazza Santa Trinità, dort befindet
sich die gleichnamige Kirche und eine Säule mit einer Statue
der Justitia, beides lassen wir relativ unbeachtet und wenden uns
nun in Richtung Arno, den wir beim Ponte Santa Trinità
erreichen und dort auch überqueren. Hier sehen wir zum
ersten Mal eine der Hauptsehenswürdigkeiten von Florenz, den
Ponte Vecchio. Der Arno bildet eine spiegelnde Fläche, wir
blicken gegen die noch immer nicht sehr hoch stehende,
wolkenverhangene Morgensonne, der Himmel sieht äußerst
dramatisch aus. Diese Ansicht wirkt ausgesprochen malerisch.
  
Wir gehen nun in Richtung Palazzo Pitti. Die
kleine wasserspeiende Fratze kommt aufs Bild, obwohl sie in
keinem Reiseführer Erwähnung findet. Dasselbe gilt für
das hübsche bemalte Haus, auf dem man - wenig überraschend
- wieder einmal das Wappen der Medici bewundern kann.
 Der
Palazzo Pitti ist rein baulich gesehen ein für meine
Begriffe nicht sonderlich interessanter "Kasten". Die
darin befindlichen Museen sind ganz bestimmt sehenswert, aber da
müsste man sehr viel Zeit dafür haben.
Die Familie Pitti, eine reiche Kaufmannsfamilie,
wollte mit dem Palastbau die ebenso reiche, allmächtige
Familie Medici in den Schatten stellen. Mitte des 15.
Jahrhunderts wurde der Bau des Palastes begonnen. Aber, eine
Ironie des Schicksals, das Familienvermögen der Pitti
schwand dahin, und letztendlich wurde der unvollendete Palast von
den Medici aufgekauft. Ab dem 16. Jahrhundert residierten hier
die Medici, später dann die Lothringer. Während Florenz
die Hauptstadt Italiens war, residierte hier der königliche
Hof.
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts gehört der
Palazzo Pitti der Stadt Florenz. Es sind darin mehrere Museen
untergebracht. Die Galleria Palatina beherbergt unzählige
Gemälde aus der Medici-Sammlung, von
Rubens, Tizian, Raffael, ... und vielen anderen. Die Galleria d'
Arte Moderna umfasst ungefähr 2000 Kunstwerke der
italienischen Malerei vom Neoklassizismus bis zum 20.
Jahrhundert. Für diese beiden Museen gibt es ein
Kombi-Ticket. Genauso kann man mit einem gemeinsamen Ticket
folgende Museen besuchen: Museo del Porcellane, Museo del
Costume, Museo degli Argenti und zusätzlich den Giardino di
Boboli.
Von vornherein haben wir beschlossen, uns damit
in der kurzen verfügbaren Zeit nicht zu belasten, das ist
ein gutes Gefühl. Die Boboli-Gärten sind sicher
sehenswert, sie sollen wunderschön angelegt sein, ein toller
Park mit Grotten, Brunnen und Statuen, aber im November kann man
die ohnehin knapp bemessene Zeit wahrscheinlich besser nutzen.
Aber für den nächsten Besuch in Florenz ... ein
Fixpunkt!
Unser Weg wird uns nun zum ersten Mal über
den Ponte Vecchio führen. November, früher Vormittag
und regnerisches Wetter! Diese drei Voraussetzungen sind nicht
gerade optimal für den Besuch dieser bekannten
Sehenswürdigkeit. Und so schaut es auch aus: Öd! Die
Juwelierläden sind geschlossen, das Pflaster glänzt
nass, es ist trüb. Außerdem sind Teile der Brücke
eingerüstet.
  
Der Ponte Vecchio ist die älteste Brücke
von Florenz. Schon um 1000 gab es hier einen hölzernen
Übergang über den Arno, später wurde eine
Steinbrücke gebaut. Bei einem der zahllosen Arno-Hochwasser
im Jahre 1333 wurde diese zerstört. 12 Jahre wurde an einem
Ersatz gebaut, und schon damals waren hier Werkstätten und
Verkaufsräumlichkeiten vorgesehen. Zunächst ließen
sich Fleischhauer und Gerber nieder. Ende des 16. Jahrhunderts
mussten sie die Brücke verlassen,
um noblerem Gewerbe Platz
zu machen. Seit dieser Zeit haben sich hier Gold- und
Silberschmiede angesiedelt. Der Ponte Vecchio ist die einzige
Brücke in Florenz, die im 2. Weltkrieg nicht zerstört
worden ist.
Die Brücke besteht aus drei Bögen. Die
Geschäfte reihen sich dicht aneinander. Die Eingänge
liegen zur Brückeninnenseite, die dahinterliegenden Räume
ragen wie Balkone über die Brücke hinaus. In der Mitte
sind die Ladenzeilen unterbrochen, dadurch entsteht eine
Plattform, von der man von beiden Seiten auf den Arno, die Stadt
Florenz und die umliegenden Hügel blicken kann. So
uninteressant sich der Ponte Vecchio heute auch für uns
präsentiert, diese Ausblicke sind wirklich großartig.
 Auf
der Plattform steht eine Büste des Benvenuto Cellini. Seinen
genialen Perseus haben wir ja heute schon in der Loggia dei Lanzi
bewundert. Cellini war Goldschmied, Bildhauer und eine Art
Universal-Genie mit einer sehr bewegten Lebensgeschichte.
Der Sockel der Büste ist vierseitig von
einem Gitter eingerahmt, welches über und über mit
kleinen Schlössern behängt ist. Viele Verliebte haben
hier ein Schloss angebracht und den Schlüssel in den Arno
geworfen, in der Hoffnung, dass damit die Liebe ewig hält.
Ich habe irgendwo im Internet gelesen, dass der Ponte Vecchio
schon über und über mit solchen Liebesbeweisen behängt
war, sodass es notwendig wurde, den Großteil wieder zu
entfernen. Heutzutage wird das Anbringen von Schlössern mit
Geldstrafen geahndet. Dieser Brauch ist ja durchaus nicht nur auf
Florenz beschränkt.
Vom
Palazzo Pitti zum Palazzo Vecchio führt ein oberhalb der
Geschäftezeile der Ponte Vecchio, dann ein Stück den
Arno entlang und schließlich durch die Uffizien
verlaufender Gang, der Corridoio Vasariano. Benannt ist dieser
Gang nach seinem Erbauer, Giorgio Vasari - genau der, der als
junger Mann die abgeschlagenen Stücke des David-Armes auf
der Piazza della Signoria eingesammelt und aufbewahrt hat.
Er war später der Hofmaler der Medici,
schrieb Biografien von großen florentinischen Künstlern,
wie zum Beispiel Leonardo da Vinci, Raffael und Michelangelo und
war damit einer der ersten Kunsthistoriker. Er stellt eine
wichtige Quelle über die italienischen Renaissance-Künstler
dar. Der Begriff Renaissance (italienisch Rinascimento =
Wiedergeburt) wurde von ihm erstmals verwendet, um damit eine
 Überwindung
der mittelalterlichen Kunst und ein Wiederaufleben der
griechischen und römischen Antike zu bezeichnen.
Außerdem war Vasari Architekt und zeichnet
unter anderem für die Uffizien verantwortlich. Der
Vasari-Korridor, heute eine Gemäldesammlung, diente dazu,
den Medici-Fürsten und ihren Familien den Weg von einem
Palazzo zum anderen zu ermöglichen, ohne vom gemeinen Volk
bemerkt oder gar gestört zu werden.
Wir "gemeines Volk" benutzen nun den
Bogengang unterhalb des Vasari-Korridors, von wo wir einen Blick
auf die Seite des
Ponte Vecchio werfen können, die wir bis jetzt noch nicht
gesehen haben. Das sieht jetzt richtig gut aus, vor allem
deswegen, weil die Sonne wieder herausgekommen ist. Das bringt
die bunten Anbauten der Brücke schön zur Geltung. Für
mich schaut das allerdings nicht sonderlich vertrauenerweckend
aus, ich möchte in diese kleinen "Häuschen"
nicht reingehen müssen.
Wir
erreichen den am Arno gelegenen Duchgang zur Piazza degli Uffizi
und blicken in Richtung Palazzo Vecchio. Der Platz zwischen den
beiden Trakten der Uffizien ist schmal, dunkel und - wie wir
bereits von der anderen Seite festgestellt haben - eine
Baustelle. Der Kran hinter dem Palazzo Vecchio macht das Foto
auch nicht gerade schöner.
Wir gehen nun ein Stück den Arno entlang.
Hier sind Unmengen von Motorrollern geparkt. Durch das auf die
Windschutzscheiben fallende Sonnenlicht und die Gleichförmigkeit
der Anordnung entsteht ein interessantes Fotomotiv, finde ich.
Wir überqueren nun wieder den Arno, und zwar
über den Ponte alle Grazie. Schön langsam macht sich
bemerkbar, dass wir keine erholsame Nacht hinter uns haben und
noch dazu schon einige Zeit auf den Beinen sind. Direkt am Arno,
mit Blick auf die Altstadt-Silhouette, lassen wir uns auf einer
Bank in einem kleinen Park für ein Weilchen nieder. Die
Sonne, die gerade vorher erst zwischen den Wolken hervorgekommen
ist, beschert uns einen relativ intensiven Regenbogen, von dem
sowohl das eine als auch das andere Ende sichtbar ist. Die Fotos
geben das Schauspiel nur ungenügend wieder.
 
 
Wir essen unseren mitgebrachten, in der
Zugs-Nacht nicht zur Gänze aufgebrauchten Reiseproviant. Es
ist auch etwas Süßes dabei, und wir hoffen, damit
unsere Energien noch einmal ein wenig anzukurbeln. Denn die
Mittagszeit, in der wir auf unser
Hotelzimmer hoffen dürfen, ist immer noch ein ganz schönes
Weilchen entfernt. Um länger sitzen zu bleiben, ist es
eindeutig zu kühl. Wir machen uns also wieder auf den Weg.
Wir gehen zurück über dieselbe Brücke
und halten uns leicht rechts. Leider regnet es wieder zeitweise.
Bald stehen wir auf der Piazza di Santa Croce, einem der größten
Plätze von Florenz, der insbesondere im Sommer, und da auch
abends, sehr belebt sein soll. Sogar jetzt im November sind
relativ viele Leute hier, vor allem Touristen und Straßenhändler.
Wir treten seitlich rechts neben der gleichnamigen Kirche auf den
Platz. Was mir sofort auffällt ist, dass der Teil der
Fassade, wo sich die Eingangstore befinden, reichlich verziert,
die Seitenfassade jedoch schlicht und schmucklos ist. Das wird
uns auch noch bei anderen Kirchen in Florenz begegnen.
 Mit
dem Bau der Basilica di Santa Croce (Link
zur WebSite der Kirche) wurde Ende des 13. Jahrhunderts unter
dem Baumeister Arnolfo di Cambio begonnen. Im 16. Jahrhundert
wurden einige Umgestaltungen, unter anderem durch Giorgio Vasari,
durchgeführt. Die Eingangs-Fassade der Kirche ist noch
ziemlich jung. Sie wurde Mitte des 19. Jahrhunderts im
neugotischen Stil gebaut.
Die Kirche ist vor allem aufgrund ihrer
zahlreichen und außergewöhnlichen Kunstschätze im
Inneren interessant. Zunächst einmal wird aber von außen
fotografiert und natürlich kommt auch die Dante-Statue, die
sich links vom Eingang erhebt, ins Bild. Dante schaut sehr ernst,
sehr gelehrt, sehr finster, ... die Löwen, die ihn bewachen,
haben einen extrem stechenden Blick.
  
Wir
gehen nun links am Gotteshaus vorbei, wo sich der Eingang, durch
den die Kirchenbesichtiger gelotst werden, und die Kassa für
die Eintrittskarten befinden. Meine Männer streiken. Sie
wollen nicht mit mir gehen. Ich möchte aber unbedingt in die
Kirche hinein, eben weil sie speziell im Inneren einiges zu
bieten hat.
Es wäre allerdings gescheiter gewesen, wenn
ich dieses Vorhaben an einem anderen Tag durchgeführt hätte.
Denn ich komme erst beim Erwerb meines Tickets drauf, dass ich
damit auch Zutritt zu Teilen des Klosters habe, wo sich ebenfalls
interessante Kunstwerke befinden. Ich muss daher diesen durchaus
wichtigen Punkt der Florenz-Reise ziemlich
schnell abhandeln, denn ich weiß, dass Mann und Sohn
draußen auf dem Platz auf mich warten in der Meinung, dass
ich "nur mal schnell" das Innere einer Kirche anschauen
will. Noch dazu habe ich es wieder einmal geschafft, dass der
Reserve-Akku für meinen Fotoapparat im Rucksack ist, den
mein Gerhard gerade bei sich trägt. Aber ... zu spät,
jetzt habe ich das Ticket schon und bin schon so gut wie drin!
Vorher aber noch eine kleine Rückblende auf
die Vorbereitungen zu Hause: Schmunzelnd habe ich in einem der
Online-Reiseführer gelesen, dass der französische
Schriftsteller Stendhal von der Schönheit dieser Kirche so
überwältigt war, dass er Sinnesstörungen bekam und
am Rande einer Ohnmacht war. Weiters meinte dieser Reiseführer,
dass durchschnittlich 12 Leute pro Jahr diesem "Stendhal-Syndrom"
anheim fallen, wenn sie Santa Croce besichtigen. Letzteres
scheint mir im Bereich der Legenden angesiedelt zu sein. Dieses
"Leiden" scheint es aber interessanterweise wirklich zu
geben, also die Tatsache, dass es im Zusammenhang mit kultureller
Reizüberflutung zu psychosomatischen Störungen kommen
kann, zumindest hat es einen eigenen Wikipedia-Artikel, und
dieser erzählt auch, dass Stendhal tatsächlich in einem
seiner Romane diese Zustände im Zusammenhang mit der Kirche,
vor der ich jetzt stehe, geschildert hat.
 Ich
fühle mich nicht sonderlich gefährdet, nur neugierig
bin ich schon auf die "umwerfende Schönheit".
Gleich vorweg, von "Umwerfen" war keine Spur, nicht
einmal "Ergriffenheit" machte sich breit bei mir, denn
die Kirche ist eine .... genau! .... Baustelle, und zwar nicht
ein bisserl, sondern ganz extrem verschandelt, dadurch dass an
mehreren Stellen über das ganze Gotteshaus verteilt,
gearbeitet wird. Gerüste, Planen, Material, ... Es sieht
grässlich
aus. Aber ich muss zugeben, man kann die Schönheit erahnen.
Die Kanzel stammt aus dem 15. Jahrhundert und
wurde von Benedetto da Maiano geschaffen. Sie zeigt Szenen aus
der Franziskus-Legende. Ich habe das Bild so zusammengeschnitten,
dass man nichts von der Eingerüstung im unteren Bereich
sieht.
Es gibt hier eine große Anzahl von
Grabmälern von bekannten Persönlichkeiten,
Michelangelo, Macchiavelli, Galilei, Ghiberti, Rossini,... Auch
ein Dante-Grabmal gibt es. Es ist allerdings leer. Dante ist in
Ravenna verstorben und auch dort begraben. Viele dieser
Grabstätten sind eingerüstet und mit Planen zugehängt,
ein paar kann ich fotografieren. Das Grabmal des großen
Michelangelo, das von Vasari gebaut wurde, ist zu sehen, aber
zunächst von anderen fotografierwütigen Touristen
belagert, darum beschließe ich, zuerst meine Runde durch
das Kirchenschiff und später auch durch das Kloster zu
machen und nochmals vorbeizukommen.
  
In dieser Kirche haben sich berühmte und
reiche Florentiner Familien eigene Kapellen errichten lassen, und
sie wurden von bedeutenden Künstlern gestaltet, Taddeo und
Agnolo Gaddi, Giotto, Maso di Banco, ..., aber was nützt mir
das, wenn der meiste Teil davon nicht zu sehen ist? Der Hochaltar
ist sicherlich wunderschön, aber man sieht
auch nichts davon. Zusammen mit der Tatsache, dass ich befürchte,
dass mein Akku bald aufgibt und dass ich weiß, dass meine
beiden Männer mich bald wieder draußen erwarten,
wird das Ganze ein wenig zum Fiasko. Dieser Reisebericht wird
wohl kaum
als Vorbereitung für einen Besuch von Santa Croce dienen
können.
Die Fotos zeigen nicht die wichtigsten
Sehenswürdigkeiten, sondern die sichtbaren. Ich verzichte
daher auf jegliche nähere Beschreibung. Das würde
keinen Sinn machen, aber ich rate jedem Kunstinteressierten, sich
auf den Besuch dieser Kirche gut vorzubereiten und auf alle Fälle
ein paar Jährchen abzuwarten, vielleicht ist die Renovierung
bis dorthin abgeschlossen.
Ich verlasse dann den Kirchenraum und
gehe durch die Sakristei, auch diese ein Meisterwerk mit ihren
schönen, großflächigen Malereien. Und hier wird
ausnahmsweise gar nichts renoviert. Einen Gang weiter komme ich
in den Kloster-Shop. Man kann dort neben den Dingen, die man
ohnehin erwartet in einer Kirche kaufen zu können, auch
feine, kleine Lederwaren erstehen. Mir wären diese Dinger zu
teuer, aber sie schauen sehr schön aus, ich möchte fast
sagen exquisit.
  
 
Weiter geht es zur Medici-Kapelle, und durch
einen anderen Korridor komme ich in einen schönen, ruhigen
Kreuzgang. Ich beschränke die Fotos auf das
Allernotwendigste, denn ich weiß, dass ich hier noch zu
einer sehr wichtigen Florentiner Sehenswürdigkeit kommen
werde, und zwar zur Pazzi-Kapelle, einem Juwel der "reinen"
Renaissance-Kunst, von Brunelleschi für die Familie Pazzi
errichtet.
Sie
ist wirklich schön, man darf sich hier nur außer
Architektur nichts anderes erwarten. Sie ist leer, es gibt nur
sparsame, dafür aber umso wirkungsvollere
Gestaltungselemente zwischen den Säulen, über den
Bögen, an der Decke. Brunelleschi hat hier eine
wunderschöne, räumliche Ausgewogenheit zustande
gebracht. Die Terrakotten stammen von Luca della Robbia, von
diesem Künstler gibt es in Florenz an vielen Stellen
Keramikarbeiten. Ein Foto geht sich noch aus, dann macht mein
Fotoapparat keinen Mucks mehr. Das Zurückgehen zum Grabmal
des Michelangelo kann ich also einsparen.
Durch einen weiteren Hof komme ich noch in das
Refektorium des Klosters, es ist als Museum eingerichtet. Dort
ist ein Kruzifix von Cimabue ausgestellt. Es wird so präsentiert,
dass einem der Anblick wirklich den Atem nimmt. Die weiteren
Ausstellungsgegenstände
haben bei mir keine Erinnerung hinterlassen, zu sehr bin ich von
dem nicht wirklich optimalen Ablauf dieser Besichtigung
abgelenkt. Ich erreiche den Ausgang, wo schon Gerhard auf mich
wartet. Ich wechsle den Kamera-Akku und mache noch ein Foto vom
letzten Hof mit Blick auf die Pazzi-Kapelle. Nicht nur dass ich
nicht mehr fotografieren konnte, auch die Tatsache, dass ich
nicht mit wirklicher Ruhe alles betrachten konnte und dass eine
Baustelle eben das Kunsterlebnis doch ziemlich beeinträchtigt
.... gut, ... das hat jetzt alles zusammen nicht wirklich
geklappt, aber das hilft jetzt auch nichts mehr.
Somit habe ich mittlerweile den dritten Fixpunkt
für ein Wiederkommen nach Florenz: Die Basilica di Santa
Croce in ihrer ganzen Schönheit besichtigen, mit viel Zeit
und mit allen erforderlichen Unterlagen, um die Kunstwerke
wirklich "erleben" zu können.
Auf dem Platz gesellt sich unser Sohn wieder zu
uns. Wir sitzen eine Weile auf einer Steinbank. Derzeit regnet es
nicht. Das Pflaster auf dem Platz glänzt nass in der Sonne.
Die Straßenverkäuferinnen haben Unmengen von Schals,
die sie gerne an die Touristen loswerden wollen. Ich bin
normalerweise dafür ziemlich unzugänglich, winke auch
etliche Male dankend ab. Aber dann sticht mir ein besonders
schönes Stück in die Augen. Genau der ... der würde
meiner Mama gut gefallen, denke ich mir. Super, das wäre ein
feines Mitbringsel! Während ich noch überlege, auch
noch andere Schals und Tücher anschaue, wittern andere
Verkäufer ihre Chance. Plötzlich sind wir auf unserer
Steinbank von fünf oder sechs schaltragenden Damen umringt.
Mein Sohn meint trocken: "Das ist wie beim Taubenfüttern,
es werden immer mehr."
Letztendlich
wird es genau dieser eine Schal, der ... oder keiner! Gerhard
zahlt und wir ziehen friedlich mit unserer "Beute" von
dannen. Der Preis war völlig okay, der Schal war es wert,
ich habe auch genau das Richtige für Mama gefunden, das wird
sich dann zu Hause bestätigen, denn sie hat sich sehr
gefreut darüber. Dass wir ihn einen Tag später um ein
paar Euro billiger an einem Souvenir-Stand haben flattern sehen,
hat der Freude darüber überhaupt keinen Abbruch getan.
Es gibt eben Dinge, die sind genau so richtig wie sie sind ...
ich nenne es "Magie des Moments".
Wir spazieren nun zurück zum Hotel. Es ist
zwar noch nicht 12:00, aber wir rechnen uns trotzdem schon eine
Chance aus. Schön langsam gehen wir nämlich "auf
dem Zahnfleisch".
Die Hoffnung war berechtigt. Wir können
unsere Zimmer beziehen. Sie sind geräumig und bequem
eingerichtet. Michael hat ein Doppelzimmer und ein sehr schönes
Bad. Gerhard und ich haben ein Doppelzimmer mit einem
zusätzlichen Raum, in dem auch noch ein Bett steht. Wir
haben also insgesamt 5 Betten für 3 Personen zur Verfügung.
Unser Bad ist eher spartanisch. Aber es gibt wunderbar weiche und
ausreichend große Badetücher, und es ist alles sehr
sauber.
Es
wird ausgepackt, und dann müssen wir eine Weile rasten, die
Füße ausruhen und die Batterien aufladen. Am
Nachmittag gehen wir aber noch mal los, allerdings ohne
bestimmtes Ziel. Mal sehen, wo es uns hintreibt! Recht weit
wollen wir heute auch gar nicht mehr laufen. Die Tage sind im
November schon relativ kurz, daher gibt es nur mehr Fotos in der
Abenddämmerung.
Wir
kommen an der Fortezza da Basso vorbei. Das ist eine zu einem
Kongress- und Ausstellungszentrum umgebaute Festung. Sie ist für
Touristen nicht zugänglich und auch nicht weiter
interessant. Sie wird von Parkanlagen umgeben, und der Teich mit
den beiden Springbrunnen liegt ganz friedlich da, während
die ganze Anlage von stark befahrenen Straßen umrundet
wird, ein auffallender Gegensatz.
Wir überqueren eine dieser verkehrsreichen
Straßen und ein paar Schritte weiter stehen wir vor der
Chiesa Russa Ortodossa. Sie wurde zu Anfang des 20. Jahrhunderts
fertiggestellt und ist mit ihren bunten Zwiebeltürmen und
Verzierungen ein hübsches Foto-Motiv. Das Gittertor, das in
das Areal führt, ist verschlossen.
Wir
wollen nun bis zur Piazza della Libertà weitergehen,
kommen aber ziemlich von dieser Route ab und stehen plötzlich
auf der Piazza San Marco. Dort befindet sich die gleichnamige
Kirche und das frühere Dominikaner-Kloster, in dem sich
heute ein Museum befindet.
Die Kirche wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts
errichtet und Mitte des 15. Jahrhunderts von Michelozzo umgebaut.
Die Fassade der Kirche wurde zu Ende des 18. Jahrhunderts
nochmals erneuert. Im Kloster San Marco war eine Zeitlang
Savonarola zu Gast. Die künstlerische Bedeutung erlangte es
durch die Arbeiten der Dominikanermönche Fra' Angelico und
Fra' Bartolomeo, die eine Fülle von Bildern und Fresken als
Ausstattung für Klosterzellen und Gemeinschaftsräume
geschaffen haben. Außerdem ist eine Abendmahldarstellung
von Ghirlandaio erwähnenswert. Die Kirche ist geöffnet,
an eine Besichtigung des Museums ist ohnehin nicht gedacht, so
können wir heute noch einen Programmpunkt auf unserer Liste
abhaken, ohne dass wir es geplant hatten.
  
Nun aber weiter zur Piazza della
Libertà! Sie findet in meinen Reiseführern keine
Erwähnung, aber auf dem Stadtplan ist sie mit zwei
Monumenten eingezeichnet, also wollen wir einfach vorbeischauen,
wenn wir schon in der Nähe sind. Mittlerweile ist  es
schon ziemlich dämmrig. Auf dem großen Platz befindet
sich in der Mitte ein Springbrunnen, und es stehen sich zwei Tore
in ganz verschiedenen Stilrichtungen gegenüber, das jüngere
davon würde ich eindeutig als Triumphbogen identifizieren.
Durch die Beleuchtung schaut das Ganze recht effektvoll aus.
Informationen über diese beiden Bauwerke habe ich nicht.
Nach der Reise habe ich natürlich
auf Wikipedia nachgeschaut, das war nicht ganz einfach, denn es
gibt keine deutsche und keine englische Seite darüber. Mein
Italienisch ist für eine geschichtliche, architektonische
Abhandlung nicht gut genug. Aber so viel habe ich herausgefunden:
Das ältere Tor, die Porta San Gallo geht auf das 13.
Jahrhundert zurück und gehört zum Florentinischen
Befestigungsring, genauso wie die Fortezza da Basso, andere Tore
in Florenz und auch der Forte di Belvedere, der etwas oberhalb
des Palazzo Pitti auf einem Hügel liegt. Der Triumphbogen
wurde errichtet, als das Großherzogtum Toskana nach dem
Aussterben der Medici an das Haus Habsburg-Lothringen überging.
Unser Weg führt uns nun bis zur
Piazza della Santissima Annunziata, ein großer, sehr
einheitlich wirkender Platz, den wir uns morgen bei Tageslicht
anschauen werden. Da werden wir auch die Basilica della
Santissima Annunziata besuchen. Heute gibt es nur mehr ein paar
nächtliche Fotos, die mir noch dazu nicht sonderlich
gelungen sind.
  
Mittlerweile freue ich mich auf ein
italienisches Abendessen. Aber es kommt anders. Wir gehen an
einer kleinen asiatischen Imbissstube vorbei, ... also
genaugenommen eben nicht vorbei, sondern hinein. Ich versuche
noch einen leichten Protest anzubringen, aber es nützt mir
nichts. Geschmeckt hat es gut, aber es war mir nach diesem
anstrengenden allerersten Florenz-Tag nicht italienisch genug und
nicht gemütlich genug.
Unser abschließender Abendspaziergang führt
uns nochmals an ein paar Highlights des heutigen Tages vorbei:
Duomo Santa Maria del Fiore, Palazzo del Bargello, Piazza degli
Uffizi mit Palazzo Vecchio, Ponte Vecchio und Santa Maria
Novella. In der abendlichen Beleuchtung schauen sie alle noch
toller aus als am Tag. Besonders der Duomo entfaltet auf der Enge
des Domplatzes mit seinen strengen geometrischen Verzierungen und
überreichen Fassadendetails etwas Mystisches, finde ich.
  
  
Die
kleinen Fotos von den Sehenswürdigkeiten kann man anklicken,
um ein größeres Foto betrachten zu können.
zurück
zu "Vorgeschichte und Vorbereitung" zurück
zur Übersicht "Toskana, erste Auflage" weiter
zu "2. Tag"
nach
oben
|
|