Helga Buchegger
Reisegeschichten

 

"Berlin von A(lex) bis Z(oo)"

 

2. Tag:
Frühstück, Haus der Kulturen der Welt, Bundeskanzleramt, Reichstag, Brandenburger Tor, Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Britische Botschaft, Hotel Adlon, Russische Botschaft, Galeries Lafayette, Gendarmenmarkt (Deutscher Dom, Schauspielhaus, Französischer Dom), Chocolatiers "Fassbender & Rausch", Museum der Kommunikation, Checkpoint Charlie, Berlin Hi-Flyer, Topographie des Terrors, Martin-Gropius-Bau, Preußischer Landtag, Anhalter Bahnhof, Klosterruine, Fernsehturm, Alexanderplatz, Rotes Rathaus, Neptunbrunnen, Marienkirche, Marx-Engels-Forum, Spree-Ufer, Nikolaiviertel, Nikolaikirche, Altes Stadthaus, Ephraim-Palais, Museumsinsel (Berliner Dom, Altes Museum, Neues Museum, Alte Nationalgalerie, Pergamon-Museum, Bode-Museum), Rückweg zum Hotel, Abendausflug (Schloss Charlottenburg, Rathaus Charlottenburg und Neues Kranzler Eck)

 

Ich habe relativ gut geschlafen, das Hotelbett ist ganz in Ordnung. Die Temperatur im Zimmer könnte ein wenig höher sein, denke ich mir, als ich aus den Federn krieche. Das Frühstück ist ausgezeichnet, ein Buffet, das absolut keine Wünsche offen lässt. Ich trinke sogar eine Schale Kaffee, und das will was heißen bei mir. Mit dem Hotelkaffee bin ich selten zufrieden.

Heute haben wir viel vor. Es wird wieder saukalt sein. So ziehe ich mir mehrere Schichten übereinander an, T-Shirt, Bluse, Pulli, Fleece-Jacke,... und darüber noch den Daunenmantel. Und dann starten wir. Wir brauchen den Bus der Linie 100, denn wir wollen beim Haus der Kulturen der Welt aussteigen und von dort weg der Spree entlang bis zum Bundestagsviertel und in weiterer Folge zum Brandenburger Tor gehen. Wir fahren also zunächst durch den Tiergarten, wieder einmal an der Siegessäule vorbei.

Das Stichwort "Tiergarten" braucht vielleicht jetzt eine kleine Erläuterung: Das ist nämlich ein riesiger Park, einst kurfürstliches Tiergehege, daher der Name. Er ist von Spazierwegen durchzogen, bietet Wiesen und Waldstücke zur Erholung, sogar ein kleiner See befindet sich darin. Der Zoologische Garten wiederum liegt am südwestlichen Rand davon. Soviel zur Begriffsverwirrung! Das Gebiet, in dem wir gestern unterwegs waren, liegt südlich des Tiergartens. Heute werden wir am nordöstlichen Rand davon unsere Erkundungstour starten. Nebenbei bemerkt ist "Tiergarten" auch noch der Name eines ganzen Stadtviertels.

Das Haus der Kulturen der Welt war ein Geschenk der USA an Westberlin, und zwar als Beitrag zur Internationalen Bauausstellung 1957. Man würde gar nicht glauben, dass dieses von Hugh A. Stubbins geplante futuristische Gebäude schon so alt ist. Das geschwungene Dach hat ihm im Berliner Volksmund den Namen "Schwangere Auster" eingetragen. 1980 stürzte ein Teil der Konstruktion ein, man entschloss sich für eine Renovierung, und seit 1989 wird das Haus als Kongress- und Ausstellungszentrum wieder intensiv genutzt.

Wir gehen links daran vorbei und ein kleines Stück der Spree entlang, hier ist es besonders kalt, denn es bläst uns auch noch ein eisiger Wind entgegen. Im Spreebogen hat man in den letzten 15 Jahren einen riesigen Komplex von modernen Bauten errichtet und ihm den poetischen Namen "Band des Bundes" gegeben. Er besteht aus dem Kanzlerpark, dem Bundeskanzleramt, dem Paul-Löbe-Haus und dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus. Ein dazwischen geplantes Bürgerforum wurde nicht realisiert. Die Bauwerke befinden sich zu beiden Seiten der Spree und bilden aus der Luftperspektive gesehen einen linearen Gebäuderiegel.

Das einzige Gebäude in diesem Gebiet, das aus der Vorkriegszeit stammt, ist die Schweizer Botschaft, alles andere wurde damals dem Erdboden gleichgemacht. Hinter dem Bundestagsviertel kann man den Berliner Hauptbahnhof sehen. Meine Fotos sind spärlich und noch dazu nicht repräsentativ. Das ist mir erst jetzt beim Zusammenstellen meines Berichtes bewusst geworden. Den Grund weiß ich nicht. Wahrscheinlich habe ich mich vom Anblick des Reichstagsgebäudes ablenken lassen. Das habe ich nämlich x-fach fotografiert.

Der Reichstag ist eines der geschichtsträchtigsten Bauten Berlins. Er wurde 1884-94 nach den Plänen von Paul Wallot als Parlamentsgebäude für das 1871 gegründete Deutsche Reich erbaut, monumental und repräsentativ sollte er sich darstellen. 1918 rief Philipp Scheidemann von einem der Balkons die Republik aus. 1933 zerstörte der Reichstagsbrand Plenarsaal und Kuppel. 1945 hisste die Rote Armee ihre Flagge auf der eingestürzten Kuppel, die schließlich 1957 gesprengt werden musste.

1990 fand die erste gesamtdeutsche Parlamentssitzung statt, wenig später die erste konstituierende gesamtdeutsche Bundestagssitzung. 1994-99 wurde unter dem britischen Architekten Sir Norman Foster umgebaut. 1995 ließen Christo und Jeanne-Claude den Reichstag hinter einer riesigen Plane verschwinden. Die erste Sitzung des Bundestages im neuen Gebäude konnte im April 1999 abgehalten werden.

Oops, ... das waren jetzt ein bisserl viel Jahreszahlen. Wenn wir schon bei Zahlen sind, gleich noch ein paar: Die moderne gläserne Kuppel, die Sir Foster als Ersatz für und Erinnerung an das verloren gegangene Original errichtet hat, ist 800 Tonnen schwer und misst 40 Meter im Durchmesser und 23,5 Meter in der Höhe. Zwei spiralförmig angelegte Wege führen zur Aussichtsplattform und wieder zurück.

Die Kuppel kann besucht werden, aber aufgrund umfangreicher Sicherheitsvorkehrungen muss man sich voranmelden. Wir hatten es ohnehin nicht geplant, aber ich glaube, dass es vielleicht aktuell auch gar nicht möglich gewesen wäre, falls ich die Plakate dort richtig interpretiert habe. Wie auch immer! Es ist sicher ein tolles Erlebnis. Vor dem Reichstag befindet sich ein Mahnmal für 96 durch das NS-Regime ermordete Reichstagsabgeordnete.

Nicht weit vom Reichstag entfernt liegt das Brandenburger Tor, das Bauwerk, das einem wohl als allererstes in den Sinn kommt, wenn man an Berlin denkt. Es wurde wurde 1788-91 nach Plänen von Carl Gotthard Langhans errichtet. Als Vorlage dienten die Propyläen der Athener Akropolis. Kaiser Wilhelm II. wollte einen repräsentativen Abschluss für die Prachtstraße Unter den Linden. Die Quadriga kam erst ein paar Jahre später hinzu, sie stammt von Johann Gottfried Schadow. Die Figurengruppe wurde 1807 von Napolean nach Paris "entführt" und erst einige Jahre später wieder an Berlin zurückgegeben. Im Zweiten Weltkrieg wurde der gesamte Bau schwer beschädigt, die Quadriga so stark, dass sie 1957 durch eine Kopie ersetzt werden musste.

Das Tor, das seit 1961 im wörtlichen Sinn ja kein Tor mehr war, sondern inmitten von Mauer, Stacheldraht und Wachtürmen stand, war jahrzehntelang das Symbol für die Teilung Berlins. Zwei Tage vor Weihnachten 1989 wurde hier der erste Stein der Berliner Mauer entfernt. Beschädigungen aufgrund der darauffolgenden Silvesterfeiern an der Quadriga, aber auch durch Umwelteinflüsse und Vernachlässigungen am Sandstein des Mauerwerks machten in den Jahren danach eine komplette Sanierung notwendig. Seit 2002 erstrahlt das Brandenburger Tor nun in neuem Glanz. Auf dem dahinter liegenden Pariser Platz posiert ein Pärchen in DDR-Uniform für die Fotografen. Denen ist auch kalt, das kann man deutlich erkennen.

Und uns ist so kalt, dass bereits jegliche Farbe aus unseren Gesichtern gewichen ist, ... nein Blödsinn! Dieses Foto wurde mit Sepia-Filter aufgenommen, aber in Schwarz-Weiß gefällt es mir einfach besser ... darum!

Nicht weit vom Brandenburger Tor entfernt befindet sich das Denkmal für die ermordeten Juden Europas, auch Holocaust-Gedenkstätte genannt. Nach langjährigen Diskussionen über Ort und Gestaltung des Denkmals konnte es 2005 endlich eröffnet werden. Auf 19.000 Quadratmetern wurden auf wellenförmig auf- und absteigendem Grund 2.711 Stelen in unterschiedlicher Höhe errichtet. Von manchen Punkten aus kann man über das Gelände hinwegsehen, an anderen wieder steht man so tief unten, dass man sich rundum eingeschlossen fühlt, wie in einem Labyrinth. Das Stelenfeld ist frei zugänglich. Darunter wurde ein "Ort der Information" eingerichtet. Den haben wir allerdings nicht besucht.

Die Idee dahinter war, den Besucher durch die abstrakte Form zum Nachdenken anzuregen. Ich finde dieses Gelände auch durchaus künstlerisch beeindruckend. Aber den Zweck eines Mahnmales erfüllt es meiner Meinung nach nicht. Kinder und Jugendliche spielen hier Verstecken und Fangen und sind nicht gerade leise dabei. Und auch als Erwachsener kann man sich diesem Treiben nicht ganz entziehen. Ich kritisiere die Menschen nicht, ich merke es nur an. Ich beschäftige mich hier ja auch nur damit, effektvolle Fotos zu machen und meine Begleiter aufs Bild zu bannen, wenn sie gerade zufällig freundlich lächelnd um die Ecke gucken oder fotografisch einer Krähe nachstellen. "Nachgedacht" habe ich jedenfalls nicht.

Wir gehen sodann ein Stück die Behrenstraße entlang, biegen in die Wilhelmstraße ein und kommen an der Britischen Botschaft vorbei. Sie wurde im Jahre 2000 eingeweiht. Ein absichtlich langweiliger Sandsteinbau schmückt sich mit zwei herausragenden poppigen Baukörpern, einer rund, einer trapezförmig, in Lila und Türkis. Ja, ... ist ja ganz witzig. Aber beim Betrachten der Fassade und der vor den bunten Gebäudeteilen gehissten Britischen Flagge wundere ich mich, dass man über die Farbgebung nicht sorgfältiger nachgedacht hat. Zur Fahne passen diese beiden Farben nämlich wirklich nicht. Aber wahrscheinlich habe ich einen "Vogel", dass ich überhaupt auf die komische Idee komme, über sowas nachzudenken.

Wir erreichen nun den Boulevard Unter den Linden. An der Ecke befindet sich das berühmte Hotel Adlon. An dieser Stelle stand auch das alte Hotelgebäude. Es wurde 1907 eröffnet und brannte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs völlig aus. Die Reste wurden abgebrochen. Heute steht hier ein Neubau, der keine Replik darstellt, sondern sich nur am Aussehen seines Vorgängers orientiert. Wie man sieht kam es bei mir nicht wirklich interessant ins Bild, dafür habe ich eine elegante Gestalt mit Zylinder abgelichtet.

Weiter geht es an der Russischen Botschaft vorbei. Sie wurde zu Beginn der 50er auf dem Gelände des im Krieg zerstörten Gebäudes aus dem 18. Jahrhundert errichtet, eine symmetrische Anlage, die von einer Laterne gekrönt wird, unter der sich ein monumentaler Kuppelsaal befindet. Stilistisch ist es ein Versuch, an den Berliner Klassizismus anzuschließen.

Wir verlassen Unter den Linden aber auch schon wieder und biegen in die Friedrichstraße ab. Unser nächstes Ziel sind die Galeries Lafayette. Auch hier wollen wir nichts einkaufen, genauso wie gestern beim Ka-De-We steht uns der Sinn nach ein wenig Aufwärmen und Feinschmecker-Abteilung-Begutachten. Diese befindet sich zur Abwechslung im Untergeschoß des Kaufhauses.

Hier hat mich keiner aufmerksam gemacht, dass ich nicht fotografieren darf. Deswegen habe ich es auch ausgiebig getan. Wirklich effektvoll ist die durchsichtige Kuppel, die sich von oben über alle Verkaufsebenen hinweg bis in das unterste Geschoß zieht und dort in Trichterform mündet.

Die Gourmetzone ist dazu angetan, dass mir das Wasser im Mund zusammenläuft. Hier gefällt es mir besser als im Ka-De-We. Aber ich kann es nicht begründen. Vielleicht reicht schon die Tatsache, dass ich fotografische Beute von hier mitnehmen kann. Hier ein paar Beispiele davon.

Der Gendarmenmarkt soll einer der schönsten Plätze Berlins sein ... ja, das stimmt wirklich. Ich bedaure, dass ich nicht ein Panoramafoto angefertigt habe, denn meine Fotos geben aufgrund der verschiedenen Größenverhältnisse und Kamerastandpunkte den schönen symmetrischen Eindruck nur ungenügend wieder. Der Platz entstand zu Ende des 17. Jahrhunderts, als sich hier französische Einwanderer, großteils Hugenotten, also französische Protestanten, niederließen, als Marktplatz. Seinen heutigen Namen erhielt er erst im 18. Jahrhundert, da hier einige Zeit die Wache und die Ställe des Garderegiments, der „Gens d'armes“ untergebracht waren.

An einer Längsseite befindet sich das Schauspielhaus. Schon zu Ende des 18. Jahrhunderts gab es hier ein kleines Komödienhaus, an dessen Stelle zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein Neubau von Carl Gotthard Langhans errichtet wurde. Dieser fiel jedoch wenige Jahre später einem Brand zum Opfer. So erfolgte ein abermaliger Neubau durch Karl Friedrich Schinkel, der hier ein Meisterwerk klassizistischer Architektur lieferte. In den 30er-Jahren spielte hier Gustav Gründgens den Mephisto in Goethes Faust. Im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, wurde das Theater in den 80ern detailgetreu wieder aufgebaut, allerdings als Konzerthaus, da man die mittlerweile veraltete Bühnentechnik im Inneren nicht rekonstruieren wollte. Vor dem Gebäude befindet sich das Schiller-Denkmal.

Das Schauspielhaus wird an den Schmalseiten des Platzes vom Französischen und vom Deutschen Dom flankiert. Die Bezeichnung "Dom" ist in beiden Fällen irreführend, denn sie bezieht sich nur auf die Kuppeln. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts wurde für die bereits erwähnten hier zugewanderten Hugenotten eine Kirche errichtet, die Französische Friedrichsstadtkirche. Gegenüber entstand ein weiteres Gotteshaus, die Deutsche Kirche. Erst 1780-85 wurde an beide Kirchen ein Kuppelbau angefügt. Dies erfolgte als rein gestalterische Maßnahme zur Prachtentfaltung, beide Bauten erfüllten nie eine kirchliche Funktion. Vorbild waren die Zwillingskirchen an der Piazza del Popolo in Rom. Die Bezeichnung "Dom" ist auf das gesamte Bau-Ensemble übergegangen.

Der Deutsche Dom fiel 1943 einem Brand zum Opfer, der Französische wurde 1944 durch Kriegshandlungen schwer beschädigt. In den 80ern und 90ern erfolgte der Wiederaufbau, später auch noch diverse Restaurierungsarbeiten, sodass sich alle Gebäude des Gendarmenmarktes heute glanzvoll präsentieren. Im Französischen Dom ist das Hugenotten-Museum untergebracht, im Deutschen das Museum "Wege, Irrwege, Umwege. Die Entwicklung der parlamentarischen Demokratie in Deutschland".

Wir werden nun von Silvia zu einem "süßen" Berliner Geheimtipp gelotst. Ganz in der Nähe des Gendarmenmarktes befindet sich nämlich das Geschäft der Chocolatiers "Fassbender & Rausch". Dort ist viel Betrieb, aber ich glaube, es wird mehr geschaut als gekauft. Neben den Berliner Sehenswürdigkeiten in Schokolade gegossen kann man auch exquisite Schokoloadekreationen in Regalen und Vitrinen bewundern. Wir haben übrigens auch nichts eingekauft.

Wir haben nun als nächstes den Checkpoint Charlie auf dem Programm. Auf dem Weg dorthin sehen wir, eine Straßenkreuzung weiter, ein Gebäude mit drei Atlanten, die eine Weltkugel tragen. Nur aus Neugierde gehen wir um den Häuserblock herum und dort vorbei. Es ist das Museum der Kommunikation. Erst jetzt, wieder zu Hause, habe ich festgestellt, dass mein Briefmarkensammler-Mann hier die Blaue Mauritius anschauen hätte können. Gut ... er hätte es ohnehin nicht gewollt.

Schräg gegenüber steht eine Plastik von Georgi Tchapkanov (Tchapp) mit dem Titel "Mauern durchbrechen". Ein wenig weiter liegt dieser komische mit Seilen und Utensilien umwickelte "Knödel" auf der Straße. Was es mit dem auf sich hat? ... keine Ahnung!

Nun also zum Checkpoint Charlie. Natürlich ist das ein Muss bei einem Berlin-Besuch, obwohl es rein optisch nicht wirklich viel hergibt. Im Mittelpunkt steht das Wachhäuschen, allerdings eine Nachbildung. Auf Plakatwänden werden Informationen über diesen ehemaligen Grenzübertritt geboten. In unmittelbarer Nähe befindet sich das Mauermuseum. Die Bettler sind hier auffallend zudringlich. Und es gibt Fellmützen und Anstecknadeln mit Hammer und Sichel zu kaufen.

Wir kommen nun zufällig am "Berlin Hi-Flyer" vorbei, man kann hier einen Fesselballon besteigen, der einen 150 Meter in die Lüfte befördert. Außerdem kann man hier Trabis mieten. Naja, ich weiß nicht, beides möchte ich nicht wirklich ausprobieren, aber vielleicht mag das für den einen oder anderen ganz reizvoll sein.

Unweit davon liegt das Gelände "Topographie des Terrors", eine frei zugängliche Ausstellung. Hier befand sich zwischen 1933 und 1945 die Zentrale der Gestapo. Die Gebäude wurden nach dem Krieg planiert, in den 80ern hat man begonnen, durch Grabungen die Keller freizulegen. Hier ist auch wieder ein Stück der Berliner Mauer zu sehen.

In unmittelbarer Nähe dazu befindet sich der Martin-Gropius-Bau. Er wurde als Königliches Kunstgewerbemuseum Ende des 19. Jahrhunderts von Martin Gropius, dem Großonkel von Walter Gropius, erbaut. In den letzten 30 Jahren wurde er als Ausstellungshaus genutzt. Sehenswert sollen die Mosaike, Terrakotta-Reliefs und der galerieumlaufene Lichthof des Gebäudes sein. Im Moment ist hier aber eine Baustelle. Wenn alles in so einem schlechten Zustand ist wie die beiden Figuren, die links und rechts des Eingangs sitzen, dann ist es ohnehin gut, dass hier renoviert wird. Sieht ja schrecklich aus!

Auf der anderen Straßenseite liegt der Preußische Landtag. Das Gebäude, erbaut um 1900, ist ein Rest des früheren Berliner Regierungsviertels. 1918 wurde hier die Kommunistische Partei Deutschlands gegründet. Seit 1993 tagt das Abgeordnetenhaus in diesen Räumlichkeiten.

Wir gehen nun weiter bis zum Anhalter Bahnhof, zur Zeit seiner Errichtung, Ende des 19. Jahrhunderts, der berühmteste und verkehrsreichste Bahnhof Berlins. Er wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt. Durch die deutsche Teilung verlor er vollends an Bedeutung. 1952 wurde er geschlossen und ein paar Jahre später großteils gesprengt. Ein Teil des Portikus ist noch vorhanden.

In einiger Entfernung dahinter kann man das Tempodrom erblicken, ein Berliner Veranstaltungsort, der schon einige Male seinen Standort verändert hat und zudem eine wechselvolle Geschichte aufweist.

Wir gehen nun bis zum Potsdamer Platz und steigen dort in die U2, wir möchten als nächstes die Gegend um den Alexanderplatz erkunden.

Wir fahren aber nicht ganz bis zur Endhaltestelle, sondern steigen bei der Haltestelle Klosterstraße aus. Denn dort befindet sich die sogenannte Klosterruine. Im 13. Jahrhundert wurde in diesem Gebiet ein Franziskanerkloster gegründet, das Graue Kloster. Ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts war hier ein Elite-Gymnasium, u.a. gingen dort später Bismarck und Fontane zur Schule.

Die Kirche soll im Inneren bis zum Krieg eine der schönsten Kirchen Berlins gewesen sein. Auch hier wurden die Mauerreste als Mahnmal stehen gelassen. Zwischen den Mauern werden hin und wieder Skulpturen ausgestellt. Hinter dem nächsten Häuserblock sieht man schon den Turm des Roten Rathauses aufragen, aber davon später.

Wir gehen durch die Rathausgalerien hindurch und stehen direkt am Fuße des Fernsehturms, der mit seinen knapp 370 Metern Höhe das höchste Bauwerk Deutschlands und eines der Berliner Wahrzeichen darstellt. Er wurde 1969 in Betrieb genommen und ist eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Berlin. Die mit Nirosta verkleidete Kugel in circa 200 Meter Höhe beherbergt ein Restaurant und eine Aussichtsplattform. Von der Sonne angestrahlt soll die Reflexion auf dieser Kugel zeitweise ein Kreuz bilden. In Anspielung auf den eher atheistisch eingestellten DDR-Staat ranken sich hierum einige Anekdoten. Am Fuß des Turmes befindet sich ein Pavillon mit spitz zulaufenden Dachkonstruktionen und einer Treppenanlage.

Unter der Trasse der S-Bahn hindurch erreichen wir den Alexanderplatz, kurz Alex genannt. Er ist ein äußerst wichtiger Verkehrsknotenpunkt in Berlin. In seiner langen Geschichte war er Handels- und Marktplatz, Parade- und Exerzierplatz und immer wieder Schauplatz historischer Ereignisse. Seinen Namen bekam er von König Friedrich Wilhelm III., der den Platz anlässlich eines Besuches des russischen Zaren Alexander zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu dessen Ehren umbenannte. In den 60ern und 70ern wurde er nach den Kriegszerstörungen neu gestaltet, so wurden alle Straßenbahnlinien und der gesamte fließende Verkehr entfernt. Es entstanden zahlreiche Gebäude in sozialistischer Architektur, die das Erscheinungsbild des Platzes prägen. Nur das Alexander- und das Berolinahaus sind älteren Datums, sie stammen aus den Jahren 1929 bzw. 1930. Aber natürlich wurde in den Jahren danach auch immer wieder neu gebaut, umgestaltet und renoviert.

Auf dem Alex befindet sich auch die Weltzeituhr und der Brunnen der Völkerschaft. Die Uhr haben wir allesamt brav mehrmals fotografiert, und das obwohl ich sie eigentlich überhaupt nicht fotogen finde, der Brunnen ist bei keinem von uns ins Bild gekommen, wir haben ihn schlichtweg ignoriert.

Der Anblick eines Imbisslokales der Kette Kentucky Fried Chicken hat zur Folge, dass wir unsere Besichtigungstour unterbrechen, um unseren Hunger zu stillen. Ich hätte mir diese Art der Nahrungsaufnahme zwar nicht ausgesucht, es hat mir aber sehr gut geschmeckt. Gestärkt verlassen wir den Alex und wenden uns dem Areal um den Fernsehturm zu.

Das hier ist ein riesiger öder Platz, teilweise von Baustellen umgeben. Ich dachte vorher, dass dieses Gelände ebenfalls zum Alexanderplatz zählt, das stimmt aber nicht. Es ist eine namenlose Fläche, die von mehreren Straßen eingeschlossen ist. Auf dieser Fläche befindet sich nur der alles beherrschende Fernsehturm mit seinem Anbau, weiters der Neptunbrunnen und die Marienkirche.

Das Rote Rathaus steht schon außerhalb des Geländes an der Rathausstraße. Es heißt einfach nur so, weil seine Fassade mit roten Ziegeln gestaltet ist. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde es nach Entwürfen von Hermann Friedrich Waesemann im Stil der Neo-Renaissance gebaut. Es hat drei Höfe und einen über 70 Meter hohen Turm. Nach den Beschädigungen des Zweiten Weltkriegs wurde es rekonstruiert. Seit 1991 ist das Gebäude Sitz des Bürgermeisters und des Senats von Berlin. Davor ist leider derzeit eine Baustelle, die sich auf dem Foto nicht besonders gut ausmacht.

Der Neptunbrunnen wirkt ein wenig "verloren" in dieser Gegend. Kein Wunder, er war auch nicht für diesen Platz vorgesehen, ursprünglich stand er nämlich vor dem 1951 gesprengten Berliner Stadtschloss. Er ist ein Werk von Reinhold Begas und wurde 1891 eingeweiht. Die Vorbilder für diesen Brunnen stehen in Rom, und zwar die Fontana dei Quattro Fiumi auf der Piazza Navona und die Fontana del Tritone auf der Piazza Barberini. Nach der Sprengung des Schlosses wurde er abgetragen und eingelagert, 1969 sodann restauriert und genau am Schnittpunkt der Achsen Fersehturm und Rotes Rathaus aufgestellt.

Im Mittelpunkt steht natürlich der Neptun mit seinem Dreizack. Er wird von Tritonen getragen und ist von Kindern umringt. Auch alles mögliche Wassergetier ist vorhanden. Am Rand der Brunnenschale sitzen vier Frauenfiguren, sie stellen die Flüsse Rhein, Weichsel, Oder und Elbe dar. Böse Berliner Zungen bemerken angeblich, dass es die einzigen Berlinerinnen sind, die den Rand halten können. Ja, und eines muss ich hier wieder mal loswerden: Jeder Neptun ist schöner als der in Florenz, denn der schaut so dämlich drein ...

Das Becken ist natürlich derzeit leer. Wir sind nicht die Einzigen, die es sich erlaubt haben, darin herumzustehen. Die beiden Fotos zeigen, wie es aussieht, wenn einer fotografiert, wie eine von einer anderen fotografiert wird ... und das Ergebnis dazu. Es gibt von diesem "Ereignis" noch weitere Fotos, das sieht zwar witzig aus, würde aber hier den Rahmen sprengen.

Die Marienkirche geht auf das 13. Jahrhundert zurück, wurde aber nach Beschädigungen im 14. Jahrhundert wahrscheinlich verändert aufgebaut. Der Turm stammt aus dem 15. Jahrhundert, der neogotische Turmhelm ist ein Werk von Carl Gotthard Langhans zu Ende des 18. Jahrhunderts. Auch im 19. Jahrhundert wurde umgebaut und natürlich auch in den 60ern, um die Kriegszerstörungen zu beseitigen.

Auch die Kirche wirkt auf dieser riesigen Fläche irgendwie isoliert. Sie steht alleine, von einigen Bäumen abgesehen, und der Fernsehturm steht übermächtig in der Nähe. Man muss sich vorstellen, dass hier der historische Stadtkern von Berlin ist, und das fällt einem ziemlich schwer.

Das Innere hat mich nicht wirklich beeindruckt. Künstlerisch bedeutend ist die Alabaster-Kanzel von Andreas Schlüter aus 1703, das habe ich erst nachträglich gelesen. Sie ist mir nicht aufgefallen, aber ich habe sie fotografiert. Was ich nicht ins Bild gebracht habe, obwohl es mir aufgefallen ist: Die Kirchenbänke sind in zwei Richtungen aufgestellt, einige Reihen "normal" mit Blick zum Altar, einige im rechten Winkel dazu in Richtung Kanzel.

In der Turmhalle befindet sich eines der bedeutendsten erhaltenen mittelalterlichen Kunstwerke Berlins, das Fresko "Totentanz". Ich habe leider kein Foto davon, aber ich glaube, man hätte darauf ohnehin nicht viel gesehen. Die Malereien sind laut Reiseführer in einem schlechten Zustand. Das Mauerwerk ist hinter Glas, ich glaube mich auch an Holzverstrebungen und Gerüste zu erinnern, also nehme ich an, es wird derzeit restauriert, ganz präsent ist der Anblick aber nicht mehr bei mir.

Überquert man die Spandauer Straße, steht man auf dem Marx-Engels-Forum. Ob man diesen Platz jetzt auch noch so bezeichnet, weiß ich nicht. Die Sache ist nämlich die: Früher standen (Friedrich Engels) bzw. saßen (Karl Marx) hier die beiden überlebensgroß dargestellten Herren inmitten dieses Platzes und blickten in Richtung Fernsehturm. Im Rücken hatten sie den mittlerweile geschleiften Palast der Republik. Zur gesamten Anlage zählten auch noch Reliefwände und Stelen mit Fotos aus der Geschichte der Arbeiterbewegung. Alles in allem also eine eindrucksvolle Inszenierung.

Nach der Wende wurde das Ensemble natürlich kontroversiell diskutiert. Die einen sahen darin ein anachronistisches Relikt, die anderen eine Dokumentation eines Teiles der Berliner Geschichte. Faktum ist, dass heute die beiden Figuren aufgrund der Bauarbeiten für den Weiterbau der U5 ihren Platz gewechselt haben. Sie stehen verschämt am Rand der Anlage, sind mit Baustellenzäunen regelrecht "eingesperrt". Die anderen Teile hat man irgendwie darum herum gruppiert, nein ... einfach hingestellt. Ob das Graffiti "Beim nächsten Mal wird alles besser", das jemand auf der Rückseite an den Sockel gesprayt hat, noch vorhanden ist, kann ich jetzt leider nicht sagen, ich habe es verabsäumt, rundherum zu gehen.

Wir gehen nun ein Stück am Spreeufer entlang. Eine Menge Eis schwimmt auf dem Wasser. Im Moment sind die Eisschollen gerade so dicht aneinander, dass sich der Berliner Dom gar nicht spiegeln kann. Eine gute halbe Stunde später werden wir hier wieder vorbeikommen und eine etwas andere Ansicht vorfinden. Jetzt steuern wir jedenfalls als nächstes Ziel das Nikolaiviertel an.

Der Vorgängerbau der Nikolaikirche stammt aus dem 13. Jahrhundert und kann deswegen als das älteste christliche Gotteshaus Berlins bezeichnet werden. Im 14. Jahrhundert wurde nach einem Brand neu gebaut. Die eigenartigen Zwillingstürme kamen erst Ende des 19. Jahrhunderts dazu. Das im Krieg bis auf die Grundmauern zerstörte Gebäude blieb zunächst als Ruine bestehen und wurde in den 80ern wieder aufgebaut. Heute befindet sich darin ein Museum für sakrale Plastiken. Man kann, ohne es zu besuchen, ein Stück in die Kirche hineingehen und auch einen Blick in den Kirchenraum werfen. Sieht ganz interessant aus, man hat bunte, moderne "Zutaten" verwendet.

Vor der Kirche befindet sich ein Brunnen mit einer Säule, auf der ein Bär mit einem Wappenschild steht. Er heißt Gründungs- oder Wappenbrunnen. Nicht weit entfernt davon sitzen Heerscharen von Plüschbären auf der gepflasterten Straße, um von Touristen gekauft zu werden. Aber zurück zum Brunnen: Der Entwurf stammt aus den 20ern, er wurde aber erst 1987 errichtet und soll an die Berliner Stadtgründung erinnern.

Im Nikolaiviertel befand sich nämlich Berlins allerälteste Ansiedlung, bereits im 13. Jahrhundert wurde diese zur Stadt erhoben. Der Zweite Weltkrieg hat so gut wie nichts davon übrig gelassen. So wurden hier in den 80ern historische Häuser aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert, die teilweise ursprünglich auch woanders standen, rekonstruiert. Das ist nicht immer ganz gut gelungen, wenn man genau hinschaut (z.B. auf dem Foto rechts unten), aber im Großen und Ganzen ist das Viertel ein hübscher Blickfang, eine gemütliche, kleinstädtische Zone, in der man gerne ein wenig herumspaziert.

Wir kommen nun an einem Gebäude vorbei, dessen Kuppel mir schon seit unserer Ankunft ein paarmal aufgefallen ist, da sie ziemlich hoch über das Häusermeer aufragt. Ich konnte es nicht einordnen, denn es ist in keinem meiner Reiseführer vermerkt und ist mir auch sonst bei meinen Vorbereitungen nicht begegnet. Sieht aber doch eigentlich recht stattlich aus, denke ich mir. Ich mache Fotos davon, um dann zu Hause herauszufinden, welches Bauwerk das ist.

Es war nicht schwer, das Gebäude hat einen langen, ausführlichen Wikipedia-Artikel. Es handelt sich um das Alte Stadthaus. Es wurde 1902-11 als Verwaltungsgebäude errichtet, da das Rathaus für die wachsende Stadt und die daraus resultierenden Aufgaben zu klein geworden war. Ludwig Hoffmann schuf dieses monumentale Gebäude, das nicht nur die Platznot beseitigen, sondern auch Repräsentationszwecken dienen sollte. Darum auch dieser 80 Meter hohe Turm mit Kuppel, auf der eine Figur der Fortuna thront. Natürlich hat auch dieses Bauwerk eine wechselvolle Geschichte erlebt, die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs waren mit etwa 50 % aber vergleichsweise gering. Es wurde wieder aufgebaut und beherbergte dann den DDR-Ministerrat. In den 90ern gab es eine vollständige Renovierung, und heute ist darin die Berliner Senatsinnenverwaltung untergebracht. Damit wäre das Rätsel also gelöst.

Schräg gegenüber befindet sich das Ephraim-Palais. Der äußerst vermögende Veitel Heine Ephraim, Hofjuwelier und Münzpächter Friedrichs des Großen, Händler und Bankier errichtete Mitte des 18. Jahrhunderts dieses überreich verzierte und exquisit ausgestattete Stadthaus im Rokoko-Stil. Besonders die abgerundete Eckfassade war zu dieser Zeit auffallend und wurde "die schönste Ecke Berlins" genannt. 1936 wurde der Mühlendamm verbreitert, das Gebäude war im Weg und wurde abgetragen. Die Bauteile und Verzierungen wurden eingelagert und haben auf diese Weise den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden. Das Haus wurde 1987 etwas versetzt aber originalgetreu wieder aufgebaut. Heute ist es eine Dependance des Märkischen Museums, das sich etwas weiter östlich am anderen Spree-Ufer befindet und bei uns aus Zeitgründen durch den Rost gefallen ist.

Am Ephraim-Palais vorbei erreichen wir das Spree-Ufer, das wir nun entlang gehen. Auf der gegenüberliegenden Seite steht die Berliner Stadtbibliothek. Sie reicht unmittelbar an den Fluss heran und erinnert mich damit - natürlich eher nicht so sehr im Baustil, wohl aber in der Anlage - an Venedig. Wir sind nun wieder im Baustellengebiet, dieser Herr sitzt inmitten aller Absperrzäune auf seinem Sockel und lässt die Beine baumeln. Er sieht so aus, als hätte er es aufgegeben sich zu wundern.

Wir kommen nun an die Stelle zurück, wo wir zuerst schon den Berliner Dom und die eisschollenbedeckte Spree fotografiert haben. Hier gibt es nun ein Foto mit einer schönen Spiegelung. Warum jetzt so wenig Eis da ist? Ich habe keine Erklärung. Der Berliner Dom kam schon einige Male ins Bild. So wird es Zeit, darüber auch einmal ein paar Worte zu verlieren.

Seine Geschichte geht bis ins Mittelalter zurück, genaugenommen bis ins 15. Jahrhundert. Im 18. Jahrhundert ließ Friedrich der Große ein barockes Gotteshaus errichten, das zu Beginn des 19. Jahrhunderts klassizistisch verändert wurde. Zu Ende dieses Jahrhunderts schließlich musste dies alles einem Neubau weichen. Im Stil einer barock beeinflussten italienischen Hochrenaissance (was immer das nun für die Optik genau bedeuten soll, ich habe diese klugen Worte von "berlin.de" übernommen) entstand eine dreigeteilte Kirche, die aus Predigtkirche, Tauf- und Traukirche und der heute nicht mehr vorhandenen Denkmalkirche bestand. Im Zweiten Weltkrieg - wie könnte es anders sein - wurde der Dom schwer beschädigt. Erst in den 70ern wurde mit dem Wiederaufbau begonnen, der außen in den nächsten Jahren fertiggestellt werden konnte, innen aber bis ins neue Jahrtausend andauerte. Hier ein paar Fotos - der Dom, etwas näher betrachtet. Denn mittlerweile haben wir die Spree überquert und befinden uns auf der Museumsinsel.

Die Spree teilt sich im Herzen Berlins auf zwei Arme, schließt sich wieder und bildet damit eine Insel. Der nördliche Teil davon beherbergt ausschließlich Museen, nicht weniger als fünf an der Zahl. Es handelt sich um das Alte Museum, das Neue Museum, die Alte Nationalgalerie, das Pergamonmuseum und das Bodemuseum. Wir haben keines besucht, bei vier Tagen Berlin ist das zeitmäßig einfach nicht drin. Man wüsste nicht, mit welchem man anfangen soll. Fest steht aber, dass jedes für sich aufgrund der bedeutenden Kunstschätze, die darin ausgestellt werden, sehenswert ist. Ich bin kein begeisterter Museumsbesucher, aber hier hatte ich schon teilweise das Gefühl, etwas zu versäumen. Nun ... es ist ja nicht ausgeschlossen, dass ich einmal wiederkomme und mehr Zeit habe.

Direkt vor dem Berliner Dom befindet sich der Lustgarten. Der war in seiner Geschichte Kräutergarten, Paradeplatz, Park und dann wieder Aufmarschplatz. Heute ist ein Brunnen und ein wenig Wiese dort. Im rechten Winkel zum Dom steht das Alte Museum, es nimmt fast die gesamte Breitseite des Lustgartens ein. Es war das erste Museum in diesem Areal und wurde um 1830 errichtet, im Zentrum mit einer Rotunde, die an das Pantheon in Rom erinnert, ausgestattet. Zu Ende des Zweiten Weltkriegs brannte das Gebäude nieder und wurde 1966 wieder aufgebaut, jedoch nur die Rotunde in der alten Form. Im Alten Museum ist ein Teil der Antikensammlung untergebracht.

Die riesige Granitschale vor dem Museum, die 1834 aus einem einzelnen Findling hergestellt wurde, hat einen Durchmesser von sieben Metern und war eigentlich für das Innere der Rotunde gedacht. Sie war dafür aber wohl etwas zu überdimensioniert. 1935 wurde sie an einen Platz nördlich des Domes übersiedelt und 1981 wieder zurückgebracht. Dabei zerbrach sie und wurde wieder zusammengefügt. Ein Riss soll noch deutlich zu sehen sein. Ich habe das alles vorher zwar gelesen, aber die Schale ist mir vor Ort überhaupt nicht aufgefallen. Wenn ich jetzt meine Fotos betrachte ... tatsächlich ... sie ist da.

Wir gehen rechts am Alten Museum vorbei, queren einen Säulengang und stehen vor der Alten Nationalgalerie. Sie wurde um 1870 errichtet und war nach den Kriegszerstörungen das erste Gebäude der Museumsinsel, das wieder zugänglich gemacht werden konnte. Anfang des neuen Jahrtausend wurde sie nach einer umfassenden Restaurierung wieder eröffnet. Sie beherbergt heute eine bedeutende Sammlung von Skulpturen und Gemälden des 19. Jahrhunderts.

Wir wenden uns nach links und blicken damit auf das Neue Museum. Das um 1850 errichtete Gebäude stand nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs lange Jahre als Ruine da. Erst 1999 wurde mit der Restaurierung begonnen, seit 2009 erstrahlt es in neuem Glanz. Vorausgegangen sind dem jedoch zahlreiche Diskussionen über die Neugestaltung. Es enthält das Ägyptische Museum mit der Papyrussammlung (u.a. die berühmte Büste der Nofretete), das Museum für Vor- und Frühgeschichte und wiederum Teile der Antikensammlung.

Im Museumsareal wird noch weiterhin gebaut und renoviert. Damit habe ich nicht wirklich ein Problem. Schon eher mit der Tatsache, dass mein Gerhard nun plötzlich auf einmal kategorisch ablehnt, sich heute noch weiterhin mit Sehenswürdigkeiten zu beschäftigen. Er hat einfach genug. Okay, eigentlich verstehe ich es, ich bin auch schon leicht groggy. Aber dieser Umstand macht mir sicher beim Erstellen meiner Reisegeschichte Probleme. Das weiß ich jetzt schon. Wie werde ich diese Klippe umschiffen? Okay, ich versuche es mal so: Ich führe der Ordnung halber gleich an dieser Stelle noch die Beschreibung der beiden fehlenden Museen auf der Museumsinsel an. Fotos davon gibt es einen Tag später, denn da sind wir - ganz "pflichtbewusst" - an den noch ausständigen Gebäuden vorbeigegangen. Somit bleibt die Chronologie gewahrt ... und hoffentlich auch die Lesbarkeit meiner Seite.

Das Pergamonmuseum wurde zwischen 1910 und 1930 errichtet, es gab allerdings schon einen Vorgängerbau um 1900. Auch dieser Bau wurde im Zweiten Weltkrieg stark in Mitleidenschaft gezogen. Heute befinden sich dort eine weitere Antikensammlung, das Museum für Islamische Kunst und das Vorderasiatische Museum. Die wichtigsten Ausstellungsstücke sind der Pergamon-Altar, das Markttor von Milet, das Ischtar-Tor und die Mschatta-Fassade.

Das Bode-Museum wurde um 1900 errichtet. Es steht genau an der Stelle, wo die beiden Spree-Arme wieder zusammenfließen. Nach Kriegsende konnten bereits in den 50ern und 60ern wieder Teile der Ausstellung den Besuchern zugänglich gemacht werden. Sodann wurde teilweise bei laufendem Museumsbetrieb renoviert, teilweise folgten Phasen mit Komplettsanierung. Seit 2006 steht es den Besuchern wieder mit einer Skulpturensammlung, einem Museum für Byzantinische Kunst und einem Münzkabinett zur Verfügung.

Wir aber haben mittlerweile die Museumsinsel verlassen und gehen an der Seitenfassade des Zeughauses mit den trompetenden Engeln auf dem Dach vorbei die Spree entlang. Weiters entsteht noch ein Foto von der Schlossbrücke mit ihren schönen weißen Figuren. Wir werfen einen Blick auf den Berliner Dom, wobei es hier endlich einmal gelingt, den allgegenwärtigen Fernsehturm fotografisch hinter der Kuppel zu verstecken. Nur mehr ein wenig "rot-weiß-rot-weiß-rot" ist davon noch zu sehen. Ich bin übrigens nicht alleine auf die Idee gekommen, diesen Schnappschuss zu machen. Dann steigen wir in den Bus 200 und lassen uns bis zum Bahnhof Zoo und damit in die Nähe unseres Hotels kutschieren.

Erst nach einer kleinen Ruhepause machen wir uns an einen abendlichen Rundgang, besser gesagt an eine abendliche Fahrt. Wir nehmen die S7 Richtung Charlottenburg, steigen aber etwas früher aus und gehen ein Stück zu Fuß. Von einer Brücke aus sehen wir die Lichter des Kraftwerks Charlottenburg. Bald darauf erreichen wir den Vorplatz des Schlosses. Das sieht - so nächtlich beleuchtet - wirklich toll aus.

Schloss Charlottenburg wurde zu Ende des 17. Jahrhunderts vom Architekten J. Arnold Nering als kleines Gartenschloss für die Gattin des Kurfürsten Friedrich III., Sophie Charlotte, errichtet und erst einige Jahre später, als Friedrich erster König von Preußen wurde, nach Versailler Vorbild ausgebaut und vergrößert. Da kam auch die auffällige Kuppel dazu. Baumeister war Eosander von Göthe (ist richtig geschrieben, auch wenn es ungewohnt aussieht).

Nach Friedrichs Tod ruhten die noch geplanten Bauarbeiten, bis dann Mitte des 18. Jahrhunderts unter Friedrich dem Großen Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff einen weiteren Flügel anbaute. Zu Ende des Jahrhunderts kam auch noch ein Schlosstheater dazu, der Schöpfer dieses Bauwerks ist Carl Gotthard Langhans. Der Wiederaufbau nach dem Krieg, der sich weitgehend am Original orientierte, dauerte fast 20 Jahre.

Gegenüber liegen zwei Museumsgebäude, die Sammlung Scharf-Gerstenberg und das Museum Berggrün. Die beiden Gebäude - wie man auf dem Foto sehen kann - sehen völlig identisch aus. Der einzige Unterschied ist (abgesehen davon, dass mein Aufnahmewinkel verschieden ist und nur eines der Fotos wirklich gute Qualität hat), dass vor dem einen eine Autoreihe steht und vor dem anderen Fahnen zu sehen sind. Etwas dahinter liegt das Bröhan-Museum, das kam allerdings nicht ins Bild.

Der abendliche Ausflug nach Charlottenburg entpuppt sich als recht vernünftige Vorgehensweise. Denn bei Tag hätten wir einen Besuch dieses Schlosses ohnehin zeitlich nicht mehr untergebracht.

Wir beschließen noch ein Stück zu Fuß zu gehen, und zwar in Richtung Stadtzentrum, das geeignete Verkehrsmittel, um zum Hotel zurückzukommen, wird uns dabei mit Sicherheit begegnen, denken wir uns. Ohne danach gesucht zu haben, stehen wir vor dem Rathaus Charlottenburg. Ich finde es sehr fotogen, wahrscheinlich ist es im Finstern viel schöner als am Tag. Genau gegenüber befindet sich eine Bushaltestelle, und ... wie praktisch ... der M45 fährt zum Bahnhof Zoo.

Da es noch ein wenig zu bald ist, um schlafen zu gehen, spazieren wir von dort weg noch ein Stück den Kudamm rauf und runter und schauen beim Neuen Kranzler-Eck vorbei. Die Sittiche in der Voliere schlafen schon und sitzen aneinandergekuschelt auf einem Ast. Die moderne Architektur, die mir gestern schon bei Tag recht gut gefallen hat, enttäuscht am Abend umso weniger. Toll schaut das aus!

Um uns aufzuwärmen, geht es anschließend wieder kurz zu McDonalds auf einen heißen Kakao. Dann falle ich wirklich hundemüde ins Bett.

 

Die kleinen Fotos von den Sehenswürdigkeiten kann man anklicken, um ein größeres Foto betrachten zu können.

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