Helga Buchegger
Aquarellmalerei

 

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Persönliches zum Thema Malen


Wie bin ich eigentlich zum Malen gekommen?

Da muss ich ganz schön weit ausholen. Als Kind habe ich gerne gezeichnet. Meine Mama war da ziemlich geschickt und hat mir einiges beigebracht. Da sie als gelernte Schneiderin auch Modezeichnen gelernt hat, hat sie mir auch gezeigt, wie die Proportionen im Gesicht und im Körper auszusehen haben. Das hat mich sehr interessiert, und ich hatte dabei gleichaltrigen Kindern einiges voraus.

In der Volksschule hatte ich gar nicht so viel Freude, denn da war Malen und nicht Zeichnen angesagt. Man musste sich immer an gewisse Vorgaben halten. Malen musste man immer ohne Vorzeichnung, was ich bis heute nicht verstehe. Man durfte keine Konturen machen, man durfte eben nicht zeichnen, sondern man musste malen, und das mit einem störrischen Borstenpinsel oder mit stumpfen Ölkreiden. Das fiel mir eher schwer. Ich hatte keine Freude daran.

Abseits von der Schule habe ich mich mit Comics beschäftigt. Ich las damals mit Begeisterung „Fix und Foxi“ und habe die ganzen Charaktere zuerst abgezeichnet und dann auch genau im Kopf gehabt, wie sie aussehen. Heute denke ich mir, das ist ja wirklich total einfach, das sind ja nur Linien und Farbflächen. Aber damals haben immer alle geglaubt, ich habe es nur abgepaust. Dass ich es aber freihändig gezeichnet habe, gab mir das Gefühl etwas zu können, was nicht alle können, nämlich durch genaues Beobachten etwas zu Papier zu bringen, was ich sehe.

Im Gymnasium war meine Freude zweigeteilt. Das Malen mit den Deckfarben und dem Borstenpinsel hat mir natürlich immer noch nicht zugesagt, besonders hassenswert waren für mich auch damals wieder die Ölkreiden, ein Medium, mit dem mir nie wirklich etwas gelungen ist. Personen waren immer nur unförmige Frösche, Landschaften wie von einem Kindergartenkind gemacht. Das Schönschreiben mit der Redisfeder habe ich ebenfalls verabscheut. Hingegen Bleistiftzeichnungen, Linolschnitt, Kohlezeichnungen und Radierungen – das hat mir gefallen. Ich konnte schon zu dieser Zeit ganz gut nach Fotos zeichnen. Damals habe ich auch schattieren, verwischen und schraffieren gelernt. Aus heutiger Sicht sind das natürlich keine Kunstwerke, aber damals hatte ich Freude damit. Es ist schwierig, halbwegs brauchbare Fotos davon zu machen, die Bleistiftzeichnungen haben schon viel an Farbe verloren.

Da aber das Zeichnen immer nur ein kleiner Ausschnitt im Fach „Bildnerische Erziehung“ war und mir das andere nicht so gut gefallen hat, war es für mich ganz logisch – nicht mal eine wirklich ernsthafte Überlegung wert – für die beiden letzten Jahre der Oberstufe den Gegenstand „Musikerziehung“ anstatt des Gegenstandes „Bildnerische Erziehung“ auszuwählen. Wenn man mich kennt oder meine Seite über Musik liest, wird man diese Entscheidung noch besser verstehen. Fest steht jedenfalls, dass ich mich von der 7. Klasse Gymnasium weg (also so Mitte der 70er) weder mit Malen noch mit Zeichnen beschäftigt habe, zumindest kann ich mich an nichts erinnern.

Es war so Ende der 80er Jahre, ich war damals schon mit meinem Gerhard zusammen, unser Sohn Michael war aber noch nicht auf der Welt, da muss ich meinen alten Deckfarbenkasten aus der Schulzeit ausgegraben haben. Warum weiß ich nicht, jedenfalls muss der Wunsch da gewesen sein, mich damit zu beschäftigen, und der Farbkasten begleitete uns auf einen Urlaub nach Italien. Dort habe ich ein Bild gemalt – die Betonung liegt auf „gemalt“, das verwundert mich heute noch, denn das habe ich ja nie gekonnt und nie gemocht.

Ich nahm ein billiges Zeichenpapier, teilte es querformatig in 2/3 unten für das Meer und 1/3 oben für den Himmel, malte oben Preußischblau, unten Ultramarin (heute würde ich diese zwei Blau in einem Bild vielleicht mischen, aber nicht nebeneinander stellen, außerdem hatte ich noch keine Ahnung von einem wirklichen Aquarell, nämlich dass die Farben dabei durchsichtig und lasierend und niemals deckend sind). Dann stellte ich fest, dass mir ein tiefer Horizont besser gefallen würde und dass die beiden Blau vertauscht ohnehin besser das Dargestellte ausdrücken könnten, und so drehte ich das Bild kurzerhand um.

Dann malte ich eine schöne, große, strahlend orange Sonne, die noch ganz rund oberhalb des Horizonts steht (heute würde ich eine versinkende malen, alles andere ist unrealistisch). Während ich noch überlegte, ob ich ganz kitschig ein Fischerboot einfügen sollte, damit sich auf dem Bild noch was tut, fiel mir der schwarz(heute würde ich irgendeine dunkle Farbe nehmen, aber nicht unbedingt Schwarz)-getränkte Pinsel (heute würde ich so einen „Besen“ nicht mal mehr anrühren) aus der Hand. Die Stelle für das Boot war somit gefunden, der ungewollte Fleck war höher als breit, also aufrecht, so musste notgedrungen auch noch ein Fischer auf das Boot. Ich habe dann noch einige Mühe angewendet, Himmel und Wasser zu strukturieren und die Sonne „ausstrahlen“ zu lassen über den Himmel und auch in Spiegelungen auf dem Wasser.

Eines ist klar, wenn ich dieses Bild heute ansehe: Es ist nicht nur mit extrem miesem Material gemacht, sondern es ist auch so ziemlich alles daran falsch, was man falsch machen kann. ABER: Es hat eine gewisse Wirkung auf mich, nicht nur, weil es mein erstes (vermeintliches) Aquarell ist, sondern weil ich in meiner noch völlig unwissenden Unbekümmertheit etwas gemacht habe, was mir gefallen hat. Das Bild ist noch jahrelang an einer sehr guten Stelle in unserem Schlafzimmer gehängt, bis ich es dann doch gegen mittlerweile schon halbwegs gute Blumenaquarelle ausgetauscht habe. In den langen Jahren nachher habe ich oft diese Unbekümmertheit meiner ersten, aus heutiger Sicht total missratenen Bilder zurückgewünscht. Mittlerweile kann ich viel und weiß ich viel, und das ist nicht immer gut.

Meine Anfänge sind also schon ziemlich lange her. Ich habe mich von dort weg längere Zeit nur sehr sporadisch mit Malen befasst. Intensiver beschäftige ich mich erst seit ein paar Jahren. Und leider passiert es auch jetzt noch oft, dass ich monatelang keinen Pinsel in die Hand nehme.


Sehen Lernen:

In irgendeinem Anleitungsbuch für angehende Maler habe ich vor langer Zeit folgende Sätze gelesen: „Sie werden staunen, wie sie ihre Umgebung auf einmal mit anderen Augen betrachten. Sie werden Farben und Formen und Motive sehen, die sie vorher nie beachtet hätten. Sie werden neu Sehen lernen“. Ich fand das zunächst ziemlich übertrieben, aber mittlerweile habe ich festgestellt, dass es wirklich stimmt: Ich habe seit Beginn meiner Beschäftigung mit dem Aquarellmalen tatsächlich neu „Sehen gelernt“.

Es kann nicht sein, dass es mir nicht auffällt, dass die Sonne besonders glühend untergeht, dass ein Baum sich besonders schön gegen den Hintergrund abhebt, dass ein Gebäude sich besonders gut in die Landschaft einfügt, welch wunderbare Farbenpracht ein Rapsfeld unter einem strahlend blauen Himmel bietet. Ich übersehe nicht mal morgens im Winter, wenn ich eigentlich noch lieber im Bett geblieben wäre, weil es noch so finster und unfreundlich ist, wie schön und "vorsichtig" die ganz zarten Farben der Frühe über den Himmel in unserer Siedlung heraufziehen. Ich räume aber ein, dass das vielleicht nicht nur ein Ergebnis meiner nun schon langjährigen Malerei, sondern auch ein Zeichen des Älterwerdens und damit Bewussterwerdens von schönen Dingen ist. Ich habe in den letzten Jahren gelernt, nicht alles herum als selbstverständlich und nicht beachtenswert hinzunehmen, sondern mir möglichst oft bewusst zu sein, dass alles Schöne, das einem umgibt, ein Geschenk ist. Das kann ich nicht vom Sehen Lernen durch die Malerei trennen und will es auch nicht.

Es geht aber nicht nur um das Wahrnehmen von schönen Dingen, Stimmungen, .... Durch das Malen wird man auch aufmerksamer für Farben und Licht. Natürlich ist es klar, dass ein Baumstamm im Gegenlicht völlig schwarz ist und derselbe von der Sonne beschienen und vor einem dunklen Hintergrund beinahe weiß wirken kann. Natürlich ist es klar, dass es unendlich viele Schattierungen einer Farbe auf einem einfärbigen Gegenstand gibt. Natürlich ist es klar, dass Farben nebeneinander sich beeinflussen, steigern oder mildern, dass sie kalt oder warm wirken,.... Das sind erklärbare Phänomene, die mich früher nur mäßig interessiert hätten. Mittlerweile bin ich gewohnt, sie zu beobachten ohne mich darauf konzentrieren zu müssen. Es geht von selber.

Ich habe also mit Sicherheit besser Sehen gelernt, obwohl meine Augen leider mittlerweile mehr an Dioptrien bei der Brille benötigen.


Besuch der Kokoschka-Ausstellung im Kunstmuseum Lentos in Linz, Oktober 2008:

"Kunst ist nicht dazu da, schön zu sein!"

Ich war zum ersten Mal im Lentos ... endlich ... wohl höchste Zeit, es mal auch von innen zu sehen. Die Kokoschka-Ausstellung war der Grund für diesen Besuch. Sie war sehr gut gemacht, es wurde Hintergrundinformation geboten, und zwar in gerade richtiger Menge, nicht zuviel und nicht zuwenig.

Es waren relativ viele Leute da, auch eine Schulklasse, ich würde schätzen, die jungen Leute waren so um die 14 Jahre alt. Ich habe der Dame, die die Führung für sie gemacht hat, eine Weile zugehört. Es schien mir sehr gut auf ihr junges Publikum zugeschnitten, was sie da von sich gab. Wir befanden uns gerade vor ein paar außerordentlich bedrückenden Bildern. Es fiel das Wort "grauenhaft", und daraufhin wurde erklärt, dass ein Künstler, wenn es ihm gerade schlecht geht, natürlich keine hübschen, fröhlichen Bilder malt. Und dann kam von der Dame ein Satz, der mich sehr nachdenklich gemacht hat: "Kunst ist nicht dazu da, schön zu sein!".

Das hat mich eine Zeitlang ziemlich beschäftigt. Und ich bin mir bis jetzt noch nicht sicher, ob ich das zu 100% unterschreiben möchte. Natürlich ist es nicht Bedingung, dass etwas nur Kunst ist, wenn es schön ist. Aber ich finde, man sollte doch wenigstens gelten lassen, dass es auch ein Auftrag der Kunst sein kann (nicht muss), dem Betrachter Freude zu schenken. Wenn ich ein Blumenbild male und es hübsch geworden ist, freue ich mich. Wenn ich das Gefühl habe, dass es einem Betrachter Freude macht, ist für mich der Sinn erfüllt. Wenn aber Kunst nicht dazu da ist schön zu sein, … puh ... dann kann aus mir wohl NIE ein Künstler werden.

 

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