Persönliches zum Thema
Malen
Wie bin ich eigentlich zum Malen gekommen?
Da muss ich ganz schön weit ausholen. Als
Kind habe ich gerne gezeichnet. Meine Mama war da ziemlich
geschickt und hat mir einiges beigebracht. Da sie als gelernte
Schneiderin auch Modezeichnen gelernt hat, hat sie mir auch
gezeigt, wie die Proportionen im Gesicht und im Körper
auszusehen haben. Das hat mich sehr interessiert, und ich hatte
dabei gleichaltrigen Kindern einiges voraus.
In der Volksschule hatte ich gar nicht so viel
Freude, denn da war Malen und nicht Zeichnen angesagt. Man musste
sich immer an gewisse Vorgaben halten. Malen musste man immer
ohne Vorzeichnung, was ich bis heute nicht verstehe. Man durfte
keine Konturen machen, man durfte eben nicht zeichnen, sondern
man musste malen, und das mit einem störrischen
Borstenpinsel oder mit stumpfen Ölkreiden. Das fiel mir eher
schwer. Ich hatte keine Freude daran.
Abseits von der Schule habe ich mich mit Comics
beschäftigt. Ich las damals mit Begeisterung „Fix und
Foxi“ und habe die ganzen Charaktere zuerst abgezeichnet
und dann auch genau im Kopf gehabt, wie sie aussehen. Heute denke
ich mir, das ist ja wirklich total einfach, das sind ja nur
Linien und Farbflächen. Aber damals haben immer alle
geglaubt, ich habe es nur abgepaust. Dass ich es aber freihändig
gezeichnet habe, gab mir das Gefühl etwas zu können,
was nicht alle können, nämlich durch genaues Beobachten
etwas zu Papier zu bringen, was ich sehe.
Im Gymnasium war meine Freude zweigeteilt. Das
Malen mit den Deckfarben und dem Borstenpinsel hat mir natürlich
immer noch nicht zugesagt, besonders hassenswert waren für
mich auch damals wieder die Ölkreiden, ein Medium, mit dem
mir nie wirklich etwas gelungen ist. Personen waren immer nur
unförmige Frösche, Landschaften wie von einem
Kindergartenkind gemacht. Das Schönschreiben mit der
Redisfeder habe ich ebenfalls verabscheut. Hingegen
Bleistiftzeichnungen, Linolschnitt, Kohlezeichnungen und
Radierungen – das hat mir gefallen. Ich konnte schon zu
dieser Zeit ganz gut nach Fotos zeichnen. Damals habe ich auch
schattieren, verwischen und schraffieren gelernt. Aus heutiger
Sicht sind das natürlich keine Kunstwerke, aber damals hatte
ich Freude damit. Es ist schwierig, halbwegs brauchbare Fotos
davon zu machen, die Bleistiftzeichnungen haben schon viel an
Farbe verloren.
   
   
Da aber das Zeichnen immer nur ein
kleiner Ausschnitt im Fach „Bildnerische Erziehung“
war und mir das andere nicht so gut gefallen hat, war es für
mich ganz logisch – nicht mal eine wirklich ernsthafte
Überlegung wert – für die beiden letzten Jahre
der Oberstufe den Gegenstand „Musikerziehung“ anstatt
des Gegenstandes „Bildnerische Erziehung“
auszuwählen. Wenn man mich kennt oder meine
Seite über Musik liest, wird man diese Entscheidung noch
besser verstehen. Fest steht jedenfalls, dass ich mich von der 7.
Klasse Gymnasium weg (also so Mitte der 70er) weder mit Malen
noch mit Zeichnen beschäftigt habe, zumindest kann ich mich
an nichts erinnern.
Es war so Ende der 80er Jahre, ich war
damals schon mit meinem Gerhard zusammen, unser Sohn Michael war
aber noch nicht auf der Welt, da muss ich meinen alten
Deckfarbenkasten aus der Schulzeit ausgegraben haben. Warum weiß
ich nicht, jedenfalls muss der Wunsch da gewesen sein, mich damit
zu beschäftigen, und der Farbkasten begleitete uns auf einen
Urlaub nach Italien. Dort habe ich ein Bild gemalt – die
Betonung liegt auf „gemalt“, das verwundert mich
heute noch, denn das habe ich ja nie gekonnt und nie gemocht.
Ich nahm ein billiges Zeichenpapier,
teilte es querformatig in 2/3 unten für das Meer und 1/3
oben für den Himmel, malte oben Preußischblau, unten
Ultramarin (heute würde ich diese zwei Blau in einem Bild
vielleicht mischen, aber nicht nebeneinander stellen, außerdem
hatte ich noch keine Ahnung von einem wirklichen Aquarell,
nämlich dass die Farben
dabei durchsichtig und lasierend und niemals deckend sind). Dann
stellte ich fest, dass mir ein tiefer Horizont besser gefallen
würde und dass die beiden Blau vertauscht ohnehin besser das
Dargestellte ausdrücken könnten, und so drehte ich das
Bild kurzerhand um.
Dann malte ich eine schöne,
große, strahlend orange Sonne, die noch ganz rund oberhalb
des Horizonts steht (heute würde ich eine versinkende malen,
alles andere ist unrealistisch). Während ich noch überlegte,
ob ich ganz kitschig ein Fischerboot einfügen sollte, damit
sich auf dem Bild noch was tut, fiel mir der schwarz(heute würde
ich irgendeine dunkle Farbe nehmen, aber nicht unbedingt
Schwarz)-getränkte Pinsel (heute würde ich so einen
„Besen“ nicht mal mehr anrühren) aus der Hand.
Die Stelle für das Boot war somit gefunden, der ungewollte
Fleck war höher als breit, also aufrecht, so musste
notgedrungen auch noch ein Fischer auf das Boot. Ich habe dann
noch einige Mühe angewendet, Himmel und Wasser zu
strukturieren und die Sonne „ausstrahlen“ zu lassen
über den Himmel und auch in Spiegelungen auf dem Wasser.
Eines ist klar, wenn ich dieses Bild
heute ansehe: Es ist nicht nur mit extrem miesem Material
gemacht, sondern es ist auch so ziemlich alles daran falsch, was
man falsch machen kann. ABER: Es hat eine gewisse Wirkung auf
mich, nicht nur, weil es mein erstes (vermeintliches) Aquarell
ist, sondern weil ich in meiner noch völlig unwissenden
Unbekümmertheit etwas gemacht habe, was mir gefallen hat.
Das Bild ist noch jahrelang an einer sehr guten Stelle in unserem
Schlafzimmer gehängt, bis ich es dann doch gegen
mittlerweile schon halbwegs gute Blumenaquarelle ausgetauscht
habe. In den langen Jahren nachher habe ich oft diese
Unbekümmertheit meiner ersten, aus heutiger Sicht total
missratenen Bilder zurückgewünscht. Mittlerweile kann
ich viel und weiß ich viel, und das ist nicht immer gut.
Meine Anfänge sind also schon
ziemlich lange her. Ich habe mich von dort weg längere Zeit
nur sehr sporadisch mit Malen befasst. Intensiver beschäftige
ich mich erst seit ein paar Jahren. Und leider passiert es auch
jetzt noch oft, dass ich monatelang keinen Pinsel in die Hand
nehme.
Sehen Lernen:
In irgendeinem Anleitungsbuch für angehende
Maler habe ich vor langer Zeit folgende Sätze gelesen: „Sie
werden staunen, wie sie ihre Umgebung auf einmal mit anderen
Augen betrachten. Sie werden Farben und Formen und Motive sehen,
die sie vorher nie beachtet hätten. Sie werden neu Sehen
lernen“. Ich fand das zunächst ziemlich übertrieben,
aber mittlerweile habe ich festgestellt, dass es wirklich stimmt:
Ich habe seit Beginn meiner Beschäftigung mit dem
Aquarellmalen tatsächlich neu „Sehen gelernt“.
Es kann nicht sein, dass es mir nicht auffällt,
dass die Sonne besonders glühend untergeht, dass ein Baum
sich besonders schön gegen den Hintergrund abhebt, dass ein
Gebäude sich besonders gut in die Landschaft einfügt,
welch wunderbare Farbenpracht ein Rapsfeld unter einem strahlend
blauen Himmel bietet. Ich übersehe nicht mal morgens im
Winter, wenn ich eigentlich noch lieber im Bett geblieben wäre,
weil es noch so finster und unfreundlich ist, wie schön und
"vorsichtig" die ganz zarten Farben der Frühe über
den Himmel in unserer Siedlung heraufziehen. Ich räume aber
ein, dass das vielleicht nicht nur ein Ergebnis meiner nun schon
langjährigen Malerei, sondern auch ein Zeichen des
Älterwerdens und damit Bewussterwerdens von schönen
Dingen ist. Ich habe in den letzten Jahren gelernt, nicht alles
herum als selbstverständlich und nicht beachtenswert
hinzunehmen, sondern mir möglichst oft bewusst zu sein, dass
alles Schöne, das einem umgibt, ein Geschenk ist. Das kann
ich nicht vom Sehen Lernen durch die Malerei trennen und will es
auch nicht.
Es geht aber nicht nur um das Wahrnehmen von
schönen Dingen, Stimmungen, .... Durch das Malen wird man
auch aufmerksamer für Farben und Licht. Natürlich ist
es klar, dass ein Baumstamm im Gegenlicht völlig schwarz ist
und derselbe von der Sonne beschienen und vor einem dunklen
Hintergrund beinahe weiß wirken kann. Natürlich ist es
klar, dass es unendlich viele Schattierungen einer Farbe auf
einem einfärbigen Gegenstand gibt. Natürlich ist es
klar, dass Farben nebeneinander sich beeinflussen, steigern oder
mildern, dass sie kalt oder warm wirken,.... Das sind erklärbare
Phänomene, die mich früher nur mäßig
interessiert hätten. Mittlerweile bin ich gewohnt, sie zu
beobachten ohne mich darauf konzentrieren zu müssen. Es geht
von selber.
Ich habe also mit Sicherheit besser Sehen
gelernt, obwohl meine Augen leider mittlerweile mehr an Dioptrien
bei der Brille benötigen.
Besuch der Kokoschka-Ausstellung im
Kunstmuseum Lentos in Linz, Oktober 2008:
"Kunst ist nicht dazu da, schön zu
sein!"
Ich war zum ersten Mal im Lentos ... endlich ...
wohl höchste Zeit, es mal auch von innen zu sehen. Die
Kokoschka-Ausstellung war der Grund für diesen Besuch. Sie
war sehr gut gemacht, es wurde Hintergrundinformation geboten,
und zwar in gerade richtiger Menge, nicht zuviel und nicht
zuwenig.
Es waren relativ viele Leute da, auch eine
Schulklasse, ich würde schätzen, die jungen Leute waren
so um die 14 Jahre alt. Ich habe der Dame, die die Führung
für sie gemacht hat, eine Weile zugehört. Es schien mir
sehr gut auf ihr junges Publikum zugeschnitten, was sie da von
sich gab. Wir befanden uns gerade vor ein paar außerordentlich
bedrückenden Bildern. Es fiel das Wort "grauenhaft",
und daraufhin wurde erklärt, dass ein Künstler, wenn es
ihm gerade schlecht geht, natürlich keine hübschen,
fröhlichen Bilder malt. Und dann kam von der Dame ein Satz,
der mich sehr nachdenklich gemacht hat: "Kunst ist nicht
dazu da, schön zu sein!".
Das hat mich eine Zeitlang ziemlich beschäftigt.
Und ich bin mir bis jetzt noch nicht sicher, ob ich das zu 100%
unterschreiben möchte. Natürlich ist es nicht
Bedingung, dass etwas nur Kunst ist, wenn es schön ist. Aber
ich finde, man sollte doch wenigstens gelten lassen, dass es auch
ein Auftrag der Kunst sein kann (nicht muss), dem Betrachter
Freude zu schenken. Wenn ich ein Blumenbild male und es hübsch
geworden ist, freue ich mich. Wenn ich das Gefühl habe, dass
es einem Betrachter Freude macht, ist für mich der Sinn
erfüllt. Wenn aber Kunst nicht dazu da ist schön zu
sein, … puh ... dann kann aus mir wohl NIE ein Künstler
werden.
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